Albrecht Müller

Die Reformlüge

40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren
Cover: Die Reformlüge
Droemer Knaur Verlag, München 2004
ISBN 9783426273449
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Albrecht Müller analysiert die Reformwut und sagt: Der Kaiser ist nackt. Was uns die politische Klasse als prächtiges Reformpaket verkauft, enthält nur leere Versprechungen und falsche Annahmen. Die Folgen sind katastrophal. Seit Jahr und Tag zeichnen Politiker und Wirtschaftsexperten ein Schreckensszenario: Die Lohnnebenkosten sind zu hoch, Wir leben über unsere Verhältnisse, Der Generationenvertrag trägt nicht mehr. Alle sind sich einig: Es muss etwas geschehen. Doch was? Das Land taumelt von einer Reform zur nächsten. Es geht auch anders. Der Nationalökonom Albrecht Müller entlarvt die gängigen Klischees über den Zustand unseres Landes als eiskalte Lügen. Das Ziel: die soziale Gerechtigkeit soll ausgehebelt werden. Den Nutzen haben einige wenige, die Zeche zahlen wir alle.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2005

Realitätsblind erscheint Rezensent Arnulf Baring dieses Buch von Albrecht Müller. Der Autor, einst Redenschreiber von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller, dann Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt und von 1987 bis 1994 Mitglied des Bundestages, vertrete die Meinung, die gegenwärtige Rhetorik der Politiker und der Medien sei durch Denkfehler, Lügen und Legenden gekennzeichnet. Nach wie vor halte er die Rezepte für brauchbar, mit denen man während seiner Zeit im Kanzleramt hantierte. Reformen meinten heute nicht mehr Ausbau der Chancen für alle Bürger, sondern Abbau des Sozialstaats. Baring hält dem Autor vor, Veränderungen der Wirklichkeit nicht wahrhaben zu wollen, zum Beispiel dass inzwischen 40 Milliarden Euro allein im Haushalt des Bundes in den Zinsendienst gehen, was die Handlungsfähigkeit des Staates sichtlich einschränkt. "Sein Buch kann man nur mit nostalgischen Gefühlen lesen", resümiert Baring: "Was waren das doch für Zeiten, als man solche Thesen für wirklichkeitsnah und progressiv halten durfte!"
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.01.2005

"Arbeit muss billiger werde", lautet die Kampfformel der Großen Reformkoalition, gegen die Albrecht Müller in seinem Buch anschreibt. Insgesamt vierzig Thesen knüpft sich der frühere Mitarbeiter von Karl Schiller und Helmut Schmidt vor, um sie nacheinander zu zerlegen - und in den Augen von Mathias Greffrath gelingt ihm dies auch. Zwar sei das Buch nicht frei von polemischen Ausfällen, doch analytisch, empirisch und historisch gut belegt. So dekonstruiere Müller etwa die oft beschworene Verknüpfung von Arbeitslosigkeit und Lohnniveau und zeige, dass der Anteil der Löhne am Sozialprodukt kontinuierlich gesunken ist, ohne dass mehr Arbeitsplätze entstanden seien. Wie Greffrath darstellt, erklärt Müller den als Umbau getarnten Abbau des Sozialstaats sogar als gefährlich. Denn wenn die erhoffte Superkonjunktur ausbleibe, werden weitere Haushaltskürzungen die Binnenwirtschaft bremsen und damit noch mehr "Sozialstaatsklienten" heranzüchten. Für Greffrath erscheint das alles so überzeugend, dass er Müllers Buch als "ökonomische Alphabetisierungsbemühung" bezeichnet, auch wenn ihm schwant, dass so viel sozialökonomische Vernunft kaum mit der Globalisierungsdynamik in Einklang gebracht wrden kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2004

Atemberaubend ist diese Abrechnung mit den Reformlügen, die unser Land schlechter machen als es ist, atemberaubend naiv, ereifert sich der entgeisterte und enttäuschte Hanno Beck. Dabei hat Albrecht Müllers Naivität, mit der er sich den "40 Denkfehlern, Mythen und Legenden" von Politik und Wirtschaft entgegen stellt, durchaus Methode, denn wer im lauten "Schlachtenlärm der ideologischen Grabenkämpfe" gehört werden will, muss nicht gut, sondern laut argumentieren. Und das tut Müller nach allen Regeln der Kunst: er bedient sich selektiv und eklektizistisch passender Statistiken und Kennziffern, lässt die Zahlen weg, die ihm nicht ins Konzept passen und "garniert das Ganze noch mit Polemik", beschreibt der Kritiker die Rezeptur des Buchs. Der Polemiker bewege sich damit auf dem gleichen Niveau wie viele seiner der Einseitigkeit und Voreingenommenheit bezichtigten "Lügen-Gegenspieler". Richtig enervierend sei die "Monotonie seiner Ursachenanalyse und die Penetranz", mit denen er seinen Lesern Keyensianismus, den er theoretisch noch nicht mal richtig beherrscht, in seiner vulgärsten Form als "alleinseligmachende Lösung aller Probleme" verkaufe. Spätestens, wenn Müller Befürworter einer niedrigen Staatsquote in die Nähe von Wegbereitern rechtsextremer Parteien stellt, dann "reißt er mühelos die zuvor von ihm bereits recht niedrig gehängte Latte des guten Geschmacks", lamentiert Beck und sein Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlagen klingt noch lange nach.
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