Alice B. Flaherty

Die Mitternachtskrankheit

Warum Schriftsteller schreiben müssen. Schreibzwang, Schreibrausch, Schreibblockade und das kreative Gehirn
Cover: Die Mitternachtskrankheit
Autorenhaus Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783932909399
Gebunden, 382 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Für viele Schriftsteller ist Schreiben die einzige Möglichkeit zu überleben. Was ist der Grund für das Verlangen, den Zwang, schreiben zu müssen? Alice Flaherty, leitende Neurologin an einer Forschungsklinik und Harvard-Dozentin, untersucht die Hypergrafie, das überwältigende Verlangen, zu schreiben und die Schreibblockade - auch aus eigener Erfahrung. Die Wissenschaftlerin beschreibt neue Entwicklungen aus der Gehirnforschung und stellt die verbreitete Vorstellung in Frage, dass Kreativität einzig in der rechten Hirnhemisphäre entsteht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2005

Das Schreiben samt all seiner Zwangserscheinungen wie Schreibzwang oder Schreibblockade, bergen keine Geheimnisse mehr, glaubt man der Neurologin Alice Flaherty. Wie der Rezensent Hans-Ulrich Treichel erklärt, macht Flaherty - die selbst unter Schreibzwang gelitten hat - das Schreiben zu einer neuronalen Angelegenheit und legt Forschungsergebnisse offen, die der Aktivität der Schläfenlappen besondere Bedeutung in Bezug auf das Schreiben beimessen. Je höher die Aktivität, desto stärker der Drang zum Schreiben. Tatsächlich sollen literarische Größen wie Flaubert oder Dostojewski an Schläfenlappenepilepsie gelitten haben. Dieses Ausmaß an Aktivität, so der Rezensent, sei dann wohl das, was landläufig Inspiration genannt werde. Was allerdings nicht heißen solle, dass jede Person mit gesteigerter Schläfenlappenaktivität zwangsläufig ein Flaubert oder ein Dostojewski sein müsse. Insgesamt erscheint dem Rezensenten Flahertys Buch zwar "anregend und erhellend", doch bemängelt er auch eine gewisse Tendenz, "unter starkem Rededruck", zu "Redundanzen und gelegentlicher Ideenflucht": Ein wenig mehr Präzision und Kürze wäre durchaus wünschenswert gewesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2005

Rundum gelungen findet Florian Welle dieses Buch der Ärztin und Neurologin Alice W. Flaherty von der Universität Harvard. Wie er berichtet, litt die Autorin nach dem Tod ihrer zu früh geborenen Zwillingssöhne eine Zeitlang unter Schreibzwang. Ihre Genesung habe sie zum Anlass genommen, aus einer neurologischen Perspektive über den Rausch des Schreibens und sein weiter verbreitetes Pendant, die Schreibblockade, sowie über das von Legenden umrankte Phänomen der schriftstellerischen Kreativität im Allgemeinen nachzudenken. Welle hebt hervor, dass sich das Buch keineswegs nur an ein medizinisch vorgebildetes Fachpublikum richtet und auch nicht im besserwisserischen Gestus der Naturwissenschaft geschrieben ist, auch wenn Flaherty auf die bisher vernachlässigte Rolle des Schläfenlappens im kreativen Prozess aufmerksam mache. Ihr gehe es vor allem um die Frage, was die "seltsame Empfindung" des Musenkusses verursacht. Dazu entwickle Flaherty "so gar nicht schreibgehemmte" Gedanken, die sich zwischen Medizin, Philosophie und Literatur hin und her bewegen, liefere auch zahlreiche Fallbeispiele. Fazit des Rezensenten: "Ein facettenreiches, leidenschaftlich argumentierendes Buch."
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