Peter Altenberg

Die Selbsterfindung eines Dichters

Briefe und Dokumente 1892 - 1896
Cover: Die Selbsterfindung eines Dichters
Wallstein Verlag, Göttingen 2009
ISBN 9783835305526
Gebunden, 210 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Leo A. Lensing. Mit der Publikation seiner Skizzensammlung "Wie ich es sehe" im April 1896 verwandelte sich der Wiener Richard Engländer in den Dichter Peter Altenberg. Dieses Buch ist ein epochales Prosawerk des Fin de siecle, über das die damaligen Königsmacher der Literatur debattierten: Hermann Bahr, Moritz Heimann, Hugo von Hofmannsthal, Joseph Viktor Widmann und viele andere schrieben Rezensionen zu Altenbergs Debüt, die in diesem Band dokumentiert sind. Die Geschichte der Komposition und Revision von Altenbergs Erstling ist bis heute im Dunklen geblieben. In den hier vorgelegten Briefen an intime Freundinnen und die Familie sowie an Schriftstellerkollegen wie Karl Kraus und Arthur Schnitzler, erfindet sich der Dichter selbst. Richard Engländers Briefe befreien sich von ihren Adressaten und werden zu Bilderbögen des Peter Altenberg: die schöpferischen Obsessionen des Dichters, seine erotisch-romantischen Schwärmereien, seine diätischen Phantasien, seine passionierten literarischen Ur- und Vorurteile. Diese poetischen Briefe entführen den Leser in eine faszinierende, manchmal dunkle Innenwelt, die den Entstehungsort Wien um 1900 zum bloßen Vorwand genommen hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.02.2010

Einen genauen Blick auf den Mythos des Wiener Kaffeehaus-Poeten Peter Altenberg (1859-1919) wirft Rezensent Oliver Pfohlmann in seiner Besprechung dieses Bands mit Briefen und Dokumenten des Dichters, der als "schrägster Vogel der Wiener Moderne" gilt und von Schriftstellern wie Kafka, Schnitzler und Thomas Mann verehrt wurde. Besonders interessiert Pfohlmann die Selbststilisierung Altenbergs - der übrigens eine Vorliebe für minderjährige Mädchen hatte - als ein vom Zufall erwecktes Original-Genie, das über der Lektüre einer Zeitungsmeldung über eine verschwundene 15-Jährige zum Dichter wurde. Der von Leo A. Lensing herausgegebene Band dokumentiert für Pfohlmann demgegenüber Altenbergs tatsächlichen Weg zum Schriftsteller. Die Briefe und Dokumente lassen zu seiner Freude die literarhistorische Wahrheit nachvollziehbar werden, die "komplizierter und auch faszinierender" ist als der Mythos. So hebt Pfohlmann etwa Briefe hervor, die Altenbergs Ringen um Anerkennung und seine Angst vor Misserfolg belegen. Zudem wird dem Rezensenten zufolge deutlich, dass erste Schreibversuche Altenbergs mindestens bis ins Jahr 1891 zurückreichen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.10.2009

Großen Respekt bezeugt Burkhard Müller dem amerikanischen Germanisten Leo A. Lensing, der als Herausgeber dieses Bandes mit Briefen und Dokumenten des Schriftstellers Peter Altenburg Licht ins Dunkel von dessen meisterhafter Selbststilisierung bringt. Der Rezensent bewundert hier nicht nur den "detektivischen" Spürsinn, mit dem der Herausgeber neue Quellen auffindet, durch die sich insbesondere den durch Altenbergs eigene Legenden verschleierten Anfang seiner Schriftstellerkarriere nachvollziehen lassen. Daneben hilft er mit Fußnoten ansonsten absolut kryptische Briefstellen aufzuklären, wie etwa ein Briefzitat, in dem von Instrumenten und 6 Stücken die Rede ist, es in Wahrheit aber um Suizid geht, wie Müller beeindruckt mitteilt.
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