Andrej Belyi

Petersburg

Roman
Cover: Petersburg
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783458170815
Gebunden, 638 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Mit einem Kommentar von Ilma Rakusa. Petersburg 1905: vierundzwanzig Stunden aus dem Leben des Revoluzzers und Kant-Adepten Nikolaj Apollonowitsch, der seinen Vater, einen Senator, mit einer Bombe ermorden soll. Aber schon ein lächerlicher Auftritt des Sohnes genügt, um den Vater zu Fall zu bringen... Andrej Belyj hat in seinem berühmtesten Roman die vorrevolutionäre Stimmung im alten Petersburg eingefangen. Das 1911-13 entstandene Buch erscheint hier erstmals in der ungekürzten Urfassung auf deutsch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Der Roman war schon einmal übersetzt und schon mehrfach auf dem Markt, ohne dass sich am geringen Bekanntheitsgrad des Buches etwas verändert hätte. Wer will auch schon einen symbolistischen Roman aus dem Jahr 1917 lesen? Er lohnt! Meint Rezensent Thomas Steinfeld. Zumal in der vorliegenden Neuausgabe, frisch übersetzt und vor allem der 200 Seiten längeren Originalfassung folgend. Der Symbolismus will zeigen, was man nicht sehen, höchstens ahnen kann, erläutert Steinfeld den philosophischen Hintergrund des Romans. In diesem Fall ist Petersburg das Symbol, der Schlüssel zur Welt, die sich Belyi mit einer Technik des Überschwangs erobert: von allem zuviel, charakterisiert Steinfeld das Verfahren, zu viele Metaphern und Allegorien, alle irrwitzig und irrwitzig schnell, so Steinfeld begeistert. Für ihn ist "Petersburg" einer der großen Romane des 20. Jahrhunderts, der, obwohl er symbolistisch ist, sogar eine richtige Geschichte hat. Mit einem richtigen Ende.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

In den höchsten Tönen lobt Olga Martynova den Roman Belyjs und die "kunstvolle Übersetzung" von Gabriele Leupold. Der Roman, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg geschrieben wurde, sei einer der bedeutensten überhaupt und zudem überaus modern. Die stärksten Elemente der russischen Literatur fänden sich in diesem Roman, in dem verschiedene symbolische und narrative Ebenen interagierten. Ein weiterer Aspekt, der der Rezensentin positiv auffällt, ist das Nachwort von Ilma Rakusa, das sehr informativ sei und dem Leser helfe, sich in den Zitaten und der Metaphorik des über 600 Seiten langen Buches zurechtzufinden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2001

Begeistert zeigt sich der Rezensent Ulrich M. Schmid nicht nur vom Roman selbst, sondern auch von dessen Neuübersetzung. Beeinflusst und verunsichert von Kant habe Belyj "eine kritische Summe aus der russischen Kultur des 19. Jahrhunderts" gezogen, wobei der Roman vor allem ein Versuch sei, das Denken literarisch darzustellen. Dem Leser werde keine "realistische Illusion" vergönnt, da es in "Petersburg" weder eine Handlungsfigur noch realistische Charaktere gebe. Als größte Leistung Belyjs hebt Schmid die Tatsache hervor, "dass er nachaufklärerische Subjektkonzeptionen in radikaler Konsequenz für die Literatur fruchtbar gemacht hat". Trotz der Kritik an der Neuausgabe, in der erklärende Kommentare fehlen, die für das Verständnis des Textes unerlässlich seien, lobt der Rezensent die Neuübersetzung von Gabriele Leupold in den höchsten Tönen, da diese sich dem Stil, den Wortspielen, den grammatikalischen und auch kompositorischen Eigenheiten des Romans überaus gewachsen zeige.