Inci Y.

Erstickt an euren Lügen

Eine Türkin in Deutschland erzählt
Cover: Erstickt an euren Lügen
Piper Verlag, München 2005
ISBN 9783492047944
Kartoniert, 297 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Unter dem Pseudonym Inci Y. bricht eine Türkin das Schweigen der Frauen und erzählt stellvertretend für Hunderttausende ihr Leben: als Mädchen eingesperrt, als Frauen gedemütigt, geprügelt, vergewaltigt. Von Liebe spricht keiner. Die einen hintergehen ihre Männer, die anderen sind stumme Dulderinnen. In Anatolien genauso wie im Land der Verheißung, in Deutschland. Nach außen hin sieht es aus, als würde sie ein ganz normales Leben führen, in Deutschland. Sie lebt in einer Mietwohnung in unserer Nachbarschaft. Ihre Kinder gehen mit unseren zur Schule. Aber Inci Y., 34, ist Türkin, und was ihr ganz normales Leben zu sein hat, bestimmt die Familie. Ganz normal ist die erzwungene Heirat mit dem Sohn des Geliebten der Mutter. Die Vergewaltigung durch den eigenen Mann vor der Hochzeitsnacht. Der Betrug mit dem Jungfrauentuch. Ganz normal ist, dass die Familie ihres Mannes versucht hat, sie in dem anatolischen Dorf zu töten, als sie nach der Scheidung das Sorgerecht für die Kinder durchsetzen wollte. Ganz normal ist auch, dass sie bis zu ihrem 29. Geburtstag mit keinem Mann freiwillig geschlafen hat, dafür aber mit Männern aus dem engsten Umkreis der Familie. Ganz normal wäre, dass Inci ihren Mund hält - aus Gründen der Familienehre. Aber sie redet ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2005

Dieses Buch würde würde Ludwig Ammann am liebsten zur Pflichtlektüre machen. Darin führt die junge Türkin Inci Y. das ganze Elend der Zwangsheirat vor Augen, wie sie es selbst erlebt und dem Journalisten Jochen Faust erzählt hat: In Deutschland geboren, als Kind zur Großmutter in die Türkei gegeben und erst mit elf wieder von ihren Eltern nach Deutschland zurückgeholt, blieb sie nahezu als Analphabetin völliger Spielball ihrer Mutter, die sie bereits wieder mit sechzehn in die Türkei verheiratete. Ein Protokoll des Leidens, das Ammann schlichtweg den Atem geraubt hat. Was ihn an diesem Buch so beeindruckt hat, ist, dass Inci Y. deutlich macht, dass "Bildung der Schlüssel" zu einem selbstbestimmten Leben ist. Besonders eingenommen hat den Rezensenten, dass die junge Frau ihr Schicksal nicht auf den islamischen Glauben zurückführt, wie es Ammanns Meinung nach derzeit so viele "fragwürdige Polemiken" tun. Der Islam spiele bei Inci Y. nur einmal eine Rolle, nämlich als ein morgendlicher Gebetsruf die verzweifelte Frau vom Selbstmord abhält.