Maxim Biller

Liebe heute

Short Stories
Cover: Liebe heute
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2007
ISBN 9783462037029
Gebunden, 200 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Es ist nicht leichter geworden, zu lieben und geliebt zu werden. Maxim Biller zeigt, was alles passieren kann, wenn Mann und Frau von diesem großartigen Gefühl erfasst werden, das sie eigentlich zusammenbringen soll, oft genug aber auseinander treibt. Die Konstellationen sind modern, das Thema ist klassisch. Maxim Biller erzählt in seinen "Short Stories" von Menschen von heute, die sich treffen, wiederbegegnen oder schon lange kennen, die oft mehr voneinander wollen, als sie zu geben bereit sind, die sich ausliefern und abgewiesen werden, die einer lebenslangen Leidenschaft folgen oder sich in immer neue Abenteuer stürzen, die sich endlich trennen oder unbedingt zusammenbleiben wollen, die aber eines eint: die Sehnsucht nach der wahren Liebe. Einer Liebe, die keine Worte braucht, die einfach da ist und bleibt. Doch meist läuft es anders, weil nicht klar ist, ob beide dasselbe meinen, und so werden viele Worte gemacht, ohne dass man sich besser versteht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.08.2007

Die Rezensentin Dorothea Dieckmann stört einiges an diesem Kurzgeschichtenband von Maxim Biller, obwohl sie die Geschichten kompositorisch durchaus gelungen findet: So gut die Geschichten im Einzelnen aufgehen, meint sie, "so glatt und (selbst)gefällig wirkt die Summe". Sie stört beispielsweise, dass, obwohl ganz unterschiedliche Schauplätze und Paarkonstellationen beschrieben werden, immer die gleiche Abgeklärtheit herrsche, auch wenn diese nur noch wie eine Parodie wirken könnte. Außerdem stoßen der Rezensentin stilistische Schlampigkeiten auf, und Bilder, die nicht funktionieren. Für das Kernproblem hält Dieckmann jedoch, dass hier "Stereotypen mit der männlich-herben Note von Abgebrühtheit und Resignation" reproduziert würden. Nicht ohne Amüsement stellt die Rezensentin dabei fest, dass die Lichtgestalt in dem Buch einige biografische Überschneidungen mit dem Autor aufweist. Ihr abschließendes Fazit lässt jedenfalls kaum Gutes an diesen Geschichten: "Es ist diese Verbindung von Zeitgeist und forscher Marktanpassung hier, hochtrabender Berufung auf Tradition und Zeitgenossenschaft dort, die als eitle Kalkulation auf die Erzählungen abfärbt."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

In Maxim Billers 26 kurzen Geschichten über Liebebeziehungen in Berlin-Mitte und anderswo gibt es keine glücklichen Wendungen, darin zeigt sich ihr Autor als abgeklärter "Realist", konstatiert Rezensentin Silja Ukena. Die Zärtlichkeit, mit der der Autor seine scheiternden Beziehungen beschreibt, lassen dann aber versteckt doch den "Romantiker" durchblicken, bemerkt die Rezensentin einverstanden, die erleichtert feststellt, dass so auch verhindert wird, dass die Geschichten von Biller allzu machohaft geraten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.03.2007

Rezensent Ijoma Mangold hat an Maxim Billers 27 Short Stories über die "Liebe heute" durchaus Gefallen gefunden, auch wenn sie bei ihm keine wahre Begeisterung ausgelöst haben. Dafür scheinen ihm die Geschichten doch ein wenig zu routiniert und zu wenig überraschend. Ihm beschleicht bisweilen der Eindruck, Billers Protagonisten wollten gerade so leben, "dass es für einige starke Gefühle für die Dauer einer Short Story reicht". Zwar bescheinigt Mangold dem Autor, die Form der Kurzgeschichte perfekt zu beherrschen. Aber darin sieht er auch eine gewisse Schwäche des Buchs. Schließlich kommt er nicht umhin festzustellen, dass Billers Geschichten aus dem zeitgenössischen Liebesleben doch sehr den "Gesetzen und der Dramaturgie der Short Story" folgen. Dass die meisten Stories entweder vom Anfang oder dem Ende einer Beziehung handeln, passt für ihn in dieses Bild. Das Dazwischen, das Andere zwischen dem Kommen und Gehen, gerät nach seiner Vermutung nämlich deshalb nicht in den Blick des Erzählers, weil dafür in der "festgezurrten Form der Short Story" kein Platz sei.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2007

Dirk Knipphals kann sich nicht entscheiden, ob er Maxim Billers Neoromanzen nur gut findet oder doch ein bisschen zu gut. Vor der neobürgerlichen Kulisse des Prenzlauer Bergs beim Heißgetränk sitzend geht ihm die Lakonie und der Realismus der Kurzgeschichten runter wie Latte macchiato. Die Freude über des Autors Treffsicherheit in Liebesdingen aber geht erst über in Respekt angesichts von Billers Beherrschung seiner aus "jüdischer Erzähltradition" schöpfenden erzählerischen Mittel und dann in den Verdacht, Biller könnte seine Texte als repräsentativ verstanden wissen wollen. Das geht nun doch zu weit, meint Knipphals und schreckt hoch aus dem Kaffeehaussessel. Überhaupt: Wäre es möglich, dass dieser Autor "immer ein wenig zu leicht den erzählerischen Kniff findet, um seine Geschichten so beinahe klassisch zu gestalten"?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Sabine Löhr kennt sich aus mit den "lau liebenden" Schlappschwänzen der Großstadt. Zu gut, um Maxim Billers "Shortstories" um die Liebe in Zeiten der Unentschlossenheit zu lieben. Dass sie dennoch etwas findet an ihnen, liegt an Billers altersweiser "Lakonie" und Leichthändigkeit. Die hüllt alles in ein offenbar reizvolles Bleistiftgrau. Und wenn darunter die Nuancen verschwinden, blättert Löhr einfach weiter. Im zweiten Teil des Buches nämlich stößt sie auf die stärkeren Texte. Mit Mutmaßungen über den Zusammenhang von Textgüte und autobiografischen Bezügen, die, wie Löhr feststellt, ab der Mitte des Buches ebenfalls zunehmen, möchte sich die Rezensentin gar nicht aufhalten. Lieber liest sie lachend das abschließende "herrlich skurrile" Prosatück als Verheißung zukünftiger besserer Geschichten.
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