John Rawls

Gerechtigkeit als Fairness

Ein Neuentwurf
Cover: Gerechtigkeit als Fairness
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518583661
Gebunden, 320 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Joachim Schulte. 32 Jahre nach der Veröffentlichung seines fulminanten vertragsrechtlichen Gedankenexperiments, "Eine Theorie der Gerechtigkeit", erscheint nun der Neuentwurf, in dem Rawls auf Einwände und Fragen seiner Kritiker reagiert. Er wendet sich darin vor allem dem Begriff der "Justice as Fairness" zu und präsentiert ihn anstelle einer weit ausgreifenden moralischen Doktrin "als eine politische Konzeption der Gerechtigkeit". Diese Umorientierung macht die Vorführung der Ausgangsideen in veränderter Bedeutung und Signifikanz ebenso nötig wie die Integration vollkommen neuer Aspekte. Rawls? Ziel: die realistischere Vorgabe eines gut geordneten Gemeinwesens.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2003

John Rawls letztes, auf Vorlesungen der achtziger Jahre aufbauende Werk "Gerechtigkeit als Fairness" bietet nach Ansicht von Rezensent Michael Schefczyk kaum wesentlichen Neuerungen zur "Theorie der Gerechtigkeit". Allerdings, prophezeit Schefczyk, werden sich einige Kritiker von Rawls nach Lektüre dieses Werkes wünschen, "einiges noch einmal zurücknehmen zu dürfen". Schließlich räume Rawls hier mit einigen modischen Fehldeutungen auf, die nach dem Erscheinen seiner "Theorie der Gerechtigkeit" hartnäckig die Runde machten. So stelle Rawls unter anderem klar, dass er am unbedingten Vorrang der individuellen Grundfreiheiten festhalte und das Individuum nicht in Staatsbesitz überführen möchte, hält Schefczyk fest.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.2003

In einer umfangreichen Besprechung nimmt Otfried Höffe John Rawls' Gerechtigkeitstheorie in letzter Fassung unter die Lupe, die nun unter dem Titel "Gerechtigkeit als Fairness" auf deutsch vorliegt. Anders als der deutsche Untertitel "Ein Neuentwurf" ("Restatement") suggeriert, finden sich hier nach Auffassung Höffes letztlich keine größeren Veränderungen. Höffe stellt klar, dass der Text lediglich "gravierende Mängel der Theorie" beheben soll. Detailliert diskutiert der Rezensent einzelne Punkte der Theorie und erläutert einige Klarstellungen von Rawls, etwa seine Entkräftung des Einwands von Amartya Sen, Rawls Gerechtigkeitsprinzipien samt Grundgüterkatalog seien zu unflexibel oder seine Klärung des Missverständnisses, er räume der Freiheit als solcher grundsätzlich einen Vorrang ein. Resümierend hält Höffe fest, dass die eher kleineren Veränderungen im wesentlichen auf eine "Neuformulierung" hinauslaufen. "Ohne literarische Ambitionen, außer dem Ehrgeiz zu einer klaren, differenzierten, oft scharfsinnigen Argumentation", beschreibt Höffe Rawls Stil, "nimmt der Autor in Kauf, gelegentlich pedantisch-skrupulös zu werden."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.05.2003

Ob man nun für "Umbau, Abbau oder Ausbau" sei, ausnahmslos alle Beteiligten am Diskurs um Sozialreformen argumentieren für die unterschiedlichsten Positionen mit dem "Verweis auf Gebote der Gerechtigkeit". So scheint es für Rainer Forst an der Zeit zu sein, den Philosophen John Rawls zu lesen, um endlich zu erfahren, was "politische und soziale Gerechtigkeit" denn eigentlich heißt. Bei dem vorliegenden Band handele es sich um eine Neufassung Rawls' "Theorie der Gerechtigkeit" von 1971, die er zeit seines Lebens weiterentwickelte. Rawls' zentrale Idee sei, "dass die Gesellschaft ein faires System der Kooperation sein solle, das von allgemein geteilten Prinzipien geregelt wird." Diese Prinzipien bedeuten aber nicht bloße "Umverteilung", sondern sollen Strukturen "reiner Hintergrund-Verfahrensgerechtigkeit" herstellen können. Wesentliche Unterschiede zwischen der philosophischen Theorie und politischer Realität sieht Forst darin, dass Rawls verlangt, "wenn Güter ungleich verteilt werden, dann darf dies nur so geschehen, dass es den am schlechtesten Gestellten den größtmöglichsten Vorteil bringt." Gleichzeitig fühle sich Rawls aber auch nicht dazu berufen ein "praktisches Rezept für die Reform des Sozialstaats" zu liefern, aber nach der Lektüre sei einem auf jeden Fall "klarer", wann eine "Art der Politik das Prädikat 'gerecht'" verdiene, resümiert Forst.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2003

Mit seinem letzten Werk hat der 2002 verstorbene John Rawls das Buch beendet, das vor mehr als drei Jahrzehnten seinen Ruf begründete, schreibt Martin Bauer. Denn in "Gerechtigkeit als Fairness" entwerfe er noch einmal, Kritiken aufgreifend und den eigenen Ansatz überdenkend, die Prinzipien seiner Gerechtigkeitstheorie, die er in "A Theory of Justice" erstmals formulierte. Demnach ist die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft in den Modalitäten eines ideellen Gesprächs zu suchen, in dem sich die Beteiligten in auferlegter Ungewissheit über ihre eigene Identität und Stellung innerhalb der Gemeinschaft auf eine institutionelle Ordnung einigen. Indem er solchermaßen die "Gerechtigkeit des Gesellschaftsvertrages" mit der "Fairness des Verfahrens" begründe, erweise sich Rawls als Konstruktivist kant'scher Prägung. Bauer hebt hervor, dass Rawls, in Abgrenzung zum metaphysisch umfassenden Ansatz des ersten Buches, "ein praktisch-politisches Plädoyer für einen egalitär akzentuierten Liberalismus" verfasst hat. Er lobt außerdem die Übersetzung des Buches, in dem "jeder Satz argumentativen Scharfsinn, systematische Strenge und bürgerschaftliches Ethos versöhnt". Allerdings - und bedauerlicherweise - sei die Ethik des Amerikaners, die "menschliches Glück und soziale Existenz verwebt" sehen wolle, gegenwärtig passé; die Bürger verlangt es zuallererst nach Sicherheit, und so ist "nicht der milde John Rawls, sondern der trockene Thomas Hobbes der Mann der Stunde", glaubt unser Rezensent.
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