Carlos Ruiz Zafon

Der Schatten des Windes

Roman
Cover: Der Schatten des Windes
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783458171706
Gebunden, 527 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Als der junge Daniel, von seinem Vater geführt, den geheimen "Friedhof der Vergessenen Bücher" betritt, ahnt er nicht, daß in diesem unwirklich scheinenden Labyrinth sein Leben eine drastische Wende nehmen wird. Er darf sich ein Buch auswählen, für das er allein die Verantwortung trägt. Das Buch, das er sich greift, Der Schatten des Windes von einem gewissen Julian Carax, wird ihn sein ganzes zukünftiges Leben nicht mehr loslassen. Daniel, der allein mit seinem Vater im grauen Barcelona der Franco-Ära aufwächst, ist fasziniert von der Geschichte, die er liest. Er macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Autor, will wissen, wer dieser Mensch war, was ihm widerfahren ist, warum nur noch so wenige Exemplare seiner Bücher erhalten sind. Was als neugieriges Spiel beginnt, wird rasch zur Bedrohung...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2003

Carlos Ruiz Zafon, der in Spanien als Autor von Kinder- und Jugendbüchern bekannt ist, hat mit "Der Schatten des Windes" einen spannenden Schmöker geschrieben, meint Martin Lüdke. Der Roman sei nach einem einfachen Muster gestrickt, das die verschachtelten Handlungsgefüge, die mit einer russischen Puppe verglichen werden, zusammenhält. Der Roman lasse sich "widerstandslos" lesen, schreibt Lüdke, und meint das nicht nur positiv: Der Autor habe leichtfertig seine Möglichkeiten verspielt. Die Vorraussetzungen für einen wirklich großen Roman seien gegeben gewesen, doch Zafon sei "auf dem Weg zur Literatur vorher abgebogen, um auf die Straße des Erfolgs zu kommen", allegorisiert der Rezensent. Die Handlung reduziere die Verhältnisse der Franco-Diktatur auf eine Kulisse und ersetze Geschichte und Politik durch Psychologie, kritisiert Lüdke. Nicht Aufklärung, sondern einzig Spannung habe der Autor im Sinn. Aber das ist ihm nach Ansicht des Rezensenten schließlich gelungen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.11.2003

Sebastian Handke hat großen Spaß an diesem Roman, der von einem Buchhändler in Barcelona erzählt - auch wenn er nach der Lektüre mit einem kleinen Kater zu kämpfen hat: "Aber der Rausch war es wert." Seiner Meinung muss man sich aber auf den Roman einlassen, was manchem Leser sicher nicht ganz leicht fällt: "Zafons filmische Verbindung dieser Szenerie mit der visuellen Sprache des Schauerromans verleiht der Geschichte einen dunklen Zauber, dem man sich allerdings hinzugeben bereit sein muss." So kann man an den Ingredienzien dieses Romans erst einmal schwer schlucken oder spöttelnd reagieren - doch angesichts der Schmökerqualitäten des Romans sind solche Zuckungen nach Handkes Meinung nach ein paar Seiten sowieso irrelevant. Denn da ist man schon in die stimmige Atmosphäre des Buches hineingezogen, in die "trübe, gotische Stadt der großen Barcelona-Romane von Merce Rodoreda".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.10.2003

Christoph Haas hat an diesem Buch, den er dem Genre der "gehobenen Sensations- und Schauerliteratur" zuordnet, manches auszusetzen, aber sein Gesamturteil fällt positiv aus. Dieser Roman, der im Barcelona der Nachkriegszeit spielt, erzählt von einem Jungen, der von einem Roman derart hingerissen ist, dass er alles von und über dessen Autor erfahren will und auf seiner viele Jahre umfassenden Recherche zunehmend seltsame und beängstigende Erlebnisse hat, fasst der Rezensent zusammen. Er sieht den spanischen Autor Carlos Ruiz Zafon mit diesem Buch Meistern des Schauerromans wie Eugene Sue, Joan Aiken oder Wilkie Collins, nacheifern, meint aber, dass er "nicht ganz" an deren Qualität heranreicht. Wenn die Jugendjahre des Jungen Daniel beschrieben werden, hat das Buch durchaus eine "poetische Qualität", doch verlier es die im weiteren Verlaufe, wie der Rezensent bedauert. Trotzdem preist er nachdrücklich den "Dialogwitz" und die geschickte Inszenierung von Effekten, mit denen es dem Autor gelingt, die nötige "Spannung" zu erzeugen. Was Haas an diesem Roman besonders gut gefallen hat, ist die "kluge Wahl von Ort und Zeit der Handlung", denn die eindringliche und düstere Beschreibung von Barcelona macht in seinen Augen die Stadt zur eigentlichen "Hauptfigur" dieses Buches.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2003

"Bestens unterhalten" hat sich Albrecht Buschmann bei Carlos Ruiz Zafons "Schmöker" über den buchbegeisterten jungen Daniel, den die Aufgabe, ein Buch gegen einen geheimnisvollen Fremden zu beschützen, fast alles kostet, was er hat. Im Grunde ist die Geschichte ja recht simpel, bemerkt Buschmann, der Autor verstehe es aber, diese durch die Verschränkung mit zahlreichen anderen Geschichten gleichzeitig vielfältig und übersichtlich zu gestalten. Zum Lesevergnügen tragen laut Rezensent außerdem die zahlreichen literarischen Reminiszenzen sowie die Motive der klassischen Gothic Novel bei, das Ganze werde außerdem in einer "äußerst professionell umgesetzten" perspektivischen Erzählweise präsentiert. Die ornamentale Erzählweise, die nur im Spanischen nicht ungewöhnlich und "gut verdaulich" sei, habe der Übersetzer Peter Schwaar aber "glücklicherweise behutsam gedämpft, ohne Verfälschung des süffigen Stils".
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