Jean Forton

Isabelle

Roman
Cover: Isabelle
Graf Verlag, München 2011
ISBN 9783862200115
Gebunden, 301 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Grete Osterwald. Mit einem Nachwort von Catherine Rabier-Darnaudet. Sie sieht so zart aus, so unschuldig mit ihren blonden Zöpfen und so beschützenswert. Der Mann, dessen Blick sich in diesem blonden Haar verfängt, frönt in seinem Pariser Dachzimmer einem müßigen Dasein. Er ist ein einsamer Wolf, der durch die Wand die schöne Freundin seines Zimmernachbarn lachen hört. Nie würde es ihm gelingen, eine solche Frau zu besitzen, nie würde er mit jemandem eine solche Vertrautheit herstellen können. Nun aber sieht er auf einem seiner einsamen Rundgänge dieses unscheinbare, vielleicht sechzehnjährige Mädchen, und in ihm entsteht ein Plan, der zur Obsession wird. Anders als Lolita ist das Mädchen Isabelle keine selbstbewusste Verführerin, sondern unschuldig und sehnt sich nach Zuwendung. Mit klarer, knapper Sprache zeigt Forton, wie Verführung zum Selbstzweck wird, zur Erhöhung des eigenen Ichs. Ein Klassiker der französischen Moderne (1957), nun erstmals auf Deutsch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2011

Besonders das Ende findet Nicolas Bender sehr modern. Was man von dem Roman zu Zeiten seines Erscheinens 1957 wohl nicht sagen konnte und wollte, damals beherrschte der nouveau roman die Szene. Heute funktioniert das Buch mit seiner klassischen Diktion, meint Bender. Und auch die Geschichte eines namenlosen zerknirschten Müßiggängers vor großbürgerlicher Kulisse, der aus Langeweile ein Nymphchen ins Unglück reißt, hat laut Bender ihren Reiz. Das Buch ist für ihn psychologisch überzeugend und genussvoll zu lesen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.09.2011

Spannend findet Thomas Laux diese Selbstbeschreibung eines ganz und gar unsympathischen Eigenbrötlers und psychopathischen Stalkers der titelgebenden Isabelle. Das leichte Frösteln bei der Lektüre und die Empörung über das Verhalten der männlichen Hauptfigur nimmt er hin. Ja, Laux empfiehlt uns den Roman sogar, um den bei uns unbekannten, 1982 verstorbenen Jean Forton und eines seiner besten Bücher kennenzulernen. Das Drama von Begehren und Abstoßung, gefasst in Fortons analytisch klare Sprache, ist es wert, findet er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.04.2011

Rezensent Thomas Laux freut sich: Endlich ist zumindest der wichtigste, 1957 erschienene Roman des 1982 verstorbenen französischen Autors Jean Forton ins Deutsche übersetzt worden. Im Mittelpunkt dieses nicht näher datierten, überraschend modern wirkenden Tagebuchs steht ein namenloser, gesellschaftlich vereinsamter Ich-Erzähler, dessen oberstes Ziel es ist, so Laux, seine sexuellen Obsessionen zu befriedigen. Zunächst geht er seinen pornografischen Fantasien nur in Gedanken nach, später lebt er diese an der sechzehnjährigen Isabelle aus, deren Selbstmord nach der Trennung der Protagonist lapidar auf eine vererbte Verrücktheit schiebt. Laux liest den Roman als "psychopathologische Fallstudie" über jemanden, der unfähig ist zu lieben und der jegliche moralische Zweifel mit dem Verweis auf seine krankhafte Natur abwehrt. Trotz fehlender Sympathie für die Hauptfigur wird der Rezensent während der Lektüre in den Bann ihrer seelischen Untiefen gezogen. Nicht zuletzt dank der "bemerkenswert analytischen" Sprache hat diese Innenansicht eines Täters den Kritiker immer wieder erschaudern lassen.
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