Hans Blumenberg

Geistesgeschichte der Technik

Cover: Geistesgeschichte der Technik
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518585337
Gebunden, 152 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Nachlass herausgegeben von Alexander Schmitz und Bernd Stiegler. Mit Audio-CD. In Hans Blumenbergs Nachlass findet sich eine Mappe mit dem Kürzel "GT", die einige kleinere Schriften zur Geistesgeschichte der Technik enthält. Auf wenigen Seiten entfaltet Blumenberg darin auf gewohnt pointierte Weise Überlegungen, wie eine solche Geistesgeschichte - etwa im Unterschied zur üblichen Technikgeschichte - überhaupt aussehen könnte. Damit ist er als Vordenker für die Historiografie naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, die gegenwärtig vor allem in wissenschaftshistorischer Perspektive Konjunktur hat, noch zu entdecken. Die meisten dieser Texte erscheinen hier zum ersten Mal in gedruckter Form, wie etwa zwei längere Vorträge, die Blumenberg in den 1960er Jahren in wissenschaftlichen Kontexten, aber auch im Rundfunk einer breiteren Öffentlichkeit vorgetragen hatte. Einer dieser Vorträge mit dem Titel "Die Maschinen und der Fortschritt. Gedanken zu einer Geistesgeschichte der Technik" ist als einziger der Radiobeiträge Hans Blumenbergs erhalten geblieben und dem Buch beigegeben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.11.2009

Nein, eine Geistesgeschichte der Technik bekommt der Rezensent hier nicht geboten. Helmut Mayer verortet die hier versammelten Texte Hans Blumenbergs im Kontext von dessen "Legitimität der Neuzeit". Es geht also um die Umbrüche an der Schwelle zur Neuzeit, wie Mayer erläutert, genauer um die Annäherung an ein technisches Weltverhältnis, um den "Willen und die Motivation zur technischen Veränderung", also allenfalls um ein "Umkreisen" einer Geistesgeschichte der Technik in diesen Texten. Blumenbergs Interesse am Verhältnis von Technik und Natur, am Verständnis des Technischen als "irgendwie defizient" ist für Mayer von bleibender Aktualität, sein Rückgriff auf den Beginn der Neuzeit, um die Ablösung vom Nachahmungsparadigma zu zeigen, empfindet der Rezensent als begriffsgeschichtlich und interpretatorisch anspruchsvoll.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.10.2009

Rüdiger Zill, Wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum und Philosoph, liest Hans Blumenbergs "Geistesgeschichte der Technik" als historisches Dokument. Er lobt die Herausgeber, die mit dieser Ausgabe den Technikphilosophen Blumenberg herausarbeiten; eine Seite an dem Denker, die einem nicht sofort auffällt. Da der Zugang zu den Aufsätzen anscheinend nicht ganz ohne Hindernisse ist, liefert Zill selbst einen Abriss der wichtigsten Gedanken. Bemerkenswert findet Zill dabei die Tatsache, dass Karl Marx in den enthaltenen Texten einen so breiten Raum einnimmt. Blumenberg zeigte sonst kein Interesse, wie Zill zu erzählen weiß. Alles in allem hat Zill an dieser Nachlassveröffentlichung wohl nichts auszusetzen, Einwände erhebt er nicht. "Durchaus angemessen" findet er die Beilage einer CD mit Rundfunkaufnahmen Blumenbergs, die ihn an die Sechziger Jahre und altmodische Abendstudios erinnern.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

Hans Blumenbergs in dem Band "Geistesgeschichte der Technik" versammelte Aufsätze stammen zwar aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. An ihrer Aktualität besteht für den Rezensenten Bernhard Dotzler jedoch kein Zweifel. Denn ihr Thema, das Dotzler als die "historische Analyse der Schnittstellen zwischen 'geistigen Faktoren' und 'materiellen Zuständen'" umreißt, steht nach wie vor auf der Tagesordnung. Blumenberg geht es bei seiner "Geistesgeschichte der Technik" keineswegs um eine Geschichtsphilosophie hegelianischen Typs, betont Dotzler. Statt sich in der Diskussion, ob das Ideelle oder das Materielle in der Geschichte der Technik Vorrang habe, für eine Seite zu entscheiden, betrachtet Blumenberg lieber deren Wechselwirkungen - etwa wenn sich im Bau der ersten Wolkenkratzer zeige, dass man vom Waren- zum Informationsverkehr übergegangen sei. Da sich Blumenbergs Untersuchungen mit ihrem "tastenden Gestus" aktuelle Lektüren offenhalten, fällt nicht ins Gewicht, dass sie von ihrer Entstehungszeit gezeichnet sind, befindet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2009

Begeistert widmet sich Rezensent Oliver Müller zwei von Alexander Schmitz und Bernd Stiegler aus dem Nachlass herausgegebenen Texten zu einer "Geistesgeschichte der Technik" von Hans Blumenberg. Für Müller gehören sie nicht nur in die Nähe von Blumenbergs großen Arbeiten über die Neuzeit. Zusammen mit anderen hier abgedruckten (teilweise sogar von Blumenberg selbst gesprochenen und auf der beiliegenden CD anzuhörenden) Texten ergeben sie für Müller bemerkenswerte Versuche, das Thema Technik in den Griff zu bekommen. Dass der Leser bei Blumenberg keine Geschichte der Technik bekommt, sondern eine handlungstheoretische, historisch-anthropologisch ausgerichtete Annäherung an das Phänomen Technik, lässt uns Müller wissen. Dass daraus keine "echte große Geistesgeschichte der Technik" geworden ist, findet der Rezensent bedauerlich.
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