Nick McDonell

Zwölf

Roman
Cover: Zwölf
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2003
ISBN 9783462032284
Taschenbuch, 230 Seiten, 7,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. White Mike ist clean. Er raucht nicht, er trinkt nicht, er kifft nicht. Aber er ist ein erfolgreicher Drogendealer. White Mike war gut in der Schule, auch wenn die Schulzeit seit sechs Monaten vorbei ist. Und obwohl sich manche Leute fragen, was er eigentlich die ganze Zeit treibt, kümmert es keinen, dass sich White Mike ein Jahr Auszeit nimmt, bevor er dann aufs College geht. Vielleicht aber auch nicht. White Mikes Kunden sind Highschool-Schüler, die in den Schulferien gegen die Langeweile kämpfen und dabei viel Geld ausgeben. Während ihre erfolgreichen Eltern im Urlaub oder auf Geschäftsreisen sind, feiern sie in deren New Yorker Villen und Luxusapartments Sex- und Drogenpartys....

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2003

"Uncool" findet Burkhard Müller diesen Roman, weil er so cool sein will. Und dann schafft er es noch nicht mal! "Am schlechtesten" aber, meint der Rezensent, wird es obendrein durch die Übersetzung, da die deutsche Sprache "für das wirklich Coole" zu umständlich sei. Davon abgesehen ist die reine Beschreibung gesellschaftlicher Verirrungen, ohne diese literarisch zu gestalten, nach Müllers Ansicht reizlos. McDonells Figuren geraten so zu einem "Panoptikum aus Schaufensterpuppen", zu ununterscheidbaren "Zombies", schimpft unser Rezensent. So seien "sämtliche Girls" "nicht dick, aber auch nicht spindeldürr und dabei gesund". Über den Inhalt etwas zu sagen, "lohnt sich kaum", erklärt Müller. Trotz rasanter Handlung könne wegen der Coolheit der Sprache bis zum "einigermaßen überraschenden" Ende, das der Rezensent "ohne Gewissensbisse" verrät, keine Spannung aufgebaut werden. Diese Art zu schreiben hält Müller für den "unvermeidlichen Fehler eines sehr jungen Autors", der Opfer der "leicht perversen Gier nach literarischem Frischfleisch" geworden sei.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.06.2003

Jens Jessen hat "Zwölf" als Generalabrechnung mit der westlichen Zivilisation gelesen und erklärt den Roman zum Meisterwerk. Nick McDonell führe die Verkommenheit einer Welt vor, "in der nichts gilt als die Lusterregung des Individuums". Er zeige das bloß, ohne zu lamentieren oder auf moralische Alternativen zu verweisen, und eben darin besteht für Jessen seine literarische Meisterschaft: "McDonell philosophiert nicht wie Houellebecq, er schockt nicht wie Ellis, er sentimentalisiert nicht wie Kracht", doch von Beginn an laufe alles zwingend auf den Untergang zu. Den, schreibt Jessen, überlebt nur ein "zweifelhafter Chronist", der Drogendealer White Mike, aus dessen Mund wir die Geschichte erfahren, "mit einem kaltem Pathos" erzählt, "das von ferne an Stendhal und Ernst Jünger erinnert". Nichts an diesem Buch sei eine literarische Geste, alles sei echt: der Hass, der Ekel, die Verachtung. Und das, so Jessen, sollte uns im Westen zu denken geben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.04.2003

Nur eine Sache hat Rezensent Stephan Loichinger an diesem Roman wirklich beeindruckt: dass Nick McDonell es schafft, sein gesamtes Personal auf zwei Seiten auszulöschen. Ansonsten hält Loichinger nicht viel von diesem vielfach gefeierten Debüt. Seiner Ansicht nach sollte auch ein 19-Jähriger in der Lage sein, eine originelle Geschichte zu erzählen. In "Zwölf" geht es jedoch nur um eine Bande verzogener Teenager von der Upper East Side, die "nicht tiefer als in ihre Gucci-Täschchen" blicken, erklärt Loichinger, und die ständig etwas haben wollen: Nasenoperationen oder gerne auch Drogen. Wer von intelligenten, übersättigten Jugendlichen lesen möchte, dem empfiehlt unser Rezensent immer noch J. D. Salinger oder Bret Easton Ellis, denn diese Autoren, meint er, füllen die Leere ihrer Helden wenigstens mit Witz - oder Kälte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.02.2003

Henning Kober ist berührt von der Wahrhaftigkeit dieses autobiografischen Romans über die traurige Welt cooler, reicher New Yorker Kids - eine Welt, in der die Rettung der Seele bei Prada gesucht werde und deshalb zum Scheitern verurteilt sei. Nick McDonells Figuren, verwöhnte, selbstbezogene Teenager, seien "in der angenehmsten Hölle der Welt" zu Hause und holten sich ihre Kicks bei Drogen, Sex oder Waffen: "Sie alle suchen ein Gefühl. Egal welches. Meist landen sie beim Schmerz, der auf das kurze Glück folgt." Kober vergleicht McDonell mit Bret Easton Ellis, attestiert ihm ein nicht geringes literarisches Talent - er sei "ein Meister des kurzen Satzes - und empfiehlt seinen Debütroman eigentlich allen: "Lest dieses Buch, wenn Berlin kalt und Reutlingen böse ist."