Monika Maron

Endmoränen

Roman
Cover: Endmoränen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783100488107
Gebunden, 252 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Auf dem Land, in einer nordöstlichen Endmoränenlandschaft, versucht sie, gleichsam in einem Panoramablick, ihren biografischen Standort zu bestimmen, rückblickend, vergleichend und ratlos, was die vor ihr liegende Zeit angeht...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2002

Monika Maron ist mit diesem Roman über eine in die Jahre gekommene Biografienschreiberin ein "großartiges, bewegendes Buch" gelungen, lobt Martin Lüdke, Vielleicht ist dieser Roman, mutmaßt der Rezensent, der persönlichste der Autorin. Ihr oft "böser, kalter" Blick richtet sich diesmal vor allem gegen sich selbst, trotzdem wird auch mit "Spott" und "Hohn" gegenüber Kolleginnen und Kollegen des schreibenden Gewerbes nicht gespart, verspricht Lüdke. Besonders hoffnungsfroh stimmten Plot und Figuren nicht gerade, denn hier geht es um "den Schrecken des Alterns", vorgeführt an der ostdeutschen "Gebrauchstextfabrikantin" Johanna, die nach dem Mauerfall den Sinn ihres Schreibens, in das sie zu DDR-Zeiten stets "subversive Botschaften" verpackt hatte, verliert, warnt der Rezensent. Empfehlen kann er diesen Band mit "schön-schrecklichen Episoden" ohne "Pathos", "Larmoyanz", dafür mit reichlich "Humor" und "bissigem Witz" vor allem jenen, deren Schläfen wie bei der Protagonistin und der Autorin schon ein leichtes Grau schmückt, rät Lüdke.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.09.2002

Man könnte den neuen Roman von Monika Maron genau so gut "Die Überflüssigen" oder "Lerne klagen, ohne zu leiden" nennen, meint Christoph Bartmann. Das meint der Rezensent zwar leicht ironisch, aber nicht abwertend. Denn was das Werk auszeichne, sei, dass man seinen Protagonisten Glauben schenke. Bei vielen Büchern komme beim Leser schnell Langeweile auf, wenn darin wenig passiert, weiß Bartmann. Marons Roman hingegen wecke genau deswegen das Interesse des Lesers. Recht schonungslos habe die Autorin ein Porträt einer "intellektuellen Elite von gestern" gezeichnet, die im "märkischen Exil" dem Überdruss an den Veränderungen seit 1989 fröhne. Aller Resignation der Protagonistin Johanna zum Trotz, die sich zu DDR-Zeiten als Biografien-Schreiberin verdingte und stets darum bemüht war, darin Subversives zu verstecken, diese Tätigkeit nach der Wende fortsetzt und es auch dann nicht lassen kann, ihren Lesern hier und da unerwünschte Wahrheiten zu vermitteln, nehme das Buch sogar ein belebendes Ende, verrät der Rezensent. Auch hinter "zerknautschten Lebensläufen" lauere ein neuer, wenn gleich auch "wunderlicher" Anfang, lässt uns die Autorin wissen, schmunzelt Bartmann.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2002

Man weiß nicht, was Martin Krumbholz an diesem Roman gefallen oder was ihm missfallen hat. So recht begeistern kann er sich jedenfalls nicht: Tonlage "weder Dur noch Moll". Ähnlich wie den von ihm nachgezeichneten Charakteren - Johanna, der Protagonistin, samt Mann, Tochter, Geliebten und am Ende noch ein Hund - scheint auch dem Rezensenten ein ödes Gefühl von Vanitas in die Knochen gefahren zu sein. Die Charakterisierungen, die er für Ort, Zeit und Handlung sowie die handelnden (redenden) Personen findet, sind: Desillusion, Spätsommer, Endzeit, Herbst, Melancholie... Krumbholz fragt sich verwundert, ob die Perspektive der Maron'schen Figuren, das Intim- und Gefühlsleben einer gewissen Generation Intellektueller in der Post-DDR, eine verquere Art von "DDR-Nostalgie" sei. Es wirkt alles, urteilt er, "wie in einer Ausnüchterungszelle geschrieben, ein Kopfschmerzbuch".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.09.2002

Ein großes und auch wieder zwiespältiges Lob für die Autorin ist Iris Radisch da gelungen. Ein "leichtes, ergreifendes Werk", nennt sie den Roman "Endmoräne", ein "kluges ... Alterswerk", eine "Alterselegie". Radisch mag die kleinen Beobachtungen Marons im dörflich-brandenburgischen Nachwendealltag und freut sich am Humor der Autorin und an ihrer "frohen Botschaft" ("das Herz altert nicht"). Sie identifiziert erfreut das Motiv der Erinnerung an eine DDR-kritische Liebe zur deutschen Romantik und empfindet vieles - unter anderem die Erkenntnis, dass eine gewissen Generation in Ost und West sich gleichermaßen müde und ironisch mit dem Altern herumschlägt - offenbar als hinreichend, um der Autorin "luzide Nüchternheit" zu bescheinigen. Nur ganz zum Schluss ein Wermutstropfen: das Werk, "es kennt sich selbst viel zu gut und lässt nichts unerklärt".
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