Klaus Ensikat, Barbara Kindermann

Faust

Nach Johann Wolfgang von Goethe
Cover: Faust
Kindermann Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783934029101
Gebunden, 32 Seiten, 15,50 EUR

Klappentext

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Mephisto, der versucht, Doktor Faust die Seele abzuhandeln! Aber wie lautet noch gleich die berühmte Gretchenfrage, was war des Pudels Kern und wer ist egentlich der Geist, der stets verneint?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2003

Christina Thurner ist zunächst skeptisch angesichts der Idee, Goethes Faust auf 36 Seiten darzustellen. Doch sie wird positiv überrascht und das ist vor allem auf die "klugen Illustrationen" von Klaus Ensikat zurückzuführen. Der hat seine Erfahrungen "sowohl mit Klassikern der Weltliteratur als auch mit Kinderbüchern" gemacht, und dieser Erfahrungshintergrund fließe in die Bilder ein, die nach Meinung der Rezensentin eine "hohe Komplexität" ausdrücken. Der Kern der Geschichte Liegt für Thurner in den gelungenen Zeichnungen: die "kolorierten, äußerst dichten Federzeichnungen verleihen dem Buch das Schillernde, das auf die zwei Seelen des Faust hindeutet". Aber auch die Arbeit der Lektorin und Autorin Barbara Kindermann findet die Rezensentin durchaus lobenswert. Sie "reduziert Goethes Text auf einige Grundzüge der Tragödie - die Charakterisierung des Protagonisten, dessen Begegnung mit dem Teufel, den Hexen und Gretchen". Aus pädagogischer Sicht findet Thurner vor allem bemerkenswert, wie es Kindermann gelingt, Goethes ursprüngliche klassische Sprache "überraschend homogen" in ihre Nacherzählung einzubauen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.11.2002

"Gediegen, doch recht bieder" findet Ludwig Harig diesen nacherzählten Faust. Eigentlich, meint der Rezensent, lasse sich die Geschichte allenfalls "gegen den Strich" und mit allen "inneren Zweifeln und Brechungen" nacherzählen, und genau das scheint er in diesem Fall zu vermissen. Besonders in den Passagen, in denen Faust Gott anruft, kommt ihm Kindermann in ihrer Nacherzählung sehr rat- und hilflos vor, und er findet, dass sie dort in den "Chor der Frömmler" einstimmt, die in allen Fehlern der Welt "unbestandene Prüfungen des allmächtigen Herrn" erkennen. Die Illustrationen dagegen "bürsten" die Geschichte tatsächlich "gegen den Strich" und "stellen sie karikierend in Frage", bemerkt der Rezensent angetan. Statt "braver, schöner Bilder" bieten sie groteske Einsichten, die für kleine Kinder allerdings manchmal zu verstörend sein könnten, gibt der Rezensent zu bedenken. Trotzdem haben die ihm recht gut gefallen und er attestiert den Illustrationen, tatsächlich "erhellende" Wirkung zu haben. Und so möchte Harig am Schluss den Verlag ermutigen, weitere Nacherzählungen großer literarischer Werke für Kinder zu edieren und das, "trotz des unvermeidlichen Mankos der Nacherzählung" und auch "trotz der Krassheit" der Bilder.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.11.2002

Etwas fragwürdig hat Jens Thiele dieses Projekt zu Anfang wohl gefunden. Aber dann atmet er auf: "geblieben ist etwas von der Sprachkraft und dem Sprachgenuss der literarischen Vorlage". Dabei hat geholfen, so findet er, dass Barbara Kindermann die Sprache "in der Schwebe hält" zwischen alt und neu und auch manches Original-Zitat einfließen lasse. Fasziniert haben Thiele vor allem Klaus Ensikats Zeichnungen, die eine Balance hielten, wie er schreibt, "zwischen Realität und Magie, zwischen Liebreiz und Schrecken". Selbst ein zuprostender Punk in Auerbachs Keller oder ein Hexentanz auf der Giftmüllhalde haben ihn nicht etwa als "modisch aktuell" gestört, sondern ihn als gelungene Verbindung von "Vergangenheit und Gegenwart" berührt. Insgesamt also eine gelungene "spannende Nacherzählung", findet der Rezensent, der gemeinsam mit Hilde Elisabeth Menzel und Konrad Heidkamp diesen Band als LUCHS 189 ausgewählt hat.
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