Siegfried Kracauer, Leo Löwenthal

In steter Freundschaft

Briefwechsel 1921 - 1966
Cover: In steter Freundschaft
zu Klampen Verlag, Springe 2003
ISBN 9783934920279
Broschiert, 292 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter-Erwin Jansen und Christian Schmidt, mit einem Vorwort von Martin Jay. Das 20. Jahrhundert ließ bürgerliches Leben in Weltkriegen, Inflation, Revolution und industriellem Massenmord versinken. Die Stetigkeit der bürgerlichen "Normalität", an der sich die Individuen bis dahin ausrichten konnten, wurde zerstört. Wo die äußere Kontinuität des Bürgerlichen vergangen ist, kann Stetigkeit nur noch von den Individuen gestiftet werden. "In steter Freundschaft", der Briefwechsel zwischen Leo Löwenthal und Siegfried Kracauer, ist ein Dokument des Aufbegehrens gegen den Verlust der Kontinuität. Er zeigt, wie zwei der bedeutendsten kritischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts angesichts der Katastrophen ihre Freundschaft im Gleichklang mit ihren geistigen Positionen entwickeln und bewahren konnten. Der hier erstmals publizierte Briefwechsel, der etwa 180 Briefe umfasst, beginnt im Jahre 1922 und endet erst mit Kracauers Tod im Jahre 1966.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2003

Für Wolf Lepenies stellt der Briefwechsel, der Leo Löwenthal von 1921 bis 1966 mit Siegfried Kracauer verband, ein beeindruckendes "Zeugnis einer großen Freundschaft" dar. Gleichzeitig würdigt er die Korrespondenz aber auch als interessanten Einblick in die Frankfurter Schule - Löwenthal war seit 1926 Mitglied des Instituts für Sozialforschung - und nicht zuletzt als Dokument dafür, wie die beiden Autoren im amerikanischen Exil zurechtkamen. Als ganz besonders berührend hat der Rezensent die Briefe empfunden, die sich die Autoren in jener Zeit schrieben, als Löwenthal bereits im sicheren amerikanischen Exil war, Kracauer dagegen noch immer in Marseille verzweifelt auf eine Ausreisemöglichkeit wartete. Insbesondere die Trostbriefe von Löwenthal, die auch sein Bemühen dokumentieren, seinem Freund zu helfen, haben Lepenies mit ihrer "schmucklosen, in hastiger Alltagsprosa" verfassten Form bewegt, wie er bekennt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2003

Lorenz Jägers Besprechung dieses Briefwechsels konzentriert sich ganz auf die neuen Aufschlüsse, die er über das persönliche Verhältnis von Siegfried Kracauer zu Theodor W. Adorno verspricht. Für Jäger legt, was man darüber nun aus den Briefen Kracauers an Löwenthal erfährt, vor allem nahe, Kracauers 1973 postum erschienenen Roman "Georg" noch deutlicher als bisher als einen Versuch Kracauers zu lesen, dieses Verhältnis literarisch zu bearbeiten - und so auch persönlich zu verarbeiten. Jäger zitiert aus einem Brief Kracauers an Löwenthal vom 12. April 1924, in dem er in Bezug auf Adorno schreibt: "Weißt Du, ich glaube, dass ich eine unnatürliche Leidenschaft für diesen Menschen empfinde, die ich mir nur so erklären kann, dass ich eben geistig doch homosexuell bin. Könnte ich sonst so an ihn denken und so unter ihm leiden wie ein Liebender an den Geliebten?" Über Löwenthals Rolle in dem Briefwechsel erfährt man wenig - nur so viel, dass Kracauer half, ihn von einem theologischen, an Franz Rosenzweig orientierten, auf einen theologischen Weg zu bringen.
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