Amira Hass

Gaza

Tage und Nächte in einem besetzten Land
Cover: Gaza
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406502033
Gebunden, 410 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sigrid Langhaeuser. Amira Hass ist die einzige unter den israelischen Reportern, die ihren Alltag mit den Palästinensern teilt. Als Israelin freiwillig unter Palästinensern zu leben, gilt nicht wenigen ihrer Landsleute als Kollaboration mit dem Feind, wie ihr andererseits viele Palästinenser mit tiefem Misstrauen begegnen. Doch ist es gerade diese Existenz als Grenzgängerin zwischen den Fronten, die ihr dieses Buch ermöglicht hat. Amira Hass verleiht dem gewöhnlichen palästinensischen Leben ein Gesicht. Hier erfährt man, was es bedeutet, als Taxifahrer oder Arzt, als Bauer oder Hausfrau in den besetzten Gebieten zu leben. Hass dokumentiert den palästinensischen Alltag ebenso genau wie das Mit- und Gegeneinander palästinensischer Organisationen. Sie beschreibt die ohnmächtige Wut auf die israelischen Besatzer ebenso wie die Selbstherrlichkeit des autoritären Regimes Yassir Arafats.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.02.2004

Nicht ganz neu ist das Buch von Amira Hass, dessen Originalausgabe bereits 1996 erschien, doch tut dies der Aktualität des Bandes keinen Abbruch, zumal die jüngsten Ereignisse für die deutsche Ausgabe in einem Nachwort aufgegriffen wurden. Amira Hass, Korrepondentin der liberalen israelischen Tageszeitung "Haaretz" lebt als einzige israelische Journalistin seit 1993 im Gaza-Streifen, und so liefert mit ihrem Bericht nicht nur die "umfassendste Chronik" zum Alltag in den besetzten Gebieten, sondern auch eine scharfe Analyse des israelisch-palästinensischen Konflikts sowie ein soziologisches und menschliches Porträt der Verhältnisse.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2003

Für Sylke Tempel zählt Amira Hass zu den ganz Großen im Journalismus. Die Korrespondentin der israelischen Tageszeitung Ha'aretz zog 1993 nach Gaza, 1997 in die West Bank-Stadt Ramallah. Damals glaubte man noch, so Tempel, über einen Friedensprozess berichten zu können. Das Buch entstand in den Jahren bis 1996, das heißt, die jüngsten Entwicklungen sind darin nicht enthalten. Ein kleines Manko des mit soviel "Herzblut" verfassten Buches, bedauert die Rezensentin, mit einem eingefügten aktualisierten Bericht zur Lage hätte dieser Schönheitsfehler leicht beseitigt werden können. Eine weitere Schwäche des Buches sei die Nachsicht, die die Journalistin erworben habe, seit sie - als einzige israelische Korrespondentin - inmitten der palästinensischen Bevölkerung lebt. Der Nachsicht fehlt es an Erklärungen, kritisiert Tempel, so etwa für die zweite Intifada im Jahr 2000. Dafür sei Hass jedoch sehr nah dran an der palästinensischen Bevölkerung: ob es das Machogehabe der Sicherheitsdienste Arafats, die Korruption der palästinensischen Regierungsriege oder die Willkür der israelischen Behörden betrifft: Hass ist eine richtige Berichterstatterin "aus dem Hinterhof", lobt Tempel. Ihr Buch sei zwar keineswegs ausgewogen, aber gut recherchiert und spannend erzählt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2003

"Unentbehrlich für das Verständnis des israelisch-palästinensischen Konflikts" findet Rezensentin Alexandra Senfft das Buch der "couragierten" Gaza-Korrespondentin der israelischen Tageszeitung "Ha'aretz". In ihrem Report zeige sie dass andere Gesicht der israelischen Gesellschaft und führe gleichzeitig auch das andere Gesicht Gazas vor: die Menschlichkeit, den Humor seiner Bewohner sowie deren Sehnsucht nach Freiheit. Das Buch beschreibe palästinensischen Alltag nach den Osloer Verträgen, und die Rezensentin fand hier "eine zutiefst bedrückende Realität" dokumentiert, die ihr deutlich machte, "warum der Friedensprozess vermutlich scheitern musste". Freilich decke sie nicht nur israelisches Fehlverhalten, sondern auch die Missstände in der Autonomiebehörde auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2003

Amira Hass' Buch "Gaza. Tage und Nächte in einem besetzten Land" hat Rezensentin Angela Gutzeit sehr beeindruckt. Hass, die seit 1993 im Auftrag der Zeitung Ha'aretz als Korrespondentin Gaza-Streifen berichtet und sich als einzige israelische Journalistin dort niedergelassen hat, beschreibt darin die Hintergründe für das fortgesetzte Blutvergießen in dieser Region. "Für mich", zitiert die Rezensentin die Autorin "verkörpert der Gaza-Streifen die ganze Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Er verkörpert den zentralen Widerspruch des Staates Israel - Demokratie für die einen, Enteignung für die anderen." Hass bezeichnet Israels Umgang mit den palästinensischen Menschen laut Gutzeit sogar als Apartheidspolitik. Aber die Autorin beobachte nicht nur die israelischen Zwangs- und Schikanemethoden aus nächster Nähe und an der Seite der Gaza-Bewohner. Das macht das "ungeheuer Überzeugende und Bestechende" an ihrem Buch aus, hält Gutzeit fest. Amira Hass kenne auch die politischen Gruppierungen der Palästinenser, ihre Protagonisten und ihre Rivalitäten, und verschone sie keineswegs mit Kritik.