Nach dem bewaffneten Kampf

Ehemalige Mitglieder der RAF und der Bewegung 2. Juni sprechen mit Therapeuten über ihre Vergangenheit
Cover: Nach dem bewaffneten Kampf
Psychosozial Verlag, Gießen 2007
ISBN 9783898065887
Kartoniert, 216 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von David Becker. Herausgegeben von Angelika Holderberg. Ehemalige Mitglieder der RAF, Bewegung 2. Juni und aus der Unterstützerszene trafen sich 7 Jahre lang regelmäßig mit Psychoanalytikern und Psychotherapeuten, um über sich, ihre Beziehungen untereinander, ihre Haftbedingungen, ihre Politik und ihr Verhältnis zur Gesellschaft zu sprechen. Entstanden sind sehr persönliche, intellektuell differenzierte und politisch reflektierte, spannende Beiträge, die dazu anregen, den eigenen Standpunkt zum Thema RAF neu zu überdenken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.04.2007

Joachim Güntner macht sich im Rahmen zweier Bücher zur RAF Gedanken über die heutige Stellung von Tätern und Opfern. An den Resümees, die RAF-Häftlinge nach sieben Jahre Gruppensitzungen mit Psychotherapeuten zogen und in denen sie über ihre eigene Geschichte und ihre Beweggründe für ihr Handeln Auskunft geben, bemerkt der Rezensent zumindest ganz zufrieden die Abwesenheit von Larmoyanz. Dafür scheint ihn die Fixierung auf die eigene Person der Täter übel aufzustoßen und er wundert sich beispielsweise bei den Äußerungen von Karl-Heinz Dellwo, der immerhin den Tod zweier Botschaftsangehöriger mitzuverantworten hat, dass so wenig Mitgefühl mit den Opfern oder Abscheu gegenüber den eigenen Gewalttaten zu spüren ist. Dass die Täter von damals zwar durchaus Abstand zu ihren Verbrechen gewonnen haben, die Motivation zu ihren Taten aber immer noch verteidigen, findet der Rezensent absurd und empörend.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.03.2007

Bemerkenswert scheint Rezensentin Wolfgang Gast dieser von Angelika Holderberg herausgegebene Band, der die Ergebnisse einer einzigartigen Gruppenarbeit dokumentiert: ehemalige Mitgliedern der RAF, der Bewegung 2. Juni und der früheren Unterstützerszene haben sich sieben Jahre regelmäßig mit Therapeuten getroffen, um in schwierigen Sitzungen über ihre Taten, Haftbedingungen, Utopien, ihr Verhältnis zur Gesellschaft und über ihre Politik zu sprechen. Die Beiträge - teils "sehr persönliche, intellektuell differenzierte und politisch reflektierte Texte" - gewähren nach Ansicht Gasts höchst aufschlussreiche Einblicke in die zumeist hermetisch abgeschirmte Innenwelt des Terrorismus. Ihm fällt auf, dass dabei von den Opfern kaum die Rede ist, viel dagegen von internen Widersprüchen und von den Instrumentalisierungen untereinander. Andererseits attestiert er den Autoren des Bands, dass sie ihre eigenen Handlungen keineswegs ausblenden. Besonders hebt Gast Karl-Heinz Dellwos Beitrag hervor, der sich ausdrücklich als mitverantwortlich für den Tod von zwei Botschaftsangehörigen bekennt.