Logan Pearsall Smith

Trivia

Gesammelte Kurzprosa
Cover: Trivia
Manesse Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783717520146
Gebunden, 308 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Friedhelm Kemp. Mit wachem Blick spazierte der Flaneur Logan Pearsall Smith vorbei an den scheinbaren Trivialitäten unseres Alltags. Die gesammelten Fundstücke verwandelte er, angeregt von Baudelaires "Spleen de Paris", in mehrere hundert Prosavignetten: zeitlos gültige Einblicke in Licht- wie Schattenseiten auch des eigenen Lebens. Dieser Band macht erstmals alle "Trivia" in deutscher Sprache zugänglich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2003

Von dem einen Teil dieses Buches zeigt sich Angela Schader ebenso uneingeschränkt begeistert wie von seinem anderen enttäuscht. An den versammelten Prosastücke bewundert sie Smiths "prachtvoll ins Kraut schießende Imagination", der es gelinge, "Gewaltiges und Unscheinbares" zusammenzuziehen und "Erhabenes blitzschnell ins Lächerliche" zu wenden. Smiths Prosa wird von ihr gar als "Feuerwerk" gefeiert, das, wie sie beglückt formuliert, seine "farbig und vieldimensional in den Himmel getuschten Bouquets" ebenso "leicht und spielerisch wieder zerstieben" lasse. Die seinen Prosaskizzen von Smith beigefügten Aphorismen dagegen wirkten auf sie dann nur noch "dürr und grau". Es sei, kleidet sie ihr Gesamturteil in ein Bild, "als bekäme man nach einer wundervollen Schmetterlingssammlung die zum Aufspießen der Tiere bestimmten Stecknadeln vorgelegt". Smiths Ironie nehme hier nicht selten ein "lehrhaftes Odeur" an. Smith, der 1856 in den USA geboren wurde und, wie man von der Rezensentin erfährt, um die Jahrhundertwende dann abwechselnd auf dem englischen Land und in Londons Salons verkehrend lebte und schrieb, war ein Freund von Henry James, ein "irisierender Geist" und "mondäner Denker", wie Schader schreibt, hoch belesen und von einem "fast obsessiven Stilwillen" beseelt, in dem sich ein weiter geistesgeschichtlicher Horizont mit einer wachen "unmittelbarer Wahrnehmungsfähigkeit" mitunter aber auch zu einem "nicht immer willig ertragenen Außenseitertum" verbunden habe. Gelobt wird von der Rezensentin schließlich Friedhelm Kemp für die vorliegende, erstmalig vollständige Übertragung von Smiths "Gedankenbuch" "Trivia" ins Deutsche, zeige sie sich doch "achtsam dem manchmal tückischen Schimmer" von Smiths Prosa verpflichtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.07.2003

Mit großem Vergnügen hat Stephan Maus offenbar die Prosastücke, Aphorismen und Maximen des amerikanischen Schriftstellers Logan Pearsall Smith (1865-1946) gelesen, die der Manesse Verlag jetzt in einem "schmucken Vademecum" für die Westentasche veröffentlicht hat. Smith, der ab 1888 in England lebte, war ein Flaneur, der beim Anblick seidener Halstücher oder einer Buchsbaumhecke über Philosophie und Kunst sinnierte, wie es Baudelaire in Paris ebenfalls tat. Allerdings ist Smith in seinen metaphysischen Momenten wohl nicht so bewegend wie der französische Dichter. Solange eine Tasse Tee in Reichweite stand, konnte ihm wohl die Erde nie so recht als Jammertal erscheinen. Groß, so unser Rezensent, war Smith immer dann, wenn er den "ironischen Kontrast zwischen gehobener Metaphysik und den Niederungen des Alltags" beschrieb, der auch den Dandy einholte. Maus beschreibt eine sehr hübsche Szene, in der Smith in seinem Badezimmerspiegel über die Worte "TAM HTAB" ins Grübeln geriet und ihm die Knie schlotterten wie Besazar - bis sie sich als "BATH MAT" entpuppten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2003

Seien Sie wählerisch, ruft Joachim Kalka auf, entdecken Sie die "Wärme der Ironie" - entdecken Sie Logan Pearsall Smith, unbedingt! Und man merkt: Es ist nicht allein der kritische Verstand, sondern vor allem das gewissermaßen denkende Herz des Rezensenten, das hier spricht. Smith, erfahren wir, war ein der Geburt nach neuenglischer, der Affinität und dem Lebensort nach englischer Literaturkenner und sozusagen hauptberuflicher Leser, wobei der Beruf als Berufung zu verstehen ist. Und er war der Autor der im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstandenen Prosaminiaturen, die hier erstmals vollständig auf deutsch erhältlich sind - "liebevoll durchgearbeitet", meisterhaft übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Friedhelm Kemp. Smiths Texte zielen, so Kalka, auf eine "radikale ästhetische Introspektion", die jedoch nichts mit "puritanischer Gewissenserforschung" gemein habe, sondern "die schwer fassbaren Stimmungen des Alltags, die grundlose Fröhlichkeit, die Einbildung, die Lust des Vorurteils, die kleine Melancholie" in einer ganz eigenen Stimme erklingen lasse - eine Stimme, die ihre Wärme gerade aus ihrer Distanz zu den präzise beobachteten emotionalen Beiläufigkeiten beziehe. "Es gibt", schwärmt Kalka, "gewisse abgegriffene und töricht gewordene Formulierungen, die man gerne für dieses Buch rehabilitieren würde. Weil man sagen möchte, dass es entzückend ist, dass es ein Kleinod ist, schließlich: dass es weise ist".
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