Mike Davis

Planet der Slums

Cover: Planet der Slums
Assoziation A Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783935936569
Kartoniert, 247 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Mike Davis konstatiert in diesem ambitionierten und verstörenden Buch eine Kopernikanische Wende der menschlichen Siedlungsgeschichte. Denn nie zuvor überstieg der Anteil der Stadtbevölkerung den Anteil der auf dem Land Wohnenden und nie zuvor sah sich eine ungeheure Anzahl von über einer Milliarde Menschen gezwungen, ihr Überleben in Armut, im Schmutz der Müllhalden, ohne (sauberes) Wasser, ohne Toiletten, ohne irgendeine Art der Gesundheits- oder Sozialversorgung zu organisieren. Die Megaslums des »Südens« sind Ausdruck einer im höchsten Maße ungleichen und instabilen urbanen Welt. Hier treffen die sozialen Fronten der Globalisierung in radikaler Weise aufeinander.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.07.2007

Pessimistisch scheint Rezensent Jochen Becker die Diagnose, die Mike Davis in seinem nun auf deutsch vorliegenden Buch "Planet der Slums" vorlegt. Seit 2006 leben erstmals in der Weltgeschichte mehr Menschen in den Metropolen als auf dem Land. Die Folgen dieser unheilvollen Urbanisierung beschreibt der Autor in Beckers Augen als "Hölle auf Erden". Riesige Moloche aus Plastikplanen, Holzlatten, rohen Ziegel und Wellblech werden danach das Bild der Städte prägen, die von großen Teilen von verarmten und verelendeten Menschenmassen bevölkert sein werden. Besonders interessieren Becker die Ausführungen über die Auswirkungen der Slumbildung für die modernen, asymmetrischen Kriege, schließlich bieten die unübersehbaren, anarchischen Slums der Peripherien Drogenbaronen, Terroristen, revolutionären Organisationen oder religiösen Sekten ungeahnte Möglichkeiten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.07.2007

Hurra-Optimismus möchte Gottfried Oy dem Historiker und Stadtforscher Mike Davis ganz bestimmt nicht attestieren. Zu finster ist diese "faktenreiche" Studie über die Slums. Einleuchtend erscheinen Oy die gegen den verantwortungslosen Staat geführte Anklage des Autors und dessen Vergleich neoliberaler Entwicklungen mit dem spätviktorianischen Imperialismus. Der Staat ziehe sich fahrlässig aus diesen Gebieten zurück, was den informellen Sektor zum Blühen, die Steuereinnahmen aber eher schrumpfen lässt, fasst Oy zusammen. Überhaupt beschränkt sich Oy eher auf die Wiedergabe als die Wertung, was auf Zustimmung schließen lässt. Diese Annahme wird durch den letzten Satz gestützt. Wenn Davis den Protest der "neuen städtische Armen" schließlich als Hoffnung für die Menschheit versteht, hält der Rezensent das am Ende sogar "vielleicht" für "die richtige Antwort".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.2007

Erschreckend findet Julia Voss das Buch. Dass der Autor Mike Davis für diese Wirkung sogar auf den ihm eigenen "scharfen, wütenden, wortgewaltigen" Sachbuchsound verzichten und nüchtern und klar Zahlen und Tabellen sprechen lassen kann, liegt laut Rezensentin allein an den haarsträubenden Tatsachen. Den Vorwurf, der Soziologe und Historiker Davis stütze sich zu sehr auf den 2003 erschienenen UN-Bericht "The Challenge of Slums" findet Voss unberechtigt: Wenn die aktuellen Entwicklungen einen schon das Gruseln lehren, wozu dann noch übertreiben! Wichtiger erscheinen ihr Davis' historische Parallelisierungen, bedeuten sie der Rezensentin doch unerwartete Vorbilder heutiger Slums und aufschlussreiche Begriffsverschiebungen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.03.2007

Matthias Becker zeigt sich von Mike Davis' Buch, in dem er die weltweite Ausbreitung von Slums ins Auge fasst, beeindruckt und ist angesichts der bitteren Bestandsaufnahme recht bestürzt. Der amerikanische Autor konstatiert in seiner Untersuchung eine "urbane Wende", in der die Landbevölkerung immer weiter abnimmt, während der Zuzug in die Städte, unabhängig von ihrem Wirtschaftswachstum, stetig zunimmt, erklärt der Rezensent. Trotz der ungeheuren Menge an Statistiken und Einzeluntersuchungen, die es verarbeitet, sei Davis' Buch alles andere als trocken, versichert Becker, der es nicht nur als sachliche Analyse, sondern auch als Pamphlet gegen die bloße Hinnahme der Lebensbedingungen in den Slums verstanden hat. Wenn Becker auch gelinde anmerkt, dass sich der Autor mitunter zu sehr in Anekdoten ergeht, ist er von diesem Buch, dem es, wie er findet, hervorragend gelingt, Einzelbeobachtungen mit Überblicksdarstellungen zu verknüpfen, sehr eingenommen.