John C. G. Röhl

Wilhelm II.

Der Weg in den Abgrund 1900 - 1941
Cover: Wilhelm II.
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406577796
Gebunden, 1611 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Mit 67 Abbildungen. Wilhelm II. hat um 1900 alle starken und kompetenten Persönlichkeiten von den Schaltstellen der Regierung entfernt. Umgeben von Karrieristen und Knechtsnaturen, die sich in Liebedienerei überbieten, übt er in fataler Weise sein persönliches Regiment aus. Inkompetent und selbstherrlich mischt er sich in die Innen- und Außenpolitik ein, versucht die europäischen Großmächte gegeneinander aufzuhetzen, betreibt eine mörderische Rüstungspolitik und führt das Deutsche Reich in den Abgrund des Ersten Weltkriegs.
John Röhl bringt mit diesem dritten Band seine monumentale Biografie des letzten deutschen Kaisers zum Abschluss. Atemlos verfolgt der Leser, wie der Autor noch einmal den Untergang einer Epoche heraufbeschwört; er erlebt, wie Wilhelm II. säbelrasselnd über das Parkett der internationalen Diplomatie stolpert, das Reich von einer Krise in die nächste führt und es schließlich vollständig isoliert: Burenkrieg, Boxeraufstand, Russisch-Japanischer Krieg, Marokkokrisen, Daily-Telegraph-Krise und Balkankonflikte - niemand ist in der Lage, den in seinem Handeln oft manisch, bisweilen gar paranoid wirkenden Herrscher zu stoppen. Sein Flotten-Wahn und sein Traum eines Europa unter deutscher Vorherrschaft enden erst in den blutigen Schlachten des Ersten Weltkriegs. Doch während Wilhelm II. ins Exil geht, seinen Judenhass kultiviert und Hitlers frühe Erfolge bejubelt, lastet auf Deutschland das heillose Erbe seiner Hybris.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2009

Cord Aschbrenner stellt drei Monografien über den letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. vor. Nach seiner Einschätzung handelt es sich bei John C. G. Röhl, der nun den dritten und abschließenden Band seiner Biografie vorgelegt hat, um den "unbestritten besten Kenner" des Kaisers, der zudem über stupende Quellenkenntnis verfügt. In vorliegenden Band, der die Jahre von 1900 bis zu seinem Tod 1941 behandelt, werde noch stärker als bisher auf Quellen zurückgegriffen, die den Kaiser, wenn er beispielsweise ans Sterbebett seiner Großmutter, Queen Victoria von England, eilt, durchaus als mitfühlenden Menschen vorführen, stellt der Rezensent fest. Bei Röhl erscheint Wilhelm II. aber vor allem als "alles bestimmender Herrscher", in dessen demokratiefeindlicher, antisemitischer und größenwahnsinniger Haltung sich kommendes Unheil bereits ankündigt, so Aschenbrenner. Nach Ansicht des begeisterten Rezensenten ist der dritte Band der Biografie ein auch stilistisch überzeugendes Meisterwerk, das die Figur und die nach ihm benannte Zeit fesselnd darzustellen weiß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

Ganz schön deftig findet Rezensent Christoph Cornelißen den vorliegenden dritten Band der Wilhelm II. Biografie von John C. G. Röhl. Das aber liegt nur zum Teil am Autor und seiner Wilhelm ins Zentrum aller Entscheidungen im Deutschen Reich stellenden Perspektive. Den maßgeblichen Grund gibt der Kaiser selbst in seiner heiligen Selbstüberschätzung und seiner Wut, erklärt uns Cornelißen. Der Rezensent aber hält das aus. Ebenso die Wucht der Zitate und die Gesamtbreite dieses Panoramas deutscher Außenpolitik zu Zeiten Wilhelms. Am Ende allerdings erscheint Cornelißen die monarchozentrische Auslegung dann doch etwas zu weit zu gehen. Wo, fragt er und verweist auf neuere, "weit nüchternere" Forschungsergebnisse, bleiben Reichstag, Parteien, Verbände und die öffentliche Meinung? Am Verdienst der Arbeit auch als Mentalitätsgeschichte gesellschaftlicher Eliten und facettenreiches Bild einer Epoche ist laut Rezensent dennoch nicht zu rütteln.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2008

Rezensent Martin Kohlrausch, ein Historiker am DHI Warschau, der selbst mehrere Bücher über Wilhelm II. veröffentlicht hat, gibt in einer sehr eingehenden Besprechung feierlich den Abschluss von John C. G. Röhls dreiteiliger Biografie Wilhelms II. bekannt. Bei aller Anerkennung für die beeindruckende Leistung spart er aber auch nicht an Kritik. Mit Röhls drittem Band, der die Jahre von 1900 bis zum Tod des Kaisers im Doorner Exil behandelt, ändert sich nichts am negativen Bild, das gemeinhin von Charakter und politischer Kompetenz Wilhelm II. gezeichnet wird. Allerdings wurde dies bisher noch nie mit derartiger Quellenfülle nachgewiesen, so der Rezensent - und hier meint man eine gewisse Müdigkeit angesichts der extensiven, von Röhl verwendeten Zitate zu spüren. Problematisch findet Kohlrausch die Nähe, mit der der deutsch-englische Historiker an seinem Protagonisten klebe und damit den historischen Kontext nicht in den Blick zu rücken vermöge. Kohlrauch kritisiert auch, dass sich Röhl derart auf seine Einschätzung von Wilhelm II. als "machtstrotzendem" Diktator versteift, dass er den durchaus neuartigen Versuchen des Kaisers, etwa die Wirtschaftspolitik zu beeinflussen oder die oppositionellen Kräften, zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Zudem interessiere sich der Autor nicht für den Kaiser als "Ikone" der "Populärkultur", bedauert Kohlrausch. Abschließend aber betont der Rezensent seinen tiefen Respekt für die umfassende Auswertung der Quellen, er lobt die "gute Lesbarkeit" der Biografie und würdigt die Arbeit als Standardwerk über den letzten deutschen Kaiser, an dem künftige Geschichtsschreibung nicht mehr vorbei kommen wird, wie er betont.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.10.2008

Zweifellos ist diese Biografie Wilhelms II., die nach dreißig Jahren Arbeit und drei umfangreichen Bänden nun zum Abschluss kommt, beeindruckend, meint der Rezensent Volker Ullrich. John C.G. Röhl erweise sich ein weiteres Mal als "glänzender Rechercheur", der auch da noch fündig wird, wo alles längst abgegrast schien. In Sachen Fleiß und Kompetenz also nichts als Lob. Die Probleme, die Ullrich sehr wohl konstatiert, liegen woanders. Darin zum einen, dass Röhl sehr dazu neige, dem Leser viel zu viel Originalmaterial vorzulegen. Das sei gut gemeint und oft interessant, aber es ergebe dann oft das Gegenteil einer "ausgearbeiteten, auch literarischen Ansprüchen genügenden Biografie". Klar wird dem Rezensenten auch die zentrale These, der zufolge Wilhelm II. insbesondere unter Reichskanzler von Bülow sehr viel stärker die Fäden zog, als von anderen Kennern heute behauptet. Ullrich ist freilich auch nach der Lektüre nicht überzeugt und glaubt, dass Röhl die komplexe gesellschaftliche Gesamtkonstellation oft zugunsten einer Überschätzung der Macht des Regenten "ausblendet". Trotz dieser Kritikpunkte lässt der Rezensent an der grundsätzlichen Bedeutung dieses Monumentalwerks für die Forschung keinen Zweifel.