Sibylle Knauss

Evas Cousine

Roman
Cover: Evas Cousine
Claassen Verlag, München 2000
ISBN 9783546002363
Gebunden, 376 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Lange Gespräche, die sie mit Eva Brauns Cousine Marlene führte, inspirierten Sibylle Knauss zu diesem Roman. Marlene hatte sich während der letzten neun Monate von Hitlers Herrschaft zusammen mit Eva Braun am Obersalzberg aufgehalten. Mehr als fünfzig Jahre schwieg sie über ihre Erlebnisse dort, die sie erst jetzt Sibylle Knauss anvertraute. Die äußert sich folgendermaßen über das Buch: "Die Geschichte ist so wahr wie die ihr zugrunde liegenden Tatsachen und so frei erfunden, wie es Romane sind."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.06.2001

Der richtige Name von Eva Brauns legendärer Cousine Marlene, die ab Juli 1944 mehrere Monate bei jener in Berchtesgaden verbracht hat, ist Gertrud Weisker, berichtet Susanne Balthasar, und seit sie mit ihrem Bericht über diese Zeit an die Öffentlichkeit getreten sei, stehe sie im Zentrum des Medieninteresses. Dabei ist ihre Geschichte eigentlich unspektakulär, findet Balthasar. Als Zeitzeugin sei sie eher zweitrangig, denn Hitler habe sie persönlich nie getroffen. Aber "Evas Cousine" ist für die Rezensentin "ein gelungenes Beispiel für Realfiktion". Der mitreißende Erzählstrom entstehe zum einen durch den flüssigen Erzählstil, zum anderen aber durch den makaber-voyeuristen Blick auf Hitlers Privatleben, angereichert durch historische Fakten. Das Buch habe Vieles von einem guten Film: ein anstößiges Thema, etwas Sex und die richtigen Bilder, resümiert Balthasar. Die Autorin verstehe es, "das Kino im Kopf anzukurbeln". Eines mache der Roman jedoch deutlich, bemerkt die Rezensentin: während Marlene eine Entwicklung durchmachte, habe Eva bis zum Schluss an ihrer Rolle festgehalten. Insgesamt, stellt sie abschließend fest, erscheine alles in diesem Buch ziemlich simpel - sogar die Liebesgeschichte zwischen Hitler und Eva Braun sei letztendlich allein in ihrer Konsequent außergewöhnlich gewesen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2001

An diesem Roman lässt Christiane Schott kein gutes Haar. Sie wirft der Autorin nicht nur "emsiges Schwadronieren" vor, sondern wird mitunter gar von "Grausen" erfasst. Der Roman stützt sich auf die authentischen Erinnerungen von Gertraud Weisker, eine Cousine Eva Brauns, die 1944 einige Monate mit ihr auf dem Obersalzberg verbracht hat. Die Rezensentin moniert, dass Knauss aus der naiven Weisker eine fiktive Protagonistin Marlene geschaffen hat, der die "Tendenz zur Heroisierung" anzumerken ist. Damit, so die Rezensentin ungehalten, trage Knauss zur "Geschichtsklitterung" bei, auch wenn das Buch als Roman ausgewiesen sei, der natürlich nicht der Pflicht unterliege, sich an historische Fakten zu halten. Insgesamt, findet sie, neigt die Autorin zur Verharmlosung, beispielsweise, wenn sie den Obersalzberg mit den fiktiven Machtzentren des Bösen in James-Bond-Filmen vergleicht oder wenn sie es "mächtig menscheln" lässt bei der Beschreibung eines im "geblümten Sessel" schlummernden Hitler. Die Rezensentin wünscht sich, die Autorin hätte die Finger von dem Stoff gelassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2000

Schon ungewöhnlich in heutigen Zeiten, dass eine ihre spektakuläre Geschichte nicht an eine Zeitung verkauft, sondern einer Romanautorin freie Hand lässt, ihre Geschichte auch noch zu fiktionalisieren. Für Albert von Schirnding jedenfalls konnte die Lebensgeschichte von Gertrud Weisker, der Cousine von Eva Braun, in keine besseren Hände gelangen als die von Sybille Knauss, die ihre "Kunst der Balance von Recherche und Phantasie" auch in ihrem achten Roman meisterlich umsetze. Ihr Erkenntnisinteresse gilt in erster Linie Eva Braun selbst, die ihre Kusine zur Gesellschaft kommen lässt, und ihrer Umgebung, dieser ganzen Pseudoidylle am Obersalzberg, wo sich das "gnädige Fräulein" vor der ungnädigen Welt verborgen hält. "Ein Bollwerk gegen die Zumutungen der Moderne", erläutert der Rezensent. Zur Kontrastierung dieses Nazimilieus habe die Autorin eine Nebenhandlung dazuerfunden, in der ein ukrainischer Zwangsarbeiter die Welt jenseits des Obersalzbergs verkörpere; erst durch diesen Gegensatz, so von Schirnding, gehe der Ich-Erzählerin die schreckliche Abgründigkeit der Berghofidylle auf.
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