Jost Hermand

Freundschaft

Zur Geschichte einer sozialen Bindung
Cover: Freundschaft
Böhlau Verlag, Köln 2006
ISBN 9783412297053
Gebunden, 218 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Über das Thema "Freundschaft" als sozial-ethische Verpflichtung ist in den letzten 100 Jahren wesentlich weniger reflektiert worden als noch im 18. und 19. Jahrhundert. Durch die zunehmende gesellschaftliche Mobilität und die berufliche Konkurrenzsituation ist eine fortschreitende Lockerung aller sozialen Bindungen eingetreten, so dass Freundschaft heute weitgehend als etwas Privates, ja Okkasionalistisches angesehen wird. Dementsprechend veranschaulicht dieses Buch den sozialgeschichtlichen Wandel freundschaftlicher, kameradschaftlicher oder allgemein "solidarischer" Beziehungen seit dem 18. Jahrhundert. Die jeweiligen Spielarten mögen in ihrer historischen Spezifität veraltet erscheinen, könnten aber dennoch weiterhin vorbildlich sein, um der von vielen Menschen empfundenen Vereinzelung innerhalb der zwar verfreiheitlichten, aber zugleich vereinsamten Masse zu entgehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.06.2006

Zufrieden zeigt sich Wilhelm Trapp mit Jost Hermands Buch über die Geschichte der Freundschaft. Wie er präzisiert, handelt es sich dabei nicht um eine Geschichte der Freundschaft im engeren Sinn, sondern um eine Reihe von Essays, die eine spezielle Form von Freundschaft - die Freundschaft als sozial-ethische, solidarische Haltung - in den letzten 250 Jahren beleuchten. Freundschaftsfälle wie die Kameradschaft im Ersten Weltkrieg oder die "kollegialen Schlangengruben der Bürowelt" werden dabei ebenso unter die Lupe genommen wie berühmte Beziehungen, etwa die von Goethe und Schiller oder die von Heinrich Heine und Karl Marx. Bisweilen findet Trapp die Ausführungen Hermands etwas undifferenziert, was er auf dessen offene marxistische Haltung zurückführt. Er unterstreicht zudem, dass Hermand das Phänomen Freundschaft dezidiert von außen betrachtet. Bisweilen fehlen Trapp daher ein wenig "Herz und Innerlichkeit". Passender erschiene ihm für das Buch ohnehin den Titel "Zur Geschichte der Solidarität".
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