Hans Fallada

In meinem fremden Land

Gefängnistagebuch 1944
Cover: In meinem fremden Land
Aufbau Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783351028008
Gebunden, 333 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Janny Williams und Sabine Lange. Bekenntnishaftes lag dem Erzähler Hans Fallada fern, doch in der seelischen Bedrängnis des Jahres 1944 wird die Selbstreflexion zur Überlebensstrategie. Im "Todeshause" bringt er seine politische Abrechnung zu Papier. "Ich weiß, dass ich wahnsinnig bin. Ich gefährde nicht nur mein Leben, ich gefährde ... das Leben vieler Menschen, von denen ich berichte", notiert der Getriebene. Er schreibt von Bespitzelung und Denunziation, von der Gefährdung seines Lebensquells, der literarischen Arbeit, und vom Schicksal vieler Freunde und Zeitgenossen wie Ernst Rowohlt und Emil Jannings. Zur Tarnung und um Papier zu sparen, verwendet er Kürzel. Seine Notate, den Blicken der Wärter ständig ausgesetzt, werden zu einer Art "Geheimschrift". Am Ende gelingt es ihm, das Manuskript aus dem Gefängnis zu schmuggeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.12.2009

Rezensentin Katrin Hillgruber zeigt sich alles in allem beeindruckt von dieser "authentischen Analyse" der NS-Herrschaft, die der Schriftsteller Hans Fallada heimlich in Form eines Gefängnistagebuchs niederschrieb. Nach einem Angriff auf seine Frau war er, der schon so oft in Kliniken und Heilanstalten eingeliefert werden musste, 1944 inhaftiert worden. Zwar waren seine Ansichten bisweilen sehr fragwürdig, so bezeichnet die Rezensentin etwa seine antisemitische Haltung mitfühlend als "vom Zeitgeist affiziert", auch nennt sie ihn einen Regimekritiker. Trotzdem enthält das Tagebuch genug "schreckliche und komische Momente", um die Lektüre lohnenswert und zu einem eindrücklichen und stimmigen "Sittengemälde" zu machen. Besonders gut gefallen Hillgruber Falladas "zutiefst menschliche Spontaneität", seine Spottlust und auch gegen die "maliziöse Fantasie", mit der er über Peter Suhrkamp herzieht, hat sie letztlich nichts einzuwenden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2009

Walter Hinck nimmt Hans Falladas Tagebuch von 1944 aus dem Gefängnis Strelitz zum Anlass, das widersprüchliche und von Sucht, Sanatorium und Gefängnis geprägte Leben des Schriftstellers nachzuerzählen. Das Tagebuch "In meinem fremden Land" ist nun von Jenny Williams und Sabine Lange entziffert und ediert und mit einem klugen Nachwort und ebensolchen Kommentaren versehen worden, teilt der Rezensent mit. Richtig glücklich wird er damit nicht, denn allzu stark ist das Diarium, das Falladas Leben in der Nazizeit festhält, in Hincks Augen vom Wunsch der Selbstrechtfertigung geprägt. Die Beispiele nationalsozialistischer Drangsalierung gleich nach 1933 und die Anekdoten, die Fallada über Verleger Rowohlt und Suhrkamp erzählt, haben ihn zwar durchaus gefesselt. Das Verbreiten von bösen Gerüchten über Peter Suhrkamp, das Hetzen gegen Exilautoren oder seine eigenen Rechtfertigungen, warum er Nazi-Deutschland nicht verlassen hat, sind Hinck dagegen ein Dorn im Auge. Und so bleibt Fallada, den er in vielen seiner Romane als "unbestechlichen Erzähler" schätzt, für ihn mit diesem Tagebuch ein "unsicherer Kantonist".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2009

Ein irritierendes autobiografisches Dokument erblickt Rezensent Harald Eggebrecht in diesem Tagebuch, das der Schriftsteller Hans Fallada 1944 in der Heilanstalt Neustrelitz-Strelitz, in die er nach einem - bewaffneten - Streit mit seiner geschiedenen Frau eingeliefert worden war, verfasst hat. Das zur Abrechnung mit dem Nationalsozialsmus stilisierte Tagebuch ist in seinen Augen allerdings eine recht bekannte Mixtur aus "Verblendung, Klarsichtigkeit, Empörung und Weinerlichkeit". Deutlich wird für ihn nicht nur Falladas Abscheu vor den Nazis, sondern auch dessen Opportunismus. Auch antisemitische Äußerungen und Attacken gegen die Emigranten findet Eggebrecht in dem Buch. Er würdigt die editorische Leistung der Herausgeberinnen Jenny Williams und Sabine Lange und lobt insbesondere ihren Aufschlüsselungsapparat und ihr Nachwort, das die "inhaltliche Problematik" des Texts sorgfältig und richtig darlegt und einschätzt.
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