James Wood

Die Kunst des Erzählens

Cover: Die Kunst des Erzählens
Rowohlt Verlag, Reinbek 2011
ISBN 9783498073671
Gebunden, 224 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Imma Klemm. Mit einem Vorwort von Daniel Kehlmann. Was unterscheidet einen guten Roman von einem schlechten? Kaum jemand könnte das besser erklären als James Wood, "einer der besten Kritiker unserer Zeit" (Newsweek) und selbst ein herausragender Stilist. Erzählperspektive oder Detailauswahl, Figurenzeichnung und Dialoge Wood zeigt, worauf zu achten lohnt. Anhand vieler Beispiele von der Bibel über Flaubert bis zu David Foster Wallace erklärt er, was manche Autoren besser machen als andere. Doch es geht Wood nicht allein um die Elemente gelungenen Erzählens. Er beantwortet auch grundlegende Fragen: Was hat die Literatur mit der Wirklichkeit zu tun? Und vor allem: Warum bewegt sie uns so? Denn bei aller analytischen Präzision bleibt Wood ein begeisterter Leser, dessen Leidenschaft ansteckend wirkt. So gelingt ihm das Kunststück, die Geheimnisse der Literatur zu lüften, ohne ihren Zauber zu zerstören.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2011

Angela Schader kontrastiert dieses Buch mit zwei älteren literaturtheoretischen Essays berühmter angelsächsischer Kritiker, Harold Blooms "How to Read and Why" und David Lodges "The Art of Fiction". Besonders interessant stellt sie den Gegensatz zwischen Bloom und Wood dar: Bloom vertrat einen konservativen und eurozentrischen Kanon - aber er ist dennoch für Neues offener als der jüngere Wood, der durch seine Position beim "New Yorker" heute als Alphakritiker gilt. Mit Wood verfährt Schader durchaus kritisch. Er hafte an einem konventionellen Realismusbegriff und lasse postmoderne Auflösungen fiktionaler Muster von Calvino bis Pynchon einfach links liegen. Wie zeitgemäß ist das für einen heute schreibenden Kritiker? Man ahnt die Antwort, ohne dass die Rezensentin diese Frage explizit stellt. Dennoch zieht sie Gewinn aus der Lektüre Woods, etwa wenn er "mitreißend schildert, wie das 'dritte Ohr' des Lesers beschaffen sein sollte", also seine Sensibilität für Anspielungen und historische Resonanzen. Schade, dass er dieses Ohr nur an die Klassiker anlegt!

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2011

Dirk Knipphals ist hingerissen von James Woods "Die Kunst des Erzählens". Das Buch des Literaturkritikers wartet zu seiner Freude mit einer Fülle von erhellenden Einsichten über die Literatur auf. Besonders anregend findet er die Kapitel über die Literatur des 19. Jahrhundert, etwa über Gustav Flaubert oder Jane Austen. Die Begeisterung Woods scheint ihm ein wenig nachzulassen, wenn es um Gegenwartsliteratur geht. David Foster Wallace etwa halte der Autor auf die Dauer für "ermüdend". Trotzdem bietet der Autor für Knipphals auch über Gegenwartsliteratur meisterliche Beobachtungen, zum Beispiel über Philip Roth. Er hebt hervor, dass Woods Buch nicht nur von der "Kunst des Erzählens" handelt, sondern ebenso der "Kunst des Lesens".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.07.2011

Ijoma Mangold führt James Wood als berühmtesten "Literaturkritiker der Welt" ein, und was ihn daran besonders fasziniert ist, dass Wood, Kritiker des "New Yorkers", mit seinem philologischen Ansatz genau das Gegenteil zu Deutschland berühmtesten Kritiker sei, nämlich dem eher zur Polemik neigenden Marcel Reich-Ranicki. Auch das bei einem internationalen Publikum vor allem Thomas Bernhard, W.G. Sebald und Peter Handke für die deutsche Literatur stehen, bemerkt Mangold mit Interesse. Überhaupt fand er in dem Buch einiges, was ihn an der geschlossenen deutschen Sicht auf bestimmte Dinge zweifeln ließ: Austausch hilft doch gegen Provinzialismus. Das Buch jedenfalls empfiehlt Mangold als "Schule des Close readings". Wood fliege nicht im Düsenjet über die Textlandschaften, sondern untersuche sehr genau die Erzähltechniken, Perspektive und Figurenrede, in denen sich die ganze Größe des modernen realistischen Erzählens zeige, dem Woods ganze liebe Liebe gelte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2011

Ina Hartwig freut sich ausdrücklich, dass mit James Wood ein kluger, eloquenter Literaturkritiker die Lanze für den Realismus in der Literatur bricht, der heute vielfach als konventionell oder gewöhnlich abgetan wird. In seinem Essay wendet er sich vor allem den großen Romanen der Moderne zu und begeistert hier die Rezensentin mit intelligenten und unterhaltsam zu lesenden Detailanalysen. Dass sich Wood allerdings von experimentellerer Literatur wie den Werken von Gertrude Stein oder Georges Perec konsequent fernhält, empfindet sie als bedauerliche "Beschränkung". Vollends enttäuschend findet sie dann, dass der Autor die zeitgenössische englische und amerikanische Literatur fast gar nicht berücksichtigt. Hinweise wie der, dass nichts von heute an die entsetzliche Schilderung in Hamsuns "Hunger" herankommt, erscheint ihr zudem als allzu professorales Diktum. Insgesamt lässt das Buch überhaupt in seiner zweiten Hälfte etwas nach, die Übersetzung wird von Hartwig zudem als unelegant und "idiomatisch unsicher" gerügt. Trotzdem, die Ehrenrettung des Realismus freut sie schon, sie hätte es nur begrüßt, hätten auch ein paar Zeitgenossen Zugang in den Wood'schen Kosmos gefunden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2011

Mit Vergnügen hat Rezensent Klaus Birnstiel James Woods Buch "Die Kunst des Erzählens" gelesen, das ihm erhellende Einblick in die "Wunderkammern realistischer Literatur" gewährte. Wood, Literaturkritiker des New Yorker und gefürchteter Vernichter der "hysterischen" Moderne , zeigt für ihn sehr schön, welche Erzählkunst der realistische Roman des 19. Jahrhunderts entfaltete, wie er Räume, Personen, Gesellschaften beschrieb und mit der erlebten Rede die Grenzen zwischen Autor und Figur aufhob. Birnstiel hebt hervor, dass sich der amerikanische Literaturkritiker weniger für die Romane im Kontext von Geschichte und Gesellschaft interessiert, sondern für ästhetische Fragen, für Stil und Ausdruck, Metaphern, Figuren und Gestaltung. Dass in Woods Kanon allerdings deutschsprachige Autoren wie Goethe, Fontane, Mann viel zu kurz kommen verzeiht er ihm, weil Woods ihm schön vor Augen führte, dass ein Literaturkritiker den Konflikt nicht scheuen darf - und auch auch nicht so "kariert wie ein deutscher Professor" schreiben muss.
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