Gil Courtemanche

Ein Sonntag am Pool in Kigali

Roman
Cover: Ein Sonntag am Pool in Kigali
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2004
ISBN 9783462033687
Gebunden, 311 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Riek Walther. "Ein Sonntag am Pool in Kigali" ist ein Roman, eine Chronik und ein Bericht über eines der schlimmsten Massaker in der Geschichte, bei dem 800.000 Menschen den Tod fanden. Ein Roman, der den Opfern des Völkermords in Ruanda ein Gesicht gibt. Ein Hotelpool in Kigali 1994, Treffpunkt für Entwicklungshelfer, Botschaftsangestellte, Journalisten, Geistliche, Prostituierte, Politiker und alle, die in Ruanda das Sagen haben. Hier verliebt sich der alternde kanadische Journalist Valcourt in die schöne junge Kellnerin Gentille, eine Hutu, die aussieht wie eine Tutsi und deshalb verfolgt wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2004

"Ein Völkermord als Liebesgeschichte, geht das?", fragt die schockierte Sonja Zekri und antwortet selber: "Es geht. Es geht nur so". Die Heirat zwischen der "schönen" Hutu- und (!) Tutsi-Frau Gentille und dem alternden kanadischen Journalisten Bernard Valcourt symbolisiert Mord und Liebe. Die Selbstverständlichkeit, mit der das Hochzeitspaar nun am Pool des "Mille-Collines" in Kingali, Ruanda ihre Hochzeit feiert, obwohl draußen das Morden beginnt, lässt die Rezensentin den "Atem stocken". Zekri findet heraus, dass es nicht die grausamen Szenen sind, die so schockieren, sondern eine "Art sexuelle Dauererregung", die sich durch das ganze Buch zieht. Der Sex ist darin Zuflucht, Ausweg und Waffe, so Zekri und muss kräftig schlucken: "Zu den am schwersten erträglichen Szenen gehören jene, in der der Tabakhändler Cyprien vor den Augen der Milizen ein letztes Mal in seine Frau eindringt, bevor sie ihn in Stücke hacken". Die Rezensentin will den Roman nur loben, der das Verbrechen als "kühl geplanten Putsch analysiert, eine Art langsamer Holocaust, der zu verhindern gewesen wäre".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.07.2004

Dieser Roman von Gil Courtemanche erzählt vom Völkermord in Ruanda, bei dem 1994 innerhalb von dreizehn Wochen nahezu eine Million Tutsi von Hutu abgeschlachtet wurden. Wobei meist nur Männern ein schneller Tod durch einen Schuss oder Machetenhieb beschieden war - Frauen wurden nur allzu oft verstümmelt, gefoltert, vergewaltigt und verblutend am Wegesrand liegen gelassen. Zugleich erzählt der Roman eine der ergreifendsten Liebesgeschichten, die Ludwig Fels je gelesen hat. Völlig überwältigt schreibt er: "Es gibt Liebesgeschichten, die von Anfang verloren scheinen, um dann eine Größe zu gewinnen, die für einen Moment den ganzen Himmel ausfüllt." Es ist die Geschichte des in Ruanda gestrandeten Journalisten Bernard Valcourt und der Hotelkellnerin Gentille Sibomana, eine Hutu, die angeblich so schön ist, dass jeder sie für eine Tutsi hält. Doch da die "programmierte Entmenschlichung unaufhörlich ihr Territorium ausdehnt", "die Welt in Wahnsinn untergeht", ist dieser Liebesgeschichte, wie Fels verrät, kein glückliches Ende vergönnt. Doch egal: Sie ist "groß und gewaltig".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2004

Gil Courtemanche ist ein Quebecer Journalist und in seinem Roman "Ein Sonntag am Pool von Kigali" hat er sich vorgenommen, die Gräuel des Genozids von Ruanda in fiktionalisierter Form noch einmal aufzurollen. Gelungen aber ist ihm das, da kennt die Rezensentin Angela Schader kein Pardon, überhaupt nicht. In allzu "penetranter" Weise werde hier Sex zur Metapher, werde Aids arg "unsubtil" mit dem Hass der Völker aufeinander in Analogie gesetzt. Statt dieses Romans, meint Schader etwas verärgert, hätte man lieber die aus dem von afrikanischen Autoren vorgelegten Projekt "Rwanda - ecrire par devoir de memoire" entstandenen Texte übersetzen sollen, etwa Tierno Monenembos ungleich überzeugenderes Werk "L'aine des orphelins".
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