Roswitha Haring

Ein Bett aus Schnee

Novelle
Cover: Ein Bett aus Schnee
Ammann Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783250600534
Gebunden, 192 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Eine Woche Ferien beim Onkel im Gebirge, eine Woche nur mit Witzen, zartem Herzragout und möglichst wenig Bewegung. Eine Woche weg aus der Stadt und von zu Hause, wo es viel zu laut und hektisch und manchmal auch bedrückend still und dunkel ist. Der Bus bringt das Mädchen mit den ausgeliehenen Holzskiern und der viel zu schweren Reisetasche in eine blendend weiße Winterlandschaft. Die Reise beginnt an einem Sonntag und führt in die Vergangenheit. Damals roch es nach gemütlichen Stunden im Bett, und die Sommer waren lang und warm. Damals haben sich die Eltern noch Geschichten erzählt. Dann kam der Tag, an dem sich alles änderte. Schweigen setzte ein, und vor allem, es wurde kalt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2003

Für den Rezensenten mit dem Kürzel "nen" ist diese Novelle über ein Kind, das versucht, sein aus den Fugen geratenen Umfeld zu verstehen, ebenso authentisch wie stimmig: das Buch "zwingt den Leser auf Augenhöhe mit dem verzweifelten Ernst kindlicher Warums". Ein Onkel der Familie scheint die ältere Schwester missbraucht zu haben. Doch wirklich transparent wird für das Kind nicht, was geschehen ist - es muss lediglich die familiendynamischen Folgen ins Lot mit seinem Weltbild bringen. Die Familie ist in den Augen des Rezensenten jedenfalls sehr glaubwürdig geschildert: "Kleine Leute in einer Operettenwelt, fixiert auf Hausmannskost (?), keineswegs lieblos, aber ohne Begriff von sich" - und natürlich auch nicht von dem seelischen Zustand ihres Kindes.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.03.2003

Sich an sein schlimmstes Kindheitserlebnis zu erinnern, ist gar nicht so leicht, meint Evelyn Finger - unter all den fürchterlichen und peinlichen Momenten, die man so durchlitten hat. Hervorragende Hilfe leistet dabei Roswitha Harings Debüt, meint Finger, eine "manchmal elegische, manchmal komische und vollkommen unweinerliche" Novellen, in der die Ich-Erzählerin ihre Kindheit als einzige Folge mittlerer Katastrophen durchlebt, wie sie bösartiger, subtiler und lakonischer seit Musil, Wedekind und Horvath nicht mehr geschildert worden seien. So garantiert die restlos überzeugte Rezensentin neben Schaudern des Wiedererkennens und der Erleichterung, selbst dem Schlimmsten entronnen zu sein, eine Menge dramatischer Figuren, die "dem Leser mit ihrer kalten Hand ans Herz" fassen.
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