Tidiane N'Diaye

Der verschleierte Völkermord

Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika
Cover: Der verschleierte Völkermord
Rowohlt Verlag, Hamburg 2010
ISBN 9783498046903
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christine und Radouane Belakhdar. "Der verschleierte Völkermord" schildert die Versklavung der schwarzen Bewohner Afrikas durch die muslimischen Eroberer. Im Jahre 652 zwang der Emir Abdallah ben Said dem nubischen König Khalidurat einen Schutzgeld-Vertrag auf: Nubien sollte in Zukunft unter dem Schutz Allahs und seines Propheten Mohammed stehen, sofern es jedes Jahr 360 Sklaven beiderlei Geschlechts an den Imam der Muselmanen überstellte. Im Laufe der folgenden dreizehn Jahrhunderte drangen islamische Sklavenhändler immer tiefer in den Kontinent ein und verschleppten viele Millionen Schwarze in die arabischen Länder. Der Autor beschreibt den unglaublichen Blutzoll, den dieser menschenverachtende Handel forderte. Auf jeden gefangenen Sklaven kamen durchschnittlich drei Menschen, die beim Niederbrennen der Dörfer oder in den darauf folgenden Hungersnöten umkamen. Und auf den Todesmärschen starb in der Regel noch einmal mehr als die Hälfte aller Sklaven. Der Autor schätzt die Zahl der Toten, die auf das Konto des arabischen Sklavenhandels gingen, auf mindestens 17 Millionen. Ein erschütterndes Buch über einen bisher kaum thematisierten Völkermord.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.07.2010

Thomas Speckmann preist Tidiane N'Diayes Buch über den arabisch-muslimischen Sklavenhandel in Afrika als äußerst verdienstvoll, da das Thema im europäischen Bewusstsein so gut wie nicht vorhanden ist und im Nahen Osten bis heute tabuisiert wird, wie er schreibt. Der senegalesische Anthropologe und Wirtschaftswissenschaftler bedient sich deutlicher Worte und steiler Thesen, um die Tragödie in Afrika, die vom 7. bis ins 20. Jahrhundert andauerte und, wie der Autor schätzt, an die 17 Millionen Opfer forderte, zu vermitteln, stellt der Rezensent fest. Auch wenn die Drastik, mit der N'Diaye seinen Gegenstand darstellt, mitunter sein Missfallen erregt, so würdigt er dennoch, dass sich der Autor als erster systematisch dieser Thematik angenommen hat, zumal er mit einer sehr problematischen Quellenlage konfrontiert war, wie der Rezensent mitteilt. Erschreckend für Speckmann ist nicht nur die ungeheuer hohe Opferzahl des brutalen arabischen Sklavenhandels in Afrika, sondern auch N'Diayes Schilderung der Mitverantwortung vieler afrikanischer Herrscher bei der Versklavung ihrer Untertanen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2010

Thomas Kramer kann dieses Buch nicht leiden, so viel wird aus seiner Besprechung sehr deutlich, auch wenn er kein Wort darüber verliert, was Tidiane N'Diaye über den muslimischen Sklavenhandel eigentlich sagt. Wir erfahren nichts über Dauer, Drastik oder Ausmaß des Sklavenhandels,  Kramer stört sich am Titel, der in seinen Ohren "verschwörungstheoretisch" klingt, oder am Untertitel, der vom muslimischen Sklavenhandel spricht, wo Kramer den Begriff "arabomuslimisch" bevorzugt hätte. Ernstzunehmender scheint Kramers Hinweis, dass bei N'Diaye Malek Chebels große Studie "L'esclavage en terre d'Islam" nicht vorkommt. Aber dann stört er sich schon wieder an N'Diayes Behauptung, dass der arabische Sklavenhandel hierzulande weniger bekannt sei als der europäische und führt als Gegenbeweis Reiseberichte von Fürst Pückler und Karl Mays Trilogie "Im Lande des Mahdi" an, die es doch immerhin auf eine Auflage von fünf Millionen gebracht habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.2010

Der Afrikanist Andreas Eckert tut Tidiane N'Diayes Buch über den muslimischen Sklavenhandel in Afrika rigoros als stereotype Schwarzweißmalerei ab. Er moniert Allgemeinplätze, Wiederholungen und Verallgemeinerungen und wirft dem senegalesischen Autor einen unkritischen Umgang mit den historischen Quellen vor, auch wenn er einräumt, dass so gut wie keine verlässlichen vorhanden sind. Ganz schlimm findet Eckert die These N'Diayes, die arabisch-muslimischen Sklavenhändler hätte letztlich auf die "ethnische Auslöschung" der von ihnen Verschleppten abgezielt. Allerdings geht der Rezensent inhaltlich nicht auf N'Diayes Ausführungen ein. Was der Autor faktisch über den arabischen Sklavenhandel, seinen Umfang und seine Auswirkungen zu berichten hat, erfahren wir nicht, was an ihnen falsch sein soll, auch nicht. Aber das Fehlen von Fußnoten missfällt dem Rezensenten noch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2008

Eines der "widerlichsten Kapitel der Menschheitsgeschichte" sieht Arno Widmann mit diesem Buch um einen weiteren Teil ergänzt. Tidiane N'Diaye schildert darin, wie die muslimischen Araber nach ihren Eroberungszügen die schwarze Bevölkerung Afrikas versklavten. Laut Widmann, der die französische Ausgabe des Buchs bespricht, nimmt die Geschichte dieser Sklaverei mit einem Vertrag ihren Anfang, den der Emir Abdallah ben Said dem nubischen König Khalidurat aufzwang. Demnach musste Nubien dem arabischen Emir jedes Jahr jeweils 360 Frauen und Männer in die Sklaverei ausliefern. "Staatlich organisierte Schutzgelderpressung", nennt Widmann dies. Nach Schätzungen N'Diayes wurden insgesamt 17 Millionen Menschen verschleppt, referiert Widmann. Weil sich von ihnen kaum eine Spur erhalten hat, spreche N'Diaye von Völkermord. Besonders hat Widmann beeindruckt, dass der Autor auch den afrikanischen Anteil an dieser verbrecherischen Praxis nicht verschweigt.