Tom Holert, Mark Terkessidis

Fliehkraft

Gesellschaft in Bewegung. Von Migranten und Touristen
Cover: Fliehkraft
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462037432
Kartoniert, 285 Seiten, 8,95 EUR

Klappentext

Die Menschheit ist in Bewegung. Grenzüberschreitend. Der Druck der Migration, notiert die Süddeutsche Zeitung, wird das Thema dieses Jahrhunderts werden. Zur gleichen Zeit steigt der Tourismus zum größten Wirtschaftszweig der Welt auf. Das ist kein Zufall, wie die Autoren zeigen. Und sie stellen die Frage: Wie verändert sich die Gesellschaft unter dem Einfluss dieser neuen Mobilität? Für ihr Buch waren die Autoren entlang der Grenzen Europas unterwegs. In Spanien, Marokko, Deutschland, Frankreich, Italien, Albanien, Kroatien und Israel besuchten sie Orte, wo sich die Routen von Flüchtlingen und Strandurlaubern, von Arbeitsmigranten und Individualtouristen kreuzen. Sie konnten beobachten, wie auf den Pfaden der Migranten überall provisorische Unterkünfte und Lager entstehen. Sie erfuhren, wie Landschaften durch die Bauprojekte der Tourismusindustrie neu erfunden werden. Und sie sahen das Wachsen neuer Städte - angetrieben von den Investitionen der Auswanderer in ihren Herkunftsländern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.10.2006

"Verblüffende" Ähnlichkeiten zwischen Touristen und Migranten arbeiten die Autoren in ihrer Studie heraus, staunt Rezensent Frank Keil und versichert, dass sie sich dabei auf umfangreiche Recherchen und "umsichtige" theoretische Analysen stützen. Als Kerngedanke entwickeln Tom Holert und Mark Terkessidis die Vorstellung von einer Bewegung im Stillstand, in der Touristen und Migranten gleichermaßen ohne Kontakt zu den Menschen der Umwelt lebten. Die Orte dafür seien Wohnfestungen vom NS-Bad Prora bis zur Cote d'Azur. Besonders interessant sei es dann, so der Rezensent, wenn die Autoren ihre so gewonnen Erkenntnisse auf vermeintlich unproblematische Orte wie westeuropäische Städte anwendeten. Die zunehmenden Inszenierungen in der Stadt, von künstlichen Stränden am Flussufer bis zur Langen Nacht in Museen, sorgten so ihrer Ansicht nach für eine bedrohliche Entfremdung für vormals Einheimische.