Ludger Lütkehaus

Nichts

Abschied vom Sein, Ende der Angst
Cover: Nichts
Haffmans Verlag, Zürich 1999
ISBN 9783251004461
Gebunden, 765 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Ein endzeitlicher Essay.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.1999

Der Skandal westlicher philosophischer Tradition ist es, das "Nichts" nur als negative Rückseite des "Seins" gesehen zu haben; davon handelt das Buch, das Martin Treml offenbar mit Kenntnis und Gewinn gelesen hat. In seinem kritischen Spaziergang durch die europäische Philosophie, die - bis auf den von Lütkehaus vormals herausgegebenen Schopenhauer -- das Nichts als "unheimlich" dämonisiert hat, sind dem Autor, so Treml, schöne "philosophische Monografien en miniature" gelungen. Der Schopenhauersche Gleichmut angesichts des Nicht-Seins, den Schopenhauer dem von ihm für Europa entdeckten Buddhismus entnahm, enthüllt sich daher sowohl für den Autor wie den Rezensenten in schönem Gleichklang als eigentliches Ziel von Philosophie, nämlich "sterben zu lernen, um besser leben zu können".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.1999

"Eine eindrucksvolle Anstiftung zur Gelassenheit": Für Rüdiger Safranski scheint dies der naheliegende Sinn von Lütkehaus` Versuch einer Überwindung der Nichtsvergessenheit zu sein. Denn wer das Nichts wieder entdecke, wappne sich stärker gegen moderne Unruhe und Betriebsamkeit, die das Sein so mit sich bringe. Und um die Suche nach bzw. den Kampf mit dem Nichts plastischer zu gestalten, bringt Lütkehaus eine Reihe historischer Figuren ins Spiel. Diese quälen sich mit dem Nichts herum, das für Safranski beinahe mit Gott zu verwechseln ist. "Übellaunig" sei Lütkehaus` Buch trotz der trüben Thematik dennoch nicht geraten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.1999

In einer Sammelrezension bespricht Volker Weidermann drei Bücher, die sich mit Weltuntergangsszenarien befassen - oder dem Gegenteil davon.
1) Michel Houellebecq "Elementarteilchen" (DuMont)
Hier hat der Autor ein "streckenweise brilliantes Buch" vorgelegt, findet Weidermann, der Houellebecq außerdem bescheinigt, Leere und Sehnsucht im Leben der beiden Protagonisten mit "außergewöhnlicher Kraft und Eindringlichkeit" geschildert zu haben. Dieses Lob klingt letztlich aber nach nicht viel mehr als einer Höflichkeitsformel, denn nur einen Absatz später scheut sich Weidermann nicht, Houellebecq in ideologischer Hinsicht bei den Nationalsozialisten einzureihen. Wie diese wolle Houellebecq "Weltbrandstifter" sein. Da fragt sich der Leser denn doch, ob es nicht Weidermann ist, der ein wenig laut auf die Pauke haut. Denn letztlich ist das, was er Houellebecq in erster Linie vorwirft, so dramatisch nicht: Nämlich dass der Autor das Leiden seiner Protagonisten "zum Leiden der ganzen westlichen Welt" verallgemeinert.
2) Douglas Coupland "Girlfriend in a coma" (Hoffmann & Campe)
Ganz begeistert ist Volker Weidermann hingegen von Couplands Buch: Es sei - obwohl moralisch - "selten peinlich [sic!] und politisch nie beunruhigend". Bei der Schilderung der Sinnleere in seiner Generation zeige Coupland, dass er sie - anders als Houellebecq - gut kenne. Der Autor mache auch nicht den Fehler, "von zwei durchgeknallten Außenseitertypen" auf die übrige Menschheit zu schließen. Bei Coupland gibt es einen Engel, der als eine Art "deus ex machina" den Lethargikern Beine und ihnen klar macht, dass sie die Welt selbst gestalten können. Weidermann sieht in Couplands Erzählung "eine Art revolutionsromantischen Weckruf für seine Generation", der daran erinnere, dasss man - mit ein wenig Feuer unter dem Hintern - auch als Vierzigjähriger noch die Welt verändern kann.
3) Ludger Lütkehaus "Nichts" (Haffmanns Verlag)
Kein Urteil fällt Volker Weidermann über Lütkehaus` "Nichts". Vielmehr denkt er laut darüber nach, was dieser wohl über die Untergangsszenarien von Coupland, Houellebecq und Co. sagen würde. Lütkehaus sei nämlich kein Anhänger solcher Ideen. Sinnsuche kann auch entspannend sein, interpretiert Weidermann, der in "Nichts" immerhin ein "fulminantes Philosophiegeschichtswerk" sieht. Mit Lütkehaus` Ideen, dass Nihilismus die Antwort auf die Angst vor dem Untergang sein könne (da der Nihilist sich nun einmal an gar nichts bindet, nicht einmal an das Leben), scheint der Rezensent ohne weiteren Kommentar einverstanden zu sein.