Thomas Faist

Transstaatliche Räume

Politik, Wirtschaft und Kultur in und zwischen Deutschland und der Türkei
Cover: Transstaatliche Räume
Transcript Verlag, Bielefeld 2000
ISBN 9783933127549
Broschiert, 429 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Transstaatliche Räume sind verdichtete und relativ stabile ökonomische, politische, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen Personen, Netzwerken und Organisationen, die Grenzen von Nationalstaaten überschreiten. Am Beispiel der Verflechtungen zwischen Deutschland und der Türkei beantworten die Beiträge folgende Fragen: Welche Formen grenzüberschreitender Tätigkeiten können wir bei Unternehmern, sozialen Bewegungen, Familien, religiösen Gemeinschaften und politischen Organisationen beobachten? Welche Konsequenzen haben dichte transstaatliche Netze für die Integration von ImmigrantInnen in Deutschland und in der Türkei, für die Zivilgesellschaften und die beteiligten Staaten?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2001

Günter Seufert leitet seine Rezension mit einer Erklärung des Begriffs der transstaatlichen Räume ein, die sich in dem Moment öffnen, wo Migranten ihre Beziehungen zum Heimatland nicht komplett auflösen, sondern mit "zwei Standbeinen" in beiden Ländern verwurzelt bleiben. Transstaatliche Räume haben "ökonomische, politische und kulturelle" Dimensionen, die `die Grenzen souveräner Staaten überschreiten`, wird der Herausgeber zitiert. Die besprochene Aufsatzsammlung, so Seufert, beleuchtet positive und negative Aspekte dieser Verflechtung. Den integrationshemmenden Effekt zeigt der Rezensent am Beispiel der dritten Generation in Deutschland lebender Türken, die "immer noch - oder wieder verstärkt" auf ihr Heimatland ausgerichtet sind. Als Beispiel für eine integrative Leistung verweist er auf russische Juden, die nach ihrer Ankunft in Deutschland in ansässigen Gemeinden ankommen und Unterstützung erfahren. Aus den verschiedenen Aufsätzen, die allesamt "bisher vernachlässigte Perspektiven, zu diesen Netzwerken eröffnen" hebt der Rezensent den von Jürgen Gerdes hervor, der die "stringenteste Anwendung des Konzepts der transstaatlichen Räume" anwendet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.02.2001

Der Rezensent mit dem Kürzel "hcr" erläutert zunächst, was mit diesem Begriff überhaupt gemeint ist. Denn dem Autor gehe es nicht um eine "Entscheidung zwischen der Türkei oder Deutschland", sondern um grenzüberschreitende Beziehungen jeglicher Art - etwas, das sich jenseits von Assimilation und "Multikulti" abspielt. Dabei macht der Autor, so "hcr" Wechselwirkungen aus, was etwa an dem Beispiel der islamistischen Milli-Görüs deutlich werde, die ihrerseits sehr wohl auch durch den Westen verändert werde. Als ein anderes Beispiel führt "hcr" die Tatsache an, dass viele in Deutschland erscheinende türkische Zeitungen zwar zahlreiche Anzeigen "von Firmen aus ihrem Verbreitungsgebiet" haben, über Deutschland jedoch nur wenig berichten. Was dem Rezensenten insgesamt an diesem Band jedoch fehlt, ist ein tiefergehender Vergleich mit Russlanddeutschen oder "maghrebinischen Einwanderern in Frankreich", der der Frage nachgeht, ob die `transstaatlichen Räume` türkischer Einwanderer auch auf andere Gruppen übertragbar sind. Auch die "wissenschaftliche Sprache" des Bandes kritisiert "hcr". Doch insgesamt sieht er die "deutsch-türkische Lebenswelt treffend" und ohne überflüssige Emotionen beschrieben.
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