Dieter Richter

Der Vesuv

Geschichte eines Berges
Cover: Der Vesuv
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783803136220
Gebunden, 213 Seiten, 24,50 EUR

Klappentext

Einer der besten Kenner des Golf von Neapel hat die faszinierende Kulturgeschichte eines Berges geschrieben, der seit Jahrhunderten Angst und Schrecken verbreitet und zugleich eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt. Unter den rund 500 aktiven Vulkanen der Erde hat der Vesuv eine einzigartige menschliche Geschichte. Sie beginnt mit dem Ausbruch des Jahres 79 n.Chr., der Pompeji und Herculaneum begraben hat. Seither hat der "majestätische Verbrecher" (Gerhart Hauptmann) die Menschen zum Nachdenken über die dunklen Seiten der Natur gebracht. Der Vesuv ist die Geburtsstätte der modernen Vulkanologie. Und er ist der am häufigsten besuchte Berg der Welt. Seit seinem erneuten Erwachen 1631 ist er Ziel der Grand Tour. Mühsam quälten sich zahllose Reisende hinauf, um sich am feuerspeienden Krater erhabenen Gefühlen hinzugeben oder ein kesses Picknick zu halten. Dann kam Funiculi Funicula, die vielbesungene Seilbahn. Und schließlich der Massenverkehr in Bus und Auto. Seit 1944 ruht der Vulkan. Rund drei Millionen Menschen leben heute in seinem Schatten. Alles ist unter Kontrolle, versichern die Wissenschaftler. Für den Ernstfall sind Evakuierungspläne ausgearbeitet. Und im Dom von Neapel fließt das Blut von San Gennaro.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2007

Ganz hingerissen ist Rezensent Martin Meyer von dieser Kulturgeschichte des Vesuv, die Dieter Richter vorgelegt hat. Die Geschichte dieses Berges wird für ihn darin nicht nur als geologisches Lehrstück verständlich, sondern auch als Spiegel des Verhältnisses des Menschen zu einer unberechenbaren Naturgewalt. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Daten - der Vesuv ist demnach erst vor 19000 Jahren entstanden - findet er in dem quellengesättigten Werk jede Menge spannender Schilderungen von Erlebnissen, Ansichten und Mutmaßungen von Dichtern, Malern, Philosophen und Wissenschaftlern seit der Antike. Ausführlich gehe Meyer auf die reiche Kulturgeschichte des Vulkans ein, berichte über Plinius' Schilderung des verheerenden Ausbruchs 79 nach Christus, über christliche Legendendichtung, die den Vesuv als Ort satanischer Energien verstand und über Goethes und Opitz' Meinung zum Berg. Sein Resümee: eine "glänzende" Studie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.04.2007

Mit einiger Begeisterung hat Rezensent Wolfgang Kemp dieses Vesuv-Buch des Bremer Literaturwissenschaftlers Dieter Richter gelesen, das er ebenso unterhaltsam wie lehrreich fand. Besonders das zentrale Kapitel "Kulturgeschichte der Natur", das sich mit der Rezeptionsgeschichte des Berges in der abendländischen Kultur befasst, seinen Lavaströmen durch die Literatur von Plinius bis heute, verdankt das Buch seiner Beschreibung zufolge viel. Aber auch die zahlreichen anderen Texte verschiedenster Autoren und Zeiten über den legendären Vulkan, ihre kluge Kommentierung sowie gut ausgewählte Bilder runden den positiven Gesamteindruck ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2007

Gäbe es mehr Bücher wie Dieter Richters Geschichte des Vesuvs, müsste man sich um die Geisteswissenschaften keine Sorgen machen, rühmt Heinz Schlaffer. Der Autor, seines Zeichens Germanistikprofessor, habe keine Scheu, sich auch auf Gebiete der Geologie, Geschichte und Religionswissenschaften zu begeben und breite seine profunden Kenntnisse in einer angenehm zu lesenden und höchst erhellenden Weise vor seinen Lesern aus, schwärmt der Rezensent. Er preist die Studie als vorbildliche Arbeit, der es gelingt, die Versprechen der Kulturwissenschaften tatsächlich auch einzulösen, was nach Schlaffer eher eine Seltenheit ist. So erfährt man in Richters Buch den Wandel von mythologischen Erklärungsversuchen für die Ausbrüche des Vulkans zu naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden und seine Verwandlung zum Gegenstand ästhetischer Betrachtung, freut sich der Rezensent.
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