Joyce Carol Oates

Wir waren die Mulvaneys

Roman
Cover: Wir waren die Mulvaneys
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2003
ISBN 9783421051202
Gebunden, 587 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Renate Orth-Guttmann. Die sechsköpfige Familie Mulvaney ist vom Glück begünstigt, beliebt und angesehen, ein All-American-Clan - bis zu dem Tag, an dem ein schreckliches Verbrechen den Zusammenhalt und alle Stärke der Mulvaneys fordert und sie vor eine Zerreißprobe stellt. An einem Valentinstag bricht das Unglück über die Mulvaneys herein: Die einzige Tochter der Familie, Marianne, soll vergewaltigt worden sein. Dieses Verbrechen, über das in der Stadt gemutmaßt und innerhalb der Familie geschwiegen wird, stellt alle auf die Probe und löst schließlich einen Nervenkrieg aus, der zum bislang undenkbaren Bruch in der Familie führt. Der jüngste Sohn Judd macht sich als Erwachsener auf die Suche nach der Wahrheit, wird so zum Chronisten der Familie Mulvaney, und bringt eine erschreckende wie tragische Geschichte ans Licht. Erst siebzehn Jahre später gibt es Hoffung auf Versöhnung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.09.2003

Ursula März sähe es lieber, Joyce Carol Oates würde nicht so viele und nicht so lange Bücher schreiben. Sie sei nämlich ihrer "schieren Überproduktivität" wegen zwar "berühmt, aber unbekannt". Auch März schickt sich keinesfalls an, das Loblied der unentdeckten Bestsellerautorin zu singen, im Gegenteil: "Wir waren die Mulvaneys" sei durchaus fehlerhaft und befinde sich in "Grenznähe zu literarischer Unterhaltung" - die Rezensentin fühlt sich auf unangefochten künstlerischen Boden wohler und kreidet dem Buch seine Unausgereiftheit an. Vor allem die Erzählerstimme, ein Ich, das eigentlich als Wir spricht, sei unausgegoren. Sie hält Oates allerdings zugute, eine bewegende Familientragödie geschrieben zu haben, und gibt sich schließlich gnädig: "Bei allen handwerklichen Schwächen ist Joyce Carol Oates der Intensität der Geschichte am Ende gewachsen."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2003

Tobias Döring zeigt sich von diesem Roman, in dem eine Vergewaltigung geschildert wird, an der eine amerikanische Kleinstadtfamilie fast zerbricht, sehr angetan. Zwar kommt ihm manches ein bisschen bekannt vor, was ihn bei der beeindruckenden Produktivität Joyce Carol Oates auch nicht weiter wundert, und mitunter scheint ihm ihr Stil durchaus etwas "routiniert". Dennoch attestiert er der Autorin, sowohl "eingängig" als auch überaus "eindringlich" zu schreiben und er findet diesen Roman äußerst spannend und "sehr gekonnt" gemacht. Döring preist die amerikanische Autorin für ihre "selbstverständliche Erzählkraft" und zeigt sich insbesondere von der feinfühligen Psychologie der Geschichte beeindruckt. Am Ende lobt der Rezensent die Autorin ziemlich paradox aber begeistert, Bücher für den "Augenblick" zu schreiben, an die man noch lange denken müsse. Dass dann auch noch die "oft auf unwirkliche Weise stimmige" Übersetzung vergessen macht, dass es sich überhaupt um eine Übersetzung und nicht um das Original handelt, freut den Rezensenten besonders.
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