Constanze Paffrath

Macht und Eigentum

Die Enteignungen 1945-1949 im Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Dissertation
Cover: Macht und Eigentum
Böhlau Verlag, Köln 2003
ISBN 9783412181031
Gebunden, 431 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Während der Zeit der Teilung Deutschlands bestand kein Zweifel: die entschädigungslosen Enteignungen 1945-1949 in der Sowjetischen Besatzungszone würden nach Beseitigung des SED-Unrechtsregimes wieder gutgemacht werden. Doch zur Überraschung vieler hob die Bundesregierung Kohl diese Unrechtsmaßnahmen im Prozess der Wiedervereinigung 1989/1990 nicht nur nicht auf, sondern legitimierte sie vielmehr, unter anderem durch eine Änderung des Grundgesetzes. Zur Rechtfertigung ihres Verhaltens berief sie sich auf eine angebliche Forderung der Sowjetunion und der DDR-Regierung, die damaligen Konfiskationen um den Preis der Wiedervereinigung nicht wieder rückgängig machen zu dürfen: ohne Erfüllung jener Forderung sei die Einheit Deutschlands nicht zu haben gewesen. Dieser Wiedervereinigungslegende setzt die Autorin durch eine gründliche Auswertung aller verfügbaren Quellen ein Ende.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.05.2004

"Minutiös" hat die Politikwissenschaftlerin Constanze Paffrath in ihrer Dissertation den Verhandlungsprozess zwischen Sowjetunion und Bundesregierung im Jahr 1990 dokumentiert, der zu einer der "umstrittensten Entscheidungen" bei der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland führte, findet Arnd Bauerkämper. Die Autorin geht in ihrem Buch der Frage nach, ob die Kohl-Regierung dem Restitutionsausschluss - dem Verzicht auf die Rückgabe des Eigentums, das in der Sowjetischen Besatzungszone von 1945 bis 1949 beschlagnahmt worden war - nur zugestimmt habe, um die sowjetische Zustimmung zur Wiedervereinigung zu erreichen oder ob sie mit der Vortäuschung dieser "Zwangslage" eigene Ziele verdecken wollte. Wie der rezensent darstellt, erhebt die Autorin in ihrer Untersuchung schwere Vorwürfe gegen die damalige BRD-Regierung, die allerdings auf Argumenten beruhen, die teilweise "weniger überzeugend", teilweise "überhaupt nicht einleuchtend sind". Zum Vorwurf macht der Rezensent ihr auch, dass sich die Arbeit ausschließlich auf bereits veröffentlichten Quellen stützt. So habe Paffrath alles in allem zwar die "Debatte belebt und die weitere Forschung angeregt", eine "ausgewogene Antwort" auf nach wie vor offene Fragen erhalte der Leser aber nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2004

Diese politikwissenschaftliche Dissertation über den nach 1945 in der sowjetischen Besatzungszone enteigneten Grund- und Industriebesitz von Constanze Paffrath ist eine deutliche Parteinahme für die ehemaligen Eigentümer, meint Michael Stolleis. Die Autorin handelt die Ereignisse von der Enteignung bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die Bundesregierung habe mit dem Verzicht auf Rückgängigmachen der Enteignung nicht "pflichtwidrig" gehandelt "Punkt für Punkt" ab, ohne etwas Neues zum Thema beizusteuern, kritisiert der Rezensent. Er wirft der Autorin vor, "penetrant selbstgewiss" und mit allzu viel "Eigenlob" lediglich den eigenen Standpunkt zu vertreten und damit insbesondere der komplexen politischen Situation von 1990 keineswegs gerecht zu werden. Die Autorin weiß schon von vorn herein, wie das Ergebnis ihrer Untersuchungen aussieht und ist nicht bereit, sich auch in ihre "Gegner" hineinzudenken, beschwert sich Stolleis. "So funktionieren Verschwörungstheorien", meint der verärgerte Rezensent, der Paffrath vorwirft, "unkritisch das Material der eigenen Referenzgruppe" zu nutzen, um ihre Thesen zu belegen. Mit Wissenschaft aber hat dies nichts zu tun, so Stolleis indigniert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de