Jens Petersen

Die Haushälterin

Roman
Cover: Die Haushälterin
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2005
ISBN 9783421057860
Gebunden, 175 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Vater und Sohn leben nach dem Tod der Mutter alleine in einer Hamburger Gründerzeitvilla; der Sohn ist fünfzehn Jahre alt, der Vater Atomphysiker. Als er arbeitslos wird, verwahrlost der Haushalt, bis der Vater nach einem Unfall ins Krankenhaus kommt und der Sohn die Initiative übernimmt. Er stellt die polnische Studentin Ada als Haushälterin ein. Das verändert die Situation im Haus von Grund auf...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.12.2005

Von diesem "wunderbaren Debütroman" ist Alex Rühle hingerissen. Nach dem Tod der Mutter sucht der 16-jährige Philipp März für den stetig verwahrlosenden Haushalt und seinen in Depression versinkenden Vater eine Haushälterin, in die sich beide verlieben, umreißt der Rezensent die Grundkonstellation des Buches. Und auch wenn hier alle Zutaten für "Erinnerungsprosa" a la "Generation Golf" versammelt sind, stellt Rühle erleichtert und beglückt fest, dass Jens Petersen jeden "rhetorisch-ironischen Dünkel" vermissen lässt und stattdessen mit "unsentimentaler Prosa" überzeugt. Das Buch lässt vieles unausgesprochen und "verweist" lieber "stumm" auf die eigentlichen Themen, als dass es sie "dick orchestrieren" würde, so der Rezensent anerkennend. Nachdem er zunächst etwas "ängstlich" die hochkarätigen Vorbilder für die Haushälterin Ada bemerkt hat, stellt er mit Freude fest, dass man diese "schnell" wieder "vergessen" hat, derart überzeugend zeichnet der Autor die sympathische Figur. So anziehend findet der eingenommene Rühle die Haushälterin, dass er nach eigenem Bekunden gern in das Buch schlüpfen würde, nur um Ada "beim Essen eines Kartoffelsalats zusehen" zu können. Ein "präzise und verhalten" erzählter Roman über die "Liebe", das "Erwachsenwerden" und die Schwierigkeiten der Kommunikation, lobt der begeisterte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2005

Rainer Moritz zeigt sich rundum erfreut und eingenommen von diesem Romandebüt, das, wie er angetan vermerkt, "verhalten" daherkommt. "Prahlerische Gesten" sind in diesem schmalen Buch, das eine Vater-Sohn-Geschichte erzählt, keine zu finden, stellt der Rezensent erleichtert fest, und auch wohlfeile "Weltschmerzmelancholie" hat sich der Autor Jens Petersen verkniffen. Es geht um einen 16-jährigen Ich-Erzähler, dessen Mutter gestorben ist und der gemeinsam mit dem Vater um die polnische Haushälterin wirbt, fasst Moritz zusammen. Er findet, dass dem Autor mit der Haushälterin Ada eine "beeindruckende Frauenfigur gelungen" ist und lobt nachdrücklich auch den "fein kontrollierten Erzählstil" Petersens, der aus dem keineswegs "außergewöhnlichen" Sujet von erster Liebe zu einer älteren Frau und von Vater-Sohn-Konflikten eine unaufdringliche, dabei genau beobachtete Geschichte macht. Petersen lässt in seinem "stillen und klaren" Erzählstil "alte Weisheiten" in neuem Licht erscheinen, lobt der zufriedene Rezensent, der diesem "erfreulichen Debütroman" apllaudiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2005

Gut gefallen hat Rezensentin Andrea Neuhaus dieser Romanerstling von Jens Petersen über das Erwachsenwerden. Zwar taugt der verschlossene sechzehnjährigen Ich-Erzähler Phillip Merz, der sich nach dem Tod seiner Mutter aufopferungsvoll um seinen haltlosen Vater kümmert und sich in die polnische Haushälterin verliebt, nach Ansicht von Neuhaus nicht unbedingt "zum Helden eines Kultbuches". Aber das tut der Sache keinen Abbruch. Zumal Neuhaus der Prosa Petersens eine "elegante Beiläufigkeit" bescheinigt, hinter der die "Beklemmung fast verborgen" lauere. Allerdings moniert sie, dass Petersen bisweilen "zu vieles in der Schwebe" lasse, so dass "Andeutungen zu Leerstellen im Erzählten" verblassen. Nichtsdestoweniger würdigt sie "Die Haushälterin" als "schönes und solides Debüt, das unpathetisch und mit hintergründigem Humor die Tristesse eines aufgeschobenen Daseins wiedergibt."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.04.2005

Jan Brandt ist fasziniert von diesem Buch. Seiner Meinung nach entwickelt die Geschichte (in der er den Einfluss von Iwan Turgenjews Erzählung "Erste Liebe" und Charles Simmons' Roman "Salzwasser" erkennt) einen ganz besonderen, einen eigenartigen Sog, weil sie "wunderbar und widerlich zugleich" ist. Der Autor Jens Petersen, den Brandt  in seinem Text porträtiert, ist in seinem Tagesberuf Arzt. Dazu passt, dass er einen ausgesprochen sezierenden literarischen Stil hat - der nach Brandts Meinung bisweilen ein bisschen zuviel Gewicht bekommt, weil der Autor offenkundig so "präzise wie möglich" zu sein scheint. "Da bleibt manchmal nur wenig Raum für Fantasie". In diesem Fall ist es das Leben in einem spießigen Hamburger Vorort, das er in seiner erdrückenden Enge schildert. Und das tut er nach Meinung des Rezensenten ausgesprochen überzeugend.