Joyce Carol Oates

Die Lästigen

Eine amerikanische Chronik in Erzählungen
Cover: Die Lästigen
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783821862378
Gebunden, 384 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Röckel. Die versammelten Geschichten von Joyce Carol Oates sind Entdeckungen: alle sind sie hierzulande noch unveröffentlicht. Von der Autorin und der Herausgeberin ausgewählte Momentaufnahmen vom amerikanischen Alltag. Joyce Carol Oates schlüpft in die Haut von Männern und Frauen und aufsässigen sprachlosen Teenagern, verbitterten Arbeitern und heruntergekommenen Boxern, denen sie genauso zu eigener Sprache verhilft wie Gelegenheitsdieben oder pädophilen Vätern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2011

Rezensent Burkhard Müller zeigt sich sehr fasziniert von den Erzählungen Joyce Carol Oates'. Es scheint insbesondere das Katzenhafte der zumeist weiblichen Hauptfiguren zu sein, hier häufig Opfer, mitunter aber auch Täterinnen unerklärlicher Gewaltakte, das den Rezensenten gleichermaßen anzieht wie verstört. In Oates' Weigerung, die schrecklichen Vorkommnisse in ihren Geschichten zu erklären und sie in einem historisch-sozialen Kontext zu deuten, erkennt der Rezensent eine enge Verwandtschaft zu Patricia Highsmith, eine Atmosphäre "böser", bedrückender "Lust" am Fatalismus. Müller glaubt, dass diese Haltung, gepaart mit einem ungezügelten Publikationswillen, Oates den Literaturnobelpreis gekostet hat. Wenn die Herausgeberin mit dem Untertitel "Eine amerikanische Chronik in Erzählungen" Oates zu mehr Akzeptanz zu verhelfen sucht, indem sie ihr einen "gesellschaftlich-konstruktiven" Platz zuweist, so kann sie den Rezensenten damit allerdings kaum überzeugen. Für ihn bleibt die Autorin viel zu sehr "Privat-Anarchisten", um sich derart vereinnahmen zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2011

Schlichtweg "atemberaubend" findet Rezensentin Sylvia Staude die neunzehn bisher unübersetzten Geschichten, die die amerikanische Autorin Joyce Carol Oates in dem Band "Die Lästigen" versammelt hat. Beeindruckt stellt sie fest, wie Oates, die selbst 47 Jahre glücklich verheiratet war, in ihren Erzählungen eindringliche, bedrohliche Bilder kaputter Ehen, gewalttätiger Männer und unterdrückter Frauen zeichnet. Da gibt es beispielsweise die drogensüchtige Melanie, die beim Sex mit einem Mann nur noch denkt, dass sie "jetzt ganz still liegen muss, ihn nicht noch mehr aufbringen darf". Oder die von einer Gruppe Kinder geschlagene und ausgezogene Joggerin, die sich ihrer Nacktheit so schämt, dass sie sich vor Spaziergängern versteckt, die ihr helfen könnten. Der Untertitel "Eine amerikanische Chronik in Erzählungen" ist missverständlich, meint Staude; Politisches lasse sich in den zwischen 1963 und 1999 veröffentlichten Geschichten nur daran ablesen, wie weiße Männer mit Frauen und Schwarzen umgehen. Auch hier stellt Oates ihre Kunst feinsinniger Andeutung unter Beweis, so die eingenommene Rezensentin.
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