Peter Oliver Loew

Danzig und seine Vergangenheit 1793-1997

Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen
Cover: Danzig und seine Vergangenheit 1793-1997
fibre Verlag, Osnabrück 2003
ISBN 9783929759730
Kartoniert, 621 Seiten, 37,80 EUR

Klappentext

Die Arbeit ist ein Versuch, den Umgang mit den Puzzlestücken der Danziger Geschichte nachzuzeichnen, zu untersuchen, wie sich zwischen der Inbesitznahme durch Preußen 1793 und der Tausendjahrfeier von 1997 die Rolle des Vergangenen in der lokalen Gegenwart wandelte. Sie handelt von einer Stadt, deren Einwohner sich unter preußischer, napoleonischer, reichsdeutscher, freistädtischer, nationalsozialistischer, stalinistischer, nationalkommunistischer Herrschaft und schließlich in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung ihrer großen Vergangenheit entsannen, dabei aber meist zu vergessen suchten, dass Danzig bis 1793 ein wichtiger, zeitweise sogar der wichtigste Ort deutsch-polnischer Begegnung schlechthin gewesen war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.07.2004

Gregor Thum kann Peter Oliver Loews Studie über die Danziger Geschichtskultur spannende Seiten abgewinnen. Da das historische Selbstbild der Stadt Danzig ihrer wechselweise deutschen oder polnischen Zugehörigkeit angepasst wurde, ergibt sich für Thum ein interessantes Spannungsfeld. 1793 aus polnischer Herrschaft von den Preußen erobert, blieben die Danziger dennoch eher an Polen orientiert. Mit dem im 19. Jh. einsetzenden Nationalismus änderte sich dies: "Lauheiten in nationalen Dingen wurden fortan nicht geduldet." So wurde Danzig mal als "kerndeutsch", mal als "urpolnisch" stilisiert, mithin bis zur Geschichtsfälschung. Sei es, dass die deutsche Stadtregierung ab 1919 das polnische Wappentier -einen weißen Adler- mit "schwarzer Farbe zu preußischen Adlern" umpinseln ließ; sei es, dass die Polen nach 1945 die wiederaufgebaute Altstadt mit Fassadenmalereien über "den Einzug polnischer Könige" versahen, ohne jegliche historische Vorlage. Kern des "bemerkenswerten Buches" ist für Rezensent Thum, dass Geschichtsbilder "oft mehr über die Vorstellung ihrer Schöpfer als über die Vergangenheit" aussagen. Dabei lobt Thum den Autor Loew, der "mit großer Sachkenntnis" vorgehe und sich "einer wohltuend distanzierten Perspektive" bediene. Allerdings setzt Loew für den Geschmack des Rezensenten ein zu großes "Maß an historischem Wissen voraus", ohne das seine Studie nicht immer verständlich sei.
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