Alasdair MacIntyre, Paul Ricoeur

Die religiöse Kraft des Atheismus

Cover: Die religiöse Kraft des Atheismus
Karl Alber Verlag, Freiburg i.Br. 2002
ISBN 9783495480663
Taschenbuch, 102 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Reiner Ausen. Viele Kirchen sind leer und die Einstellung der meisten Menschen gegenüber religiösen Fragen ist durch Halbherzigkeit oder sogar Gleichgültigkeit bestimmt. Alaisdair MacIntyre fragt nach den Ursachen und zeigt, dass die Kirchen ihre Stellung selbst geschwächt haben, indem sie den aktiven Atheisten immer weniger gegeben haben, woran sie nicht glauben können. Dadurch ist der Widerstreit zwischen Theisten und Atheisten in eine gesellschaftliche Randstellung geraten, und der passive, gleichgültige Atheismus konnte sich ausbreiten. Paul Ricoeur hingegen weist auf die Ursprünge der archaischen Religion hin: Tabu und die Sehnsucht nach Schutz, Obdach, Sicherheit. Genau das aber sind die faulen Stellen der neuzeitlichen Religion. Statt sich davon weiter bestimmen zu lassen, gilt es die atheistischen Impulse von Marx, Nietzsche und Freud als konstruktive Kritik zu verstehen. Das ist die Voraussetzung für einen neuen Glauben in postreligiöser Zeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.01.2003

Ausgesprochen überzeugend und ebenso aktuell findet Rezensent Jan-Heiner Tück die Überlegungen von Alasdair MacIntyre und Paul Ricoeur zur Auseinandersetzung von Theismus und Atheismus, auch wenn sie erst mit gut fünfunddreißigjähriger Verspätung ins Deutsche übersetzt wurden. Denn in den Augen und Worten des Rezensenten dürften für dieses Thema allenfalls "der religiöse Indifferentismus und seine Zwillingsschwester, die neopagane Verblödung", nichts übrig haben. Um einige der Punkte herauszugreifen, die den Rezensenten besonders für die Lektüre eingenommen haben: Die kluge Interpretation von Nietzsches, Freuds und Heideggers Hermeneutik; das Wissen, dass der Abschied von Gott mit durchaus religiöser Ehrfurcht vor kosmischen Energien und diffusen Kräften einhergehen kann und schließlich die Erkenntnis, dass nicht nur der Gläubige durch das Purgatorium atheistischer Infragestellung hindurch muss, sondern dass sich auch der Atheist immer wieder fragen muss, ob der Gott, den er ablehnt, nicht ein selbst fabriziertes Konstrukt sei.