Wolfgang Herrndorf

Tschick

Roman
Cover: Tschick
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783871347108
Gebunden, 254 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

"Ich muss dir ein Geheimnis verraten", sagte ich. "Ich bin der größte Feigling unter der Sonne. Der größte Langweiler und der größte Feigling, und jetzt können wir zu Fuß weiter. Auf einem Feldweg würd ich's vielleicht versuchen mit dem Wagen. Aber nicht auf der Autobahn." Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein unbekanntes Deutschland.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.11.2010

Von dieser schnoddrigen Kunstsprache könne man süchtig werden, schreibt hingerissen Ulrich Rüdenauer, und verleiht seiner Begeisterung auch mit kaskadischen Aneinanderreihungen von Adjektiven wie "lustig", "charmant", "brillant", " zum Brüllen komisch" Ausdruck. Die Geschichte selbst hat er als "romantische Irrfahrt" und "Abenteuerreise" zweier Jugendlicher ins eigene Leben gelesen. Wie Huck Finn und Tom Sawyer würden zwei Außenseiter mit einem Lada durch den Osten Deutschlands fahren, dort absurdeste Dinge und Menschen erleben. Wolfgang Herrndorf erschaffe, durch die Augen seiner Protagonisten sehend, einen ganzen Kosmos, dessen liebevoll ausgemalte Details der Kritiker hingebungsvoll betrachtet. Die langsame Veränderung der Protagonisten, ihr Erwachsenwerden, nimmt er ebenfalls mit großer Anteilnahme auf. Auch, weil es sich hier um eine Lektion über die Endlichkeit aller Dinge handelt, die Endlichkeit schöner Bücher inklusive.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.11.2010

Ganz schön scheint Dieter Hildebrandt diese Roadnovel zu finden, obwohl der Einstieg in die Kritik etwas mäkelig ist. Konditioniert durch die Verlagswerbung, die Wolfgang Herrndorfs Buch zwischen J.D. Salinger und Mark Twain ansiedelt, sieht Hildebrandt mit einiger Skepsis bereits auf Seite acht die beiden Helden des Buchs aus einem Kornfeld gucken. Doch bald erkennt er: Hier will ein Autor nur spielen, und zwar mit Situationen, Stimmungen, Szenen aus Filmen und Literatur. Bald gefällt ihm dann, wie Herrndorf die amerikanischen Highways zurück auf brandenburgische oder sorbische "Feld- und Holzwege" herunter bricht. Wie er die Fremdheit gleich vor der Haustür sucht und auf diesem Weg eine "Art Wonderland gewitzter Weltfremdheit" beschwört. Auch lobt er den Ton des Romans, und mit den Helden des Buchs, also mit Maik und Tschick, ist er schnell warm geworden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.10.2010

Unentschlossen wirkt Rene Hamann angesichts Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick", der in den Augen des Rezensenten ein Jugendroman mit Erwachseneneignung ist. Hamann weiß, dass der Autor todkrank ist und die Literaturkritik ihn hochlobt, ohne dass sich das in Preisauszeichnungen niederschlägt, und zwar, wie der Rezensent meint, aus "schlechtem Gewissen" heraus. Solchermaßen vorbereitet erfahren wir, dass Herrndorf einen überwiegend sich selbst überlassenen Wohlstandsjungen und einen jugendlichen Russlanddeutschen auf eine Abenteuerreise durch Deutschland mit Ziel Walachei schickt und mit seiner geschickt inszenierten Ich-Erzählerfigur überzeugend den Ton der Jugendsprache trifft. Ein Einwand Hamanns betrifft die Komik des Romans, von der er sich irgendwie mehr erhofft hat. Ein anderer, dass die Ereignisse insgesamt ziemlich absehbar sind und am Ende gar ein - immerhin "gutes" - Hollywood-Ende winkt, das geradezu nach Verfilmung schreit, wie er meint. Die Kritikerhaltung ließe sich also mit 'verhalten' ganz gut beschreiben, überraschenderweise aber schickt Hamann dem Roman am Ende das Prädikat "ein rundum gutes Buch" hinterher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2010

Bei der Lektüre von Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick" fühlt sich Rezensentin Felicitas von Lovenberg ganz in ihre Pubertät zurückversetzt und wünscht sich, dass dieses Buch nie zu Ende geht. Herrndorfs Coming-of-Age-Geschichte über den in Berlin-Marzahn aufgewachsenen Maik und seinen Freund, den jungen Russen Tschick, die sich aus Langeweile und Außenseitertum auf einen spontanen Roadtrip Richtung Wallachei begeben, sei eine "Hymne auf das Jungsein, Freundschaft, Liebe und das Leben", so die Kritikerin. Ganz fasziniert ist sie davon, wie der Autor seinen vierzehnjährigen Ich-Erzähler so empfindsam, authentisch und "lakonisch-witzig" von seinen Erlebnissen berichten lässt und vergisst darüber beinahe wie schwierig es ist, einen solch altersgerechten, "selbstverständlichen Ton" hinzubekommen. Die Lektüre dieses geradezu "weisen" Romans sei eine einzige "Wonne", zeigt sich Lovenberg begeistert.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2010

Gustav Seibt bejubelt den jüngsten Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf als poetisches, witziges, ja schlechthin "wundervolles" Buch, dessen titelgebender Held dem Leser lange in Erinnerung bleiben wird, wie er verspricht. Der Rezensent kann sich nur darüber wundern, dass einerseits über die Mittelmäßigkeit des realistischen deutschsprachigen Gegenwartsromans gemosert wird, andererseits aber Bücher, die andere literarische Wege einschlagen, ignoriert werden. Umso nachdrücklicher legt er uns die Geschichte um zwei jugendliche Außenseiter, den asozialen Russlanddeutschen Tschick und den "wohlstandsverwahrlosten" Maik, die sich in einem geklauten Lada quer durch Ostdeutschland in Richtung Walachei aufmachen, wärmstens ans Herz. Seibt schwärmt von der stilistischen Einfachheit des Autors, der unprätentiös Jugendsprachliches aufgreift, ohne zu kopieren. Höchst amüsiert und mitunter zu Tränen gerührt verfolgt der Rezensent dieses "Roadmovie" mit allerlei schrägen Begegnungen und Begebenheiten, und er versichert, dass der Roman nicht nur für Altersgenossen der Hauptfiguren geeignet sei, sondern auch die erwachsenen Leser "glücklich" machen wird.
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