Kurt Hübner

Glaube und Denken

Dimensionen der Wirklichkeit
Cover: Glaube und Denken
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2001
ISBN 9783161474927
Gebunden, 624 Seiten, 39,88 EUR

Klappentext

Kurt Hübner löst den alten Widerspruch zwischen Christentum und Wissenschaft auf der Grundlage der heutigen Wissenschaftstheorie auf. Er interpretiert das Christentum systematisch und setzt sich mit den einschlägigen Versuchen, das Christentum wissenschaftlich zu begründen oder zu widerlegen, kritisch auseinander.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2002

Rezensent Jan-Heiner Tück zeigt sich beeindruckt von Kurt Hübners Abhandlung "Glaube und Denken". Wie Tück detailliert ausführt, sucht Hübner darin zum einen das Erklärungsmonopols der Wissenschaften zurückzuweisen und ihre verdeckten Grenzen aufzudecken, zum anderen, den Mythos und die christliche Offenbarung zu rehabilitieren. Dabei geht es ihm laut Rezensent vor allem darum, die Logik der Offenbarung von der Logik der Metaphysik abzuheben, um so Raum für "alternative Zugänge zur Wirklichkeit" zu schaffen. Im ersten Teil seines Buches führt Hübner nach Darstellung des Rezensenten den Sinn zentraler Elemente des christlichen Glaubens vor Augen und zeichnet dabei ein "kraftvolles Gemälde" der christlichen Glaubenslehre, das auch vor kritischen Punkten, wie der Jungfrauengeburt nicht zurückweiche. Im zweiten Teil analysiert er laut Tück die großen philosophischen Versuche des abendländischen Denkens, Mensch und Welt allein mittels der Vernunft zu begreifen - um dann das Scheitern dieser Versuche zu diagnostizieren. Der Rezensent bedauert, dass sich einige kleinere Fehler in Hübners Werk eingeschlichen haben, die, wie Tück betont, indes gering wiegen im Vergleich zu Hübners Auffassung, der Logos der Offenbarung enthalte die Lehre einer doppelten Prädestination. Eine Position, die der Rezensent klar zurückweist. Das bleibt allerdings der einzige wirkliche Kritikpunkt des Rezensenten an Hübners anregendem "opus magnum".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2001

Nicht weniger als "ein epochales philosophisches Ereignis" und die Abrundung eines Lebenswerkes stellt dieses Buch für den Rezensenten dar. Das von Huber auf seinem Weg der Konfrontation des Offenbarungsglaubens mit dem Denken der modernen Naturwissenschaft verfolgte Toleranzprinzip ist Dieter Borchmeyer von Anfang an sympathisch. Staunend steht er zudem vor der universalen Kompetenz eines Autors, der es vermag, über Natur- und Kunstwissenschaften, Einstein und Goethe, das mosaische Gesetz und die Genom-Entzifferung gleichermaßen überzeugend zu urteilen und dem es darüber hinaus gelingt, die selbstsichere naturwissenschaftliche Vernunft sowie eine Theologie zu erschüttern, "die mit ihren Entmythologisierungs- und Rationalisierungstendenzen auf den Bahnhof des Zeitgeistes eilt."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2001

Der knapp 80-jährige Kieler Wissenschaftler Kurt Hübner ist für Klaus Berger einer, der aufs Ganze geht und mit seinem Mammutwerk "Glaube und Denken" Transzendenz und Metaphysik gegenüber der Wissenschaft emanzipieren will, meint der Rezensent das Unterfangen des Autors erkannt zu haben. Hübner sei es gelungen, wichtige Grundbegriffe des christlichen Glaubens wie den Sündenfall, Christi Leib und den Sündenbock mythisch darzustellen. Für Berger ist das ein freudiges Ereignis, denn schließlich habe in den letzten fünfzig Jahren die Entmythisierung biblischer Texte überwogen. Allerdings stört den Rezensenten Hübners Interpretation der Schöpfungsgeschichte, die sich für Berger streckenweise wie die Episoden aus den Schulbüchern amerikanischer Sekten, die die Evolutionstheorie grundsätzlich ablehnen, las. Zu derartigen Verdächtigungen kann man verleitet werden, meint Berger, weil Hübner seine Betrachtungen kaum exegetisch unterlege und die Bibel als dogmatisches System zu begreifen scheine. Trotzdem - der Rezensent hält das Buch für epochal, denn endlich kehre hier einer die Beziehung zwischen Naturwissenschaft und Religion um. Und Polemik kann Berger dem Autor nicht unterstellen. Im Gegenteil. Sein Werk sei eine über viele Seiten geführte materialreiche Auseinandersetzung mit der gesamten abendländischen Metaphysik.
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