Dirk Kurbjuweit

Kriegsbraut

Roman
Cover: Kriegsbraut
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783871346613
Gebunden, 336 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Die junge Esther beschließt, Soldatin zu werden, um ihrem bislang ziellosen Leben Halt zu geben. Bald wird sie nach Afgha­nistan geschickt. Staub, betäubende Hitze und eine trügerische Langeweile, in der stets Anschläge drohen, be­stimmen die Tage im Bundeswehrcamp. Als Esther die Chance bekommt, Patrouillenfahrten in die Berge zu machen, lernt sie ein wildes, schönes, aber unnahbares Land kennen - und trifft auf den rätselhaften Schulleiter Mehsud. Zögerlich verlieben die beiden sich und beginnen eine zarte, riskante Beziehung gegen alle Regeln, die militärischen wie die afghanischen. Schnell werden ihre Treffen zur Gefahr, und Esther steht vor einer Entscheidung: Was muss sie tun, damit die unwäg­bare Liebe zu Mehsud eine Zukunft hat?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.07.2011

Durchwachsen scheint Rezensentin Sibylle Saxer dieser Roman Dirk Kurbjuweits um eine junge deutsche Soldatin, die sich bei ihren Auslandseinsatz in Afghanistan in einen einheimischen Schuldirektor verliebt. Sicher, der Autor, Leiter der Berliner Redaktion des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", kenne sich mit der Materie gut aus und beschreibe die Realität des Bundeswehreinsatz gekonnt. Zudem bescheinigt ihm die Rezensentin, ohne moralischen Zeigefinger wichtige Fragen nach Krieg, der Rolle der Frau, dem Kampf der Kulturen zu thematisieren. Allerdings überzeugt sie das Buch in erzählerischer Hinsicht nicht, die Liebesgeschichte wirkt auf sie unplausibel, die Erzählweise wie auf eine Kriegsreportage "aufgepfropft". Dennoch findet sie das Buch durchaus fesselnd, unterhaltsam und zum Nachdenken anregend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.04.2011

Rezensent Eberhard Falcke versichert, dass Dirk Kurbjuweits "Kriegsbraut" nicht so schmonzettig ist, wie sie auf den ersten Eindruck erscheint: "Besser als sein Stoff" sei der Roman um die Soldatin Esther ("sie hat einen Studienabschluss, einen knackig durchtrainierten Körper, einen Freund"), die ihrem vorprogrammierten deutschen Standardleben entkommen möchte, als Fernmelderin nach Afghanistan geht und dort auf den Schuldirektor Mehsud trifft ("Dann tauchen erotische Gefühle auf"). Und auch wenn Falcke überdies einräumt, dass der Roman recht konventionell erzählt ist, bleibt er dem Autor, Hauptstadtbüroleiter des "Spiegels", gewogen. Viel Erhellendes hat er der Geschichte entnommen, beteuert Falcke, sehr Eindrückliches über den Soldatenalltag erfahren und über den neuen Typus der militärischen Angestellten, die von keinem Patriotismus motiviert sind, sondern vom persönlichen Unglück in den Krieg getrieben wurden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2011

Dirk Kurbjuweits realistisch erzählter Aghanistanroman "Kriegsbraut" vermag dem Rezensenten Moritz Baßler wenig Lob zu entlocken. Zwar sei das Buch "gut lesbar" - für die zahlreichen Inkonsistenzen und Beliebigkeiten der geschilderten Story fühlt sich Baßler hierdurch allerdings mitnichten entschädigt. Nicht nachvollziehbar beispielsweise sei der vom Autor nahegelegte Zusammenhang zwischen den glücklosen Männerbeziehungen der Protagonistin Esther und ihrer Entscheidung, Soldatin zu werden. Ebenso merkwürdig findet Baßler gewisse Phantasmen Esthers, die ihrer Liebesbeziehung zu einem afghanischen Lehrer einen emanzipatorischen Beigeschmack zu geben versucht. Misslungen, so das Fazit der Kritik, sei Kurbjuweits Bemühen um eine weibliche Perspektive auf einen gegenwärtigen Krieg. Baßler stellt die Frage nach dem Sinn eines solchen Unterfangens dabei nicht nur an den vorliegenden Roman, sondern an Kriegsliteratur mit Soldatinnen in den Hauptrollen im Allgemeinen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2011

Im wesentlichen eine Inhaltsangabe ist Kolja Mensings Kritik zu diesem, dem sechsten Roman des Spiegel-Berlin-Büroleiters Dirk Kurbjuweit. Er folgt hier einer Soldatin an den Hindukusch, wo sie sich ganz unstandesgemäß in einen Afghanen verliebt und diesem - der Leser liest mit - ihre bisherige Lebensgeschichte erzählt. "Verführerisch gemacht" findet der Rezensent das, der dem Verfasser auch beträchtliches erzählerisches Können in der Handhabung seiner Rückblendenstruktur bescheinigt. Besonders gelungen sei der spät im Roman gezündete Sprengsatz: Nach der ausführlichen Schilderung der zivilen Vorgeschichte werde das Buch zuletzt doch noch kriegerisch ernst.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2011

Mit großer Sympathie, wenn auch nicht ohne Blick für die Schwächen bespricht Gustav Seibt den neuen Roman des bekannten Reporters Dirk Kurbjuweit, der es schafft, neben seiner Stelle als Leiter des "Spiegel"-Hauptstadtbüros aktuelle politische Romane zu schreiben. Seibt ist trotz mancher Klischees von der Geschichte einer deutschen Soldatin im Afghanistan-Krieg mitgerissen, weil es Kurbjuweit zumeist ohne pädagogische Aufdringlichkeit zu schaffen scheint, die moralischen Dilemmata vor Augen zu halten, in die ein solcher Krieg die Demokratie und jeden einzelnen Soldaten verwickelt. Seibt stellt sich gar die leicht defätistische Frage, ob "demokratische Gesellschaften am Ende kriegsuntauglich sein könnten". Aber es ist eben nur eine Frage: Der Roman nehme Partei für den Zweifel, lautet Seibts Fazit, und zumindest für ihn machte der Autor diese Zweifel anschaulich und erlebbar.
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