Jiro Taniguchi

Vertraute Fremde

(Ab 14 Jahre)
Cover: Vertraute Fremde
Carlsen Verlag, Hamburg 2007
ISBN 9783551777799
Kartoniert, 412 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Hiroshi Nakahara steigt nach einer Geschäftsreise in den falschen Zug. Die Endstation der Strecke: seine Geburtsstadt. Jahrelang war er nicht mehr in Kurayoshi und beschließt, das Grab seiner Mutter zu besuchen. Auf dem Friedhof fällt er in eine Art Ohnmacht. Als er zu sich kommt, findet er sich in seinem Körper als 14-jähriger wieder. Er beginnt das Leben als Teenager in den 1960er Jahren zu führen, fügt sich ein in den Alltag des Sohnes und Schülers - immer mit dem Wissensstand des Erwachsenen. Und er will die Gelegenheit nutzen, möchte herausfinden was damals nicht stimmte im scheinbar harmonischen Elternhaus. Denn im Sommer 1963 verließ sein Vater die Familie ohne jegliche Ankündigung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.11.2007

Als "sorgfältig komponiert" lobt Rezensent Frank Schäfer diesen Comic von Jiro Taniguchi, den er zusammen mit einer reihe weiterer historischer Comics bespricht, die sich realistischen Interieurs, plastischen Charakteren und sozialgeschichtlicher Korrektheit verschrieben haben und die Schäfer einen neuen Retro-Trend vermuten lassen. Mit einem "enormen Talent für Set und Szenario", schwärmt der Rezensent, versetzt Taniguchi seine Leser in das Japan der Nachkriegszeit, wobei er nicht nur das Porträt eines Mannes zeichne, der "am Gängelband von Ehre, Tradition und Familie" geführt werde, sondern auch ein offenbar überzeugendes Bild des Japans der sechziger Jahre. Getsört hat sich der Rezensent allerdings an den etwas "papiernen" Dialogen, die er nicht der Übersetzung dabei wohlgemerkt nicht allein der Übersetzung ankreidet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2007

Christian Gasser zeigt sich begeistert von diesem "Meisterwerk" des japanischen Comic-Autors Jiro Taniguchi. Hierin findet sich der Protagonist Hiroshi Nakahara nach einer durchzechten Nacht in seiner Vergangenheit wieder und erhält die Chance, seine eigene Jugend noch einmal zu durchleben. Besonders die Figuren, die sich in ihrer Schlichtheit und Durchschnittlichkeit immer nahe am Alltag bewegen und so nie ins Karikaturistische abgleiten, haben es dem Rezensenten angetan. Auf diese Weise verhindere Taniguchi, der aufgrund seines klaren Stils auch als der "europäischste" unter den Manga-Autoren gilt, dass aus dieser "phantastischen Prämisse eine Fantasy-Story" wird. So gelangt am Ende nicht nur Hiroshi zu der Einsicht, dass es die Erinnerung ist, in der unser Glück begraben liegt. Die Suche danach habe Taniguchi in einer "berührenden Mischung aus Humansismus, Melancholie, leichter Skepsis, feinem Humor und viel Poesie" geschildert.

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