Michaela Karl

Rudi Dutschke

Revolutionär ohne Revolution. Dissertation
Cover: Rudi Dutschke
Neue Kritik Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783801503642
Gebunden, 553 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Aufbruch und Widerstand, Protest und Barrikade, der Glaube an das "Ende der Utopie" und die Machbarkeit von Geschichte: Für all das, was man mit der Revolte von ྀ verbindet, stand Rudi Dutschke (1940-1979). Der antiautoritäre Studentenführer war eine Reizfigur, für seine konservativen Gegner wie für traditionelle Marxisten in den eigenen Reihen. Auch zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod - Spätfolge des 1968 auf ihn verübten Attentats - polarisiert seine Person noch immer: Während einige ihn für den Terror der RAF verantwortlich machen, sehen andere in ihm einen Vordenker der Neuen Rechten. Das Interesse der Autorin gilt mehr den facettenreichen politischen Intentionen Rudi Dutschkes als biografischen Ereignissen. In systematischer Sichtung zum Teil bis dahin unerschlossenen Materials fördert sie seine Analysen und Strategien zutage, die weit über den Protest der ྀer hinaus reichten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.07.2004

"Unverzichtbar für eine Beschäftigung" mit der 68er-Ikone sei Michaela Karls Studie "Rudi Dutschke. Revolutionär ohne Revolution", befindet Werner Bührer. Vor allem gelinge es ihr in ihrer - mitunter allerdings "etwas langatmigen" - Dissertation überzeugend, "die Stationen des politischen Denkens" Dutschkes nachzuzeichnen. Was ein wenig fehle, sei der "Mut zur kritisch-distanzierten Analyse". Etwa verdiene die Charakterisierung der Bundesrepublik der 60er Jahre als "autoritärer Staat" mehr als den "schüchternen Hinweis" auf ihre Unhaltbarkeit. Und es sei wohl auch einer gründlicheren Untersuchung wert gewesen, was Dutschke meinte, als er seine Hoffnung aussprach, dass die DDR sich "von innen heraus vom real existierenden Sozialismus befreien" werde. Karl unterstreiche, so Bührer, dass der Studentenrevolutionär das "'revolutionäre' Potenzial der gegenkulturellen Strömungen der späten sechziger Jahre" verkannt habe. Die Untersuchung ist in drei Teile gegliedert. Zunächst werden der "Rebell" und seine "revolutionäre Strategie" vorgestellt. Als "Exilant" ist Dutschke vor allem Rekonvaleszent. Abschließend wird der Weg des "Politikers" in die "Grüne Liste Bremen" nachgezeichnet. Karl stelle anschaulich Dutschkes "vielfältige Prägungen, Interessen und Existenzformen" dar und zeige auch "die Positionswechsel, die er im Laufe der Jahre vollzog", auf, etwa seine Distanzierung von Gewalt "unter dem Eindruck der terroristischen Aktivitäten der RAF".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.01.2004

Wer Rudi Dutschke war, weiß jeder. Aber was wollte er? Die Politikwissenschaftlerin Michaela Karl hat jetzt die "erste quellengestützte Monografie" vorgelegt, die Dutschkes politisches Handeln und die von ihm propagierten politischen Modelle untersucht, schreibt anerkennend Wolfgang Kraushaar. Das Buch teile sich in Kapital über Dutschke, den Rebellen, Dutschke, den Exilanten und Dutschke, den Politiker, der sich der Ökologie zuwendet. Ein Themenkomplex aber durchzieht alle Kapitel, so Kraushaar, nämlich die "Gewaltfrage". Karl könne hier die Auffassung widerlegen, dass Dutschke ein Pazifist gewesen sei. 'Revolutionäre Gegengewalt', so ein überzeugter Rezensent, wurde von Dutschke durchaus akzeptiert. Kraushaar hat das Buch überzeugt. Gelegentlich hätte er sich von der Autorin etwas mehr Distanz zu ihrem Gegenstand gewünscht, aber insgesamt bescheinigt er ihr, die Messlatte für künftige Bücher über Dutschke ziemlich hoch gelegt zu haben.

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