Kevin Bazzana

Glenn Gould oder Die Kunst der Interpretation

Cover: Glenn Gould oder Die Kunst der Interpretation
J. B. Metzler Verlag, Kassel - Stuttgart 2001
ISBN 9783476018731
Gebunden, 329 Seiten, 35,69 EUR

Klappentext

Gemeinschaftsausgabe mit dem Bärenreiter-Verlag. Aus dem Amerikanischen von Claudia Brusdeylins. Mit zahlreichen Abbildungen und Notenbeispielen. Statt einer weiteren Anekdotensammlung über das exzentrische Leben Glenn Goulds: Die erste Gesamtdarstellung des pianistischen Denkens und Handelns, die musikalische Praxis und den geistigen Hintergrund dieses Jahrhundertgenies. Kultfigur oder Narr, Jahrhundertgenie oder Provokateur, Popikone oder Eremit im Studio, Analytiker oder Besessener ? was und wer war Glenn Gould, dessen "sagenhafte" Karriere bis heute eine ungebrochene Faszination ausübt? Lassen wir Glenn Gould selbst die Antwort auf diese Frage geben: Er bezeichnete sich als "Komponist, der Klavier spielt". Kevin Bazzana geht diesem Bekenntnis in seiner "Anatomie" von Glenn Goulds Klavier-Stil nach.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2006

Als "vorzüglich" beurteilt Wolfgang Schreiber diese Biografie Glenn Goulds, die Kevin Bazzana, ein ausgezeichneter Kenner des genialen Pianisten und Musikers, vorgelegt hat. Er bescheinigt dem Autor nicht nur Kompetenz, sondern auch Leidenschaft in Sachen Gould. Vom Kult um den Pianisten und einer Heiligsprechung des Künstler sieht er Bazzana dennoch weit entfernt. Besonders gelungen findet er dessen Versuch, Gould in den Kontext zur Außenwelt zu stellen und ihn von seinen Voraussetzungen her zu begreifen. So wird für Schreiber nicht nur die Bedeutung des Klavierlehrers Alberto Guerrero für Goulds Entwicklung deutlich, sondern auch die wichtigen Einflüsse von Artur Schnabel und Vladimir Horowitz. Vor allem hält Bazzana die Vermittlung der "ganzen komplexen Musikalität Goulds" zu Gute.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.12.2001

Drei Methoden musikalischer Interpretation sind allgemein bekannt, meint der Rezensent Claus-Steffen Mahnkopf (die objektivistische, die hermeneutische und die avantgardistische) - Glenn Gould jedoch lasse sich nur mit einer vierten beschreiben: sie "darf dekonstruktiv genannt werden". Um die Beschreibung, und zwar die systematische, dieses Interpretationstypus geht es der Monografie von Kevin Bazzana in ihrem ersten, "Ästhetik" betitelten Teil. Zwar, wendet Mahnkopf ein, ist der Autor in "Wahl und Durchführung der Begrifflichkeit" nicht ganz sattelfest, was aber durch sein "Detailwissen" beinahe aufgewogen wird. Außerordentlich genau verfährt, so der Rezensent, Bazzana im "Aufführungspraxis" überschriebenen zweiten Teil, diese Darstellung findet Mahnkopf ihrem Gegenstand angemessen, ja "mustergültig". Insgesamt scheint ihm der Band einerseits "maßstabsetzend" für die gesamte "Interpretationsforschung", andererseits einfach "ein Buch für die Kenner und Liebhaber der Musik".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Joachim Kaiser äußert sich überaus skeptisch über Kevin Bazzanas Auseinandersetzung mit dem kanadischen Pianisten Glenn Gould. Obwohl "enthusiastische" Kritiken aus England, den USA und Japan nahe legen, dass dieses Buch die "definitive Entschlüsselung" Goulds sei, findet Kaiser allerhand Punkte, die Anlass zur Kritik bieten. Zum einen missfällt ihm Bazzanas Stil, den er häufig "schwerfällig, salbungsvoll, professoral" findet, was in einer solchen Abhandlung fehl am Platze sei, selbst wenn er viele seiner Analysen sehr sorgfältig hervorbringe. Über den Stil hinaus stört den Rezensenten vor allem die Tatsache, dass sich Bazzana einer Stellungnahme enthält, wenn er befremdliche Interpretationen Goulds analysiert. Als Beispiel nennt Kaiser die "Beschleunigungs-Demonstration" des Pianisten bei Mozarts A-Dur-Sonate. Bazzana scheine eher zu archivieren als zu kritisieren, was man sich doch von einem solchen Buch verspreche.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.10.2001

Richtig dankbar zeigt sich der Rezensent darüber, dass es in diesem Buch mal nicht um den Mythos GG geht. Stattdessen "nichts als die strengen Befunde des Hörens," ein "gläserner Archipel aus Beschreibung und Wertung." Und der gelingt dem Autor auch im Wesentlichen. Eine "fulminante Belegsammlung", unerschütterlich herzlich, zugeneigt, doch nicht frei von Kritik, nennt Wolfram Goertz den Band, in dem Bazzana nicht nur Postmodernismus und Dekonstruktion erörtert, sondern auch "eine individuelle Ableitung" für Gould findet, die ihn schließlich zu einem "frappierenden Befund" führt: Für Gould waren Klavierstücke "Transkriptionen imaginärer Originale," die er neu zu instrumentieren suchte.
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