Kenzaburo Oe

Grüner Baum in Flammen

Roman
Cover: Grüner Baum in Flammen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783100552068
Gebunden, 347 Seiten, 25,51 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Annelie Ortmanns. In diesem Roman zieht Kenzaburo Oe die Quintessenz seines Lebenswerkes. In einer groß angelegten erzählerischen Erkundung beschreibt Oe die gefährliche Suche nach einer neuen Religion, die Befreiung sein kann wie Bürde. Schauplatz ist das Dorf in den Wäldern von Shikoku, um das Oes Erzählungen sich immer wieder ranken. Im wichtigsten Hof des Dorfes liegt eine beinahe hundertjährige Frau im Sterben. Mit ihrem Tod würden die Mythen und Geschichten des Dorfes vergessen. Im letzten Augenblick jedoch findet sie in dem jungen Gij einen Nachfolger, der von der Dorfgemeinschaft zunächst gegen seinen Willen als Retter, Heiler und Heilsbringer gefeiert, dann aber verstoßen wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2001

Geteiltes Echo findet dieser Band bei Marion Löhndorf. Einerseits gefällt es ihr, wie Oe seinen Roman vorwiegend in einem kleinen Dorf im Wald ansiedelt, wo die Natur "als etwas Lebensbestimmendes", ja Unkontrollierbares wahrgenommen wird - ohne dass der Autor dabei den Blick auf das Tokio der Gegenwart vergisst. Doch hier geht es nicht nur um die Gegenüberstellung vom "moderner westlicher und traditioneller japanischern Kultur" wie der Leser erfährt, sondern auch um Mythen, Gott und Götter, Medizinmänner - ebenso wie um Globalisierung, Umweltverschmutzung und Geschlechterrollen. Die Spannung des Buchs liegt nach Löhndorf vor allem darin, dass der Held, von Dorfbewohnern zum Medizinmann ernannt, befürchten muss, dass er die Erwartungen nicht erfüllen kann. Andererseits sieht die Rezensentin auch etliche Schwächen in dem Roman, etwa die vielen Nebenhandlungen, die vielen Personen, die alle "gleichwertig" erscheinen, aber auch eine Schwerfälligkeit im Umgang mit dem Sujet überhaupt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.02.2001

Viel Rauch um nichts attestiert die Rezensentin Irmela Hijiya-Kirschnereit dem Roman von Kenzaburo Oe. Zwar erkennt sie sein verdienstvolles Bemühen um gesellschaftliche Themen und politische Sensibilisierung der Leserschaft an; dies Bemühen ist ihr aber zu aufdringlich. Hier fehlt der ironische Unterton aus den früheren Werke Oes, meint die Rezensentin, statt dessen "dampft der Roman nur so vor `Anliegen`". Eine "bedingungslos Nächstenliebe" predigende Jesusfigur und ein Hermaphrodit, der "die Freiheit der Geschlechtswahl demonstrieren soll" sind der guten Absicht denn doch zuviel, so Hijiya-Kirschnereit. Wenn das Buch auch "glatt und flüssig" zu lesen sei, wobei die Rezensentin dies zum Teil auch auf die gute Übersetzung von Annelie Ortmanns zurückführt, das vernichtende Urteil lautet: "Stagnation" im inhaltlichen und formalen Bereich. Traurig gestimmt blickt die Rezensentin daher am Ende in die Zukunft, die ihrer Meinung nach nicht viel Gutes für den Autor Oe hoffen lässt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.01.2001

Klaus Siblewski gerät bei diesem Buch des japanischen Autors und Nobelpreisträgers ins Schwärmen. Der erste Band des als Trilogie angelegten Romans begeistert ihn durch seinen "Erzählernst", und er sieht ihn aus den "leichtgewichtigen Prosaübungen", die zur Zeit populär sind, hoch hinausragen. Die Geschichte, die von einem zur Frau operierten Zwitter und einem mysteriösen Onkel B. erzählt wird, dreht sich nach Ansicht des Rezensenten um nichts weniger als um das Nebeneinander von Leben und Tod und die "Unbegreiflichkeit", wie die menschliche Seele diesen Widerspruch erträgt. Der Rezensent lobt die "Wissbegier" und das "poetische Feingefühl", mit denen der Autor existentielle Fragen behandelt und lobt das Buch als "bedeutend".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2000

Die Idee, die hinter Kenzaburô Ôes neuem Roman - dem ersten Teil einer Trilogie - steht, gefällt dem Rezensenten Ralph Rainer Wuthenow. Mit der Umsetzung kann er indes wenig anfangen. Es geht um die Bewahrung und Weitergabe des Wissens einer alten Frau, um Esoterik, um die "widersprüchliche Verflechtung von Mythos und Moderne". Komplizierte Themen, die auch für den Autor ein Wagnis darstellen, so Wuthenow. "Totale Entzauberung" kann "nicht das Ziel sein", aber "der nur scheinbar das alte Erbe rettende Betrug" eben auch nicht. Die übermäßige Konstruiertheit und Überfrachtung, mit der der Autor dieses Dilemma in der erzählerischen Umsetzung bearbeitet stört Wuthenow und auch die Übersetzung von Annelie Ortmanns findet er wegen "törichter Modernismen" nicht wirklich gelungen.
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