Peer Meter, Barbara Yelin

Gift

Cover: Gift
Reprodukt Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783941099418
Kartoniert, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Schwarzweiß-Comic. Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, denn die Stadt kennt dieser Tage nur ein Thema: die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der mehrfachen Giftmörderin Gesche Gottfried. Ungewollt verbindet sich das Schicksal der jungen Frau mit dem der Gesche Gottfried...
Im März 1828 wurde in Bremen ein Kriminalfall aufgedeckt, der die Stadt erschüttern sollte und der in seiner Beispiellosigkeit ungeheures Aufsehen erregte. Bereits in den ersten Verhören gestand die 43-jährige Gesche Margarethe Gottfried, von 1813 bis 1827 fünfzehn Menschen vergiftet zu haben, darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern und ihre Kinder. Ausgehend von diesem historischen Drama entwickeln Peer Meter (Szenario) und Barbara Yelin (Zeichnungen) ihre Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.03.2010

Peer Meter und Barbara Yelin haben den Fall der Bremer Giftmischerin Gesche Gottfried, die mehr als fünfzehn Menschen ermordet haben in Bremen 1828 als letzte Frau öffentlich hingerichtet wurde, in eine Graphic Novel verwandelt, die Thomas von Steinaecker nicht recht glücklich macht. Der Stoff, der dem Rezensenten wie gemacht für eine Erzählung des deutschen Realismus scheint, wird beim Texter Meter dann auch in eine ziemlich "klassisch" anmutende Konstruktion verpackt, stellt Steinaecker fest. Schade findet er, dass sich der Text schnell und einseitig auf eine geistig verwirrte Mörderin festlegt, die von einer ignoranten Gesellschaft gnadenlos verurteilt wird. Außerdem enttäuscht ihn die starke Typisierung der Charaktere. Als komplexer lobt er die Illustrationen, die neben biedermeierlicher Putzigkeit auch eine klaustrophobische Atmosphäre zu evozieren wissen, die ihn an den "expressionistischen Stummfilm" erinnern. Insgesamt aber findet der Rezensent, dass diese Graphic Novel zu sehr auf Tempo und Unterhaltung setzt und dafür die "Irritation", die dieser beispiellose Fall auslösen müsste, auf der Strecke bleibt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.03.2010

Mit Hochgenuss ist Rezensent Christian Schlüter in diese "graphic novel" über die berühmte Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried eingetaucht. Denn die Bildfolgen des Buchs saugen ihn mit geradezu kameraartigen Fahrten in das biedermeierliche Bremen ein, ein bedrohlicher Ort, wie Schlüter mit wohligem Grusel schreibt. Die Zeichnerin Barbara Yelin setze in ihren großartigen, mit dem Bleistift gezeichneten Bildern auf scharfe Schwarz-Weiß-Kontraste, wobei sich "die scharfen Kontraste in einem verschwommenen Ungefähr" auflösen, was den Eindruck des Opaken, Beklemmenden bei ihm erzeugt. So lösten sich zum Beispiel Straßenansichten "himmelwärts in einem undurchdringlichen Nebel auf." Besonders fasziniert den Kritiker der Umgang der Zeichnerin mit Licht, der ihn an die Kerkerbilder Piranesis denken lässt.

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