Marcia Angell

Der Pharma-Bluff

Wie innovativ die Pillenindustrie wirklich ist
Cover: Der Pharma-Bluff
KomPart Verlagsgesellschaft, Bonn 2005
ISBN 9783980662192
Kartoniert, 288 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Die Pharmaindustrie wird nicht müde, sich ihrer Innovationen zu rühmen. Und die Patienten glauben ihr nur allzu gerne. Doch wie innovativ sind die Pillenhersteller wirklich? Marcia Angell, Ärztin und renommierte Medizinjournalistin entzaubert am Beispiel USA den Mythos einer Branche. Die Autorin räumt mit dem Märchen auf, dass die hohen Arzneimittelpreise durch die Forschungs- und Entwicklungskosten begründet sind. Sie widerspricht auch den Behauptungen der Pharmakonzerne, die Menschheit doch ununterbrochen mit innovativen Arzneimitteln zu beglücken - denn: echte Innovationen machen nur etwa 14 Prozent aller jährlichen Neuzulassungen aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2006

Eine "Anklageschrift" gegen die Pharmaindustrie sieht Andreas Mihm in Marcia Angells nun auf deutsch vorliegendem Buch "Der Pharma-Bluff". Auch wenn er bezweifelt, dass die Autorin mit ihrer kritischen Analyse der Pharmaindustrie der Wirklichkeit völlig gerecht wird, findet er vieles, was die Medizinerin und Harvard-Dozentin zu sagen hat, durchaus überzeugend. Für die auch hierzulande von der Branche behaupteten Entwicklungskosten von 800 Millionen Euro für ein neues Medikament etwa finde Angell keinen Beweis. Sie zeige indes, wie aus staatlich finanzierter Forschung private Patente werden. Zudem lege sie dar, dass wirklich neue Wirkstoffe, mit denen Krankheiten erstmals behandelt werden könnten, unter den neu auf den Markt gebrachten "Innovationen" deutlich in der Minderzahl sind, während die Ausgaben für den Vertrieb und Verkauf der Pillen erheblich höher liegen als die für die Erforschung neuer Medikamente. Dass das Buch die Situation der amerikanischen Pharmaindustrie beschreibt, macht es nach Ansicht Mihms für den deutschen Leser nicht weniger spannend, denn zum einen agierten die führenden Pharmakonzerne international, zum anderen gelte der amerikanische Markt hierzulande oft als vorbildlich.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.11.2005

Allen, die glauben Sachbücher seien langweilig und könnten keine "Leidenschaft" entfachen, sollten dieses Buch über die Machenschaften der amerikanischen Arzneimittelkonzerne von Marcia Angell lesen, empfiehlt Andreas Hoffmann. Was die amerikanische Autorin darlege und mit Fakten untermauere, lasse im Leser nämlich eine "Wut" aufsteigen, die den "spröden Stoff" durchaus fesselnd mache, so der Rezensent. Angell weist nach, wie die Pharma-Konzerne die Patienten ausnehmen, wie sie den Lohn von segensreichen Erfindungen einstreichen, die andere gemacht haben oder als "vermeintliche Innovation" verkaufen, was in Wirklichkeit schon vorhanden ist, fasst Hoffmann empört zusammen. Er hält der Autorin zugute, wie "detailgenau" und klar sie ihre Rechercheergebnisse schildert und ärgert sich darüber, dass es offensichtlich kaum eine Handhabe gegen dieses Geschäftsgebaren gibt, weil die "Aufsicht nicht funktioniert", wie Angell argumentiert. Hoffmann möchte dieses Buch auch hierzulande "auf jedem Nachttisch" von Wissenschaftlern und Politikern, die mit "Gesundheitspolitik" zu tun haben, sehen, damit diese himmelschreienden Missstände in der Pharma-Industrie aufgehoben werden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.10.2005

Höchst aufschlussreich findet Rezensent Stephanus Parmann dieses Buch über die "dubiosen Machenschaften" der US-Pharmaindustrie, das Marcia Angell vorgelegt hat. "Überzeugend" weise die ehemalige Herausgeberin der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" nach, dass die sehr hohen Arzneimittelpreise in den USA nicht auf enorme Ausgaben für innovative Forschung zurückgehen, wie die US-Konzerne behaupten, sondern auf extrem hohe Ausgaben für PR- und Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing. Die Autorin decke die Ideologie der Pharmagiganten auf, analysiere die Funktionsweise des Systems, lege seine Schattenseiten frei und zeige darüber hinaus Alternativen auf. Parmanns resümiert: ein "aufklärerisches" Buch.