Frederick Taylor

Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945

Militärische Logik oder blanker Terror?
Cover: Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945
C. Bertelsmann Verlag, München 2005
ISBN 9783570006252
Gebunden, 540 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Der Angriff britischer und amerikanischer Luftverbände auf Dresden am 13. Februar 1945 gehört zu den Traumata der an Gräueln reichen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das Bombeninferno von Dresden, dem etwa 35 000 Zivilisten zum Opfer fielen, ist - wie Guernica oder Coventry - zum Synonym geworden für den totalen Krieg, der Opfer unter der Zivilbevölkerung nicht nur in Kauf nimmt, sondern strategisch einsetzt. Bis heute gehört die Zerstörung dieser Stadt zu den brisanten Themen im Verhältnis von Deutschen und Briten. In der Flut von - beiderseits emotional aufgeladenen - Veröffentlichungen zur Frage von Schuld und Kriegsverbrechen kommt dem Buch von Frederick Taylor besondere Bedeutung zu. Erstmals werden von britischer Seite Zweifel und kritische Stimmen laut, wo lange Zeit Kriegshelden wie "Bomber" Harris geradezu glorifiziert wurden. Der Historiker stellt Dresden in den Rahmen europäischer Kultur- und Kriegsgeschichte und legt dar, wie mit gezielten Vernichtungsattacken auf Städte wie Dresden moralische Grenzen der Kriegsführung ausgelotet und überschritten wurden. Erstmals beleuchtet Frederick Taylor aus britischer Sicht kritisch den Luftangriff auf Dresden kurz vor Kriegsende. Er analysiert die Strategie des gezielten Terrors gegen die Zivilbevölkerung im Zusammenhang mit dem Kriegsverlauf, mit den Luftangriffen der Deutschen und mit der Aufweichung moralischer Grundsätze.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2005

Die von Frederick Taylor vorgelegte "große" und "zuverlässige Studie" über die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 räumt mit einer "hartnäckigen Legende" auf, schreibt Rezensent Stephan Reinhardt: Mit der Legende, dass die Luftangriffe keiner militärischen Logik gefolgt und blanker Terror gewesen seien. "Behutsam" und ohne jeden "schrillen Ton" rücke der Historiker die Tatsachen wieder zurecht, lobt der Kritiker. Die Bombardierung von Zivilisten und Kulturzentren sieht er als "Doktrin aller Kriegsparteien", die Deutschland bereits im Ersten Weltkrieg "eingeführt" und die Hitler in zahlreichen Angriffen auf Warschau, Rotterdam oder London weiter ausgebaut habe. Dresden stellt der Autor nicht nur als Kulturmetropole, sondern vor allem als "alte Hochburg Nazideutschlands", und als Verkehrs- und Rüstungsknotenpunkt dar. Orientiert hat sich Taylor bei seiner Arbeit an Götz Bergander, der bereits 1977 versucht hat, zahlreiche Kriegslegenden zu widerlegen. Entstanden ist nach Meinung des Rezensenten jetzt die wohl "objektivste und zuverlässigste Darstellung" sowohl des Bombenkriegs als auch der Angriffe auf Dresden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.02.2005

Volker Ullrich preist diese Studie zur Bombardierung Dresdens als "bemerkenswert faires Buch". Der Vergleich mit der Darstellung Jörg Friedrichs liegt nach Ansicht des Rezensenten nahe, und die vorliegende Untersuchung schneidet dabei "sehr vorteilhaft ab", weil der britische Autor im Gegensatz zu seinem deutschen Kollegen, wie Ullrich betont, eine "nüchterne Sicht der Dinge" an den Tag legt. Neben der Analyse und Darstellung des Bombardements zeichnet der Autor auch ein historisches Porträt Dresdens, stellt der Rezensent anerkennend fest. Er attestiert Taylor, durch "fleißige" Archivforschung und das Befragen von Zeitzeugen ein "komplexes, vielschichtiges Bild" gezeichnet zu haben, und sich nicht mit "einfachen Antworten" zufrieden zu geben. Weder rechtfertige Taylor die Bombardierung der Stadt, noch schließe er sich der gängigen Meinung an, es habe sich um eine strategisch völlig sinnlose Militäraktion gehandelt, vielmehr zeigt er den Bombenkrieg als das, was er war, nämlich militärische "Routine", so Ullrich überzeugt. Insgesamt geht der Autor in seinem Buch moralischen oder juristischen Werturteilen aus dem Weg und überlässt das Urteilen seinen Lesern, bemerkt der Rezensent einverstanden. Er lobt das Buch nachdrücklich für seine Fairness und findet, dass es die "ehrwürdige Tugend des Historikers", Fakten zu schildern und unparteiisch zu urteilen, vorbildlich in sich versammelt.