Winfried Hassemer

Warum Strafe sein muss

Ein Plädoyer
Cover: Warum Strafe sein muss
Ullstein Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783550087646
Gebunden, 366 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Über Sinn und Unsinn von Strafen sind heftige Debatten geführt worden, sei es bei der Forderung nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts oder bei der Suche nach angemessenen Strafen für Steuersünder. Man könnte meinen, das Strafrecht müsse die Rolle von Politik und Pädagogik übernehmen und das moralische Urteil ersetzen. Doch was ist die eigentliche Aufgabe der Strafe im Rechtsstaat? Winfried Hassemer hat sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt, als Richter des Bundesverfassungsgerichts wie auch als Universitätsprofessor. In diesem Buch erklärt er, welche Funktion das Strafrecht für unsere Gesellschaft hat und warum eine Gemeinschaft ohne Strafe keinen Bestand hätte. Er zeigt aber auch, dass ein zu rigoroses Strafen nicht etwa Verbrechen verhindert, sondern im Gegenteil zu einer allgemeinen Brutalisierung führt. Strafe und Gesellschaft formen und bedingen einander, das belegt Winfried Hassemer klar und überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2009

Heribert Prantl versichert, dass nach Lektüre von Winfried Hassemers Buch "Warum Strafe sein muss" wirklich jeder Sinn und Zweck des Strafrechts verstanden hat. Hassemers Strafrechtsbegriff sei ein gerechter und wohlüberlegter, sein unkomplizierter Schreibstil eigne sich zur Lektüre am Strand, sei dabei aber "elegant" und äußerst "lehrreich". Hassemer ließe keine noch so winzige Streitfrage aus, um sich dialektisch dem Ziel seines Buches zu nähern: das Strafrecht soll für jeden verständlich sein in der Theorie, und in der Praxis für jeden zu gleichen Teilen gelten. Trotz der Autorität, die Hassemer auf diesem Gebiet besitze und die auch zum Ausdruck komme im Buch, rege der Autor aber zu eigenem Denken an, was der Rezensent als "Volkshochschule im allerbesten Sinn" rühmt. Ausdrücklich verweist er auf Hassemers eigene Theorie der positiven Generalprävention, die sich aus verschiedenen Puzzleteilen der repressiven und der präventiven Strafrechtstheorie ableiten würde. Prantl zeigt sich davon überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2009

Diesem Buch wünscht Michael Pawlik sorgfältige Leser. Winfried Hassemers Buch über die Legitimitätsvoraussetzungen von Strafe und Strafrecht begreift Pawlik als Produkt eines hellsichtigen Zeitdiagnostikers wie als Dokument eines straftheoretischen Paradigmenwechsels. Pawlik folgt dem Autor bei der Konstruktion und der folgenden Dekonstruktion einer "Vergeltungstheorie in präventiver Verkleidung" hin zur Forderung einer "maßvoll-achtsamen Vergeltung". Laut Pawlik begibt sich der Strafrechtsprofessor hier auf das Gebiet der Rechtsmetaphysik klassischer Herkunft. Ein Weg, angesichts dessen der Rezensent ins Staunen gerät.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.05.2009

Mit hohem Lob bedenkt Klaus Lüderssen diese Abhandlung zum Strafrecht, die Winfried Hassemer vorgelegt hat. Das große Verdienst des Rechtsprofessors und früheren Verfassungsrichters sieht er darin, dass dieser trotz seiner Kritik an den gängigen Auffassungen über Verbrechen und Strafe keineswegs als Hardliner auftritt. Im Gegenteil. Besonders beeindrucken Lüderssen das versöhnliche Moment, das dieses Buch auszeichnet, sowie die Geduld, mit der Hassemer auf jedes strafrechtsskeptische Argument eingeht. Deutlich werden für ihn sowohl die Ausweglosigkeit einer reinen Vergeltungstheorie als auch die einer reinen Präventionstheorie. Auch Hassemers Erörterung der Schuldfrage hat ihn rundum überzeugt. Er hebt hervor, dass der Autor weder "faule Kompromisse" schließt noch Widersprüche verschleiert. Vielmehr gelingt es Hassemer nach Ansicht Lüderssens, die Komplexität des Themas sichtbar zu machen, auch weil er nicht nur die Meinungen von Experten einbezieht, sondern von allen, die bei diesem Thema mitreden möchten und dürfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.04.2009

Voll des Lobes ist Micha Brumlik für Winfried Hassemers strafrechtliche Abhandlung. Zunächst einmal rechnet ihm der Rezensent hoch an, dass sein Buch so unterhaltsam zu lesen ist. Dem Strafrechtslehrer und späteren Verfassungsrichter gelinge es, sein Thema souverän und dabei gut verständlich und mit leichter Hand zu entwickeln, würdigt Brumlik, der in diesem "Plädoyer" nicht nur das Strafrecht, sondern das Recht überhaupt überzeugend erklärt sieht. Den Kompromiss, den der Autor bei Ablehnung von Vergeltungstheorien des Strafrechts sowie des reinen Präventionsstrafrechts findet, lobt Brumlik als genauso respektabel, wie er Hassemers Lösung für das Problem des in der neueren Hirnforschung bestrittenen freien menschlichen Willens beim Verhängen von Strafen plausibel findet. Der Autor bietet mit seinem Traktat eine gründliche, soziologisch wie philosophisch fundierte Einführung in Wesen und Sinn des Rechts, preist Brumlik begeistert.
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