Reza Hajatpour

Der brennende Geschmack der Freiheit

Mein Leben als junger Mullah im Iran
Cover: Der brennende Geschmack der Freiheit
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2005
ISBN 9783518124093
Kartoniert, 228 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Während erste Demonstrationen das Ende des Schahregimes andeuten, beginnt der junge Reza Hajatpour gegen den Wunsch der Familie seine Karriere als Mullah in Ghom, dem religiösen Zentrum des Iran, und setzt dort sein theologisches Studium fort. Er erlebt die Revolution und den Aufbruch der iranischen Gesellschaft in eine islamische Zukunft mit, gerät jedoch immer stärker in Widerspruch zu den neuen religiösen Machthabern, der ihn auch ins Gefängnis bringt. In eindringlicher und zugleich poetischer Sprache beschreibt Hajatpour die Konflikte, die ihn als jungen Mullah mit fast unlösbaren Fragen an den Islam konfrontieren und sein Vertrauen gegenüber Familie und Freunden erschüttern. Seine Autobiografie eröffnet einen Einblick in das Leben und den Alltag eines Geistlichen unter der absolutistischen Herrschaft Khomeinis - in einer Gesellschaft, in der Religiosität unentwegt mit Politik verbunden ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2006

Beeindruckt zeigt sich Katajun Amirpur von Reza Hajatpours Bericht über sein Leben als Mullah im Iran und die ersten Jahre nach der iranischen Revolution von 1979. Interessant findet sie die "vielen Details", die hier über die ungewöhnliche Ausbildung zum Mullah zu erfahren sind. Allerdings hält Hajatpours anfängliche Begeisterung für seine Berufswahl nicht lange an. Amirpur berichtet von den Zweifeln, die Hajatpour zunehmend befallen: Zweifel an der Festigkeit seines Glaubens, der Religion an sich und vor allem an der Integrität seines Berufsstandes. So geht Hajatpour schließlich nach Deutschland, wo er heute an der Universität Bamberg Islamwissenschaften lehrt. Das Buch findet Amirpur überaus "spannend", gerade für ein deutsches Publikum. Umso mehr ärgert sie die mangelhafte Qualität des Lektorats.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2005

Die Geschichte einer Ernüchterung hat Reza Hajatpour zu erzählen. Sein Buch "Der brennende Geschmack der Freiheit" schildert laut Rezensentin Angela Schader in "introvertiertem Stil" und "gewissenhaftem Duktus" die Schwierigkeiten eines angehenden iranischen Geistlichen aus kleinen Verhältnissen und bringt so Licht in die "hermetische Abgeschlossenheit des geistlichen Milieus". Dass er mit einer wesentlich älteren Frau von sturer Frömmigkeit verheiratet wurde, nimmt der Autor in seiner autobiografischen Erzählung noch als gottgegeben hin. Aber während seines Koranstudiums erwachten in ihm Zweifel. Das Schah-Regime wurde abgelöst, aber das, was an seine Stelle trat, war nicht liberaler. Angst ging um. Hajatpours "wacher Geist" stellte eine Quelle ständiger Gefahr da. Studienkollegen wandten sich wegen seiner Neigung zu verbotenen Gedankenspielen von ihm ab. Seine Lehrer rieten ihm, die Gläubigen als blinde, stumme Masse zu betrachten. In diesem Augenblick erkannte der Autor die Wahrheit über den "Massensklavereibetrieb". 1985 emigrierte er nach Deutschland. Trotz des sperrigen Stils fand Schader das Buch äußerst informativ: "Es beleuchtet ein wenig bekanntes und zugängliches Segment der iranischen Gesellschaft." Eine wohltuende Ergänzung zur westlichen Perspektive auf den Iran, die allzu sehr auf die privilegierten Schichten konzentriert ist, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2005

Ein "ungemein eindrucksvolles Lebenszeugnis" erblickt Rezensent Christian Geyer in Reza Hajatpours Schilderung seines Leben als junger Mullah im Iran zur Zeit Chomeinis. Vermutlich gebe es keinen Bericht, der genauer von innen, aus der autobiografischen Perspektive darüber Auskunft gebe, was Fundamentalismus ist. Dabei wertet er Hajatpours Buch keineswegs als eine "flammende Anklageschrift" oder als Abrechnung. Er charakterisiert es als einen "leisen Bericht eines großen Sichwunderns über das Zerbrechen einer Lebensform", die Hajatpour, der heute am Lehrstuhl für Iranistik an der Universität Bamberg tätig ist, einst gewählt und gegen den Widerstand der eigenen Familie durchgesetzt hatte. Geyer findet denn auch Hajatpours Schilderung seiner zunehmenden Entfremdung von seinem geistlichem Amt noch interessanter als die Berichte über die Revolutionsjahre im Iran. Von einigen unbeholfenen Wendungen abgesehen zeigt sich Geyer auch in sprachlicher Hinsicht von Hajatpours Buch angetan. Er betont das "immer wieder ins Poetische gesteigerte Lapidare" von Hajatpours Sprache. Das Resümee des Rezensenten: die "exemplarische Autobiografie eines Mannes der sich von einer Überzeugung gefangen nehmen lässt und sich wieder von ihr befreit, nachdem er sie als Betrug an der Erfahrung durchschaut hat."
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