Michael Warschawski

An der Grenze

Cover: An der Grenze
Edition Nautilus, Hamburg 2004
ISBN 9783894014315
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer. Mit einem Vorwort von Moshe Zuckermann. Mit 25 s/w-Fotos. 1949 in Strassburg als Sohn eines Großrabbiners geboren, ging Michael Warschawski 1965 nach Jerusalem, um den Talmud zu studieren. Das Trauma des Sechs-Tage-Krieges ließ ihn die israelische Kolonialhaltung ablehnen und für einen Frieden im Nahen Osten kämpfen, der auf den Werten der Brüderlichkeit, Solidarität und Koexistenz beruht. Unerschrocken kämpft er seitdem gegen die Installierung eines Eisernen Vorhangs an, gegen die Perspektive von Krieg und Einmauerung. Warschawski ist eine wichtige Figur der israelischen Linken und sein Zeugnis trifft direkt ins Zentrum des israelisch-palästinensischen Dramas.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.09.2004

Die Rezensentin Alexandra Senfft ist beeindruckt von Michael Warschawskis ungewöhnlicher Darstellung des Nahostkonfliktes in Israel und Palästina. Bemerkenswert sei nicht nur Warschawskis "brillante Analyse der israelischen Gesellschaft", sondern auch seine "unpaternalistische Haltung gegenüber den Palästinensern". Für Warschawski gehe die größte Bedrohung für Israel von der zunehmenden Spaltung zwischen Israelis und Juden aus, zwischen dem Wunsch nach einem "säkularen, westlich-liberalen und modernen" und von der arabischen Welt abgewandten Israel und dem nach einer "traditionalistischen, orientalischen und religiösen Ghettoexistenz". Warschawski hingegen fordere die "Dezionisierung" Israels und seine Integration in den arabischen Nahen Osten. Letztlich, so die Rezensentin, ist dies ein Aufruf zurück zu einer "jüdischen Diasporaidentität", zurück zu "dem kulturellen Erbe und der Toleranz, den der Zionismus am Diasporajudentum stets verachtet hat".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2004

Die "Grenze" zieht sich wie ein Leitmotiv durch das Leben von Michael Warschawski, "einem der bekanntesten Vertreter der israelischen Linken", erklärt der Rezensent Martin Forberg. Und so habe er sich auch entschlossen, trotz der Eskalation zwischen Israelis und Palästinensern in Israel zu bleiben. In diesem Buch, so der Rezensent, liefert Warschawski seine Einschätzung ebendieser Konfliktlage - eine Einschätzung, die von der Hoffnung auf die zukünftigen Generationen getragen werde. So empfehle er den "Israelis von morgen", ihre "Wagenburgmentalität gegenüber der arabischen Umwelt" aufzugeben und die Grenze als identitätskonstitutives Moment zu betrachten, damit sich in Israel eine "Grenzidentität" entwickeln könne, in der sich "Warschau und Casablanca, Aleppo und Berlin mischen". So überzeugend er diese Grenzüberlegung findet, so schade erscheint dem Rezensent, dass Warschawskis ständige Bemühung um "Gerechtigkeit" auf "paradoxe" Weise seiner "politischen Analyse" im Weg steht, weil er der Meinung ist, sich als Israeli keine Kritik an den Palästinensern anmaßen zu können. So entgehen dem Leser die - wie der Rezensent vermutet - "klugen Einsichten", die Warschawski auch hierzu hätte beitragen können. Die "Ehrlichkeit" und das "Engagement" jedoch, die aus seinen Zeilen sprechen, machen nach Ansicht des Rezensenten das Buch zu einer guten Diskussions- und Konfliktbasis für Menschen unterschiedlicher Auffassung.
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