Reinhard Urschel

Gerhard Schröder

Eine Biografie
Cover: Gerhard Schröder
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2002
ISBN 9783421055088
Gebunden, 250 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Gerhard Schröder ist der erste Kanzler nach 1945, der sein Amt in der Hauptstadt Berlin ausübt, und er ist der erste Kanzler nach 16jähriger Kohl-Regentschaft. Als erster Kanzler der 68er-Bewegung ist Gerhard Schröder alles andere als ein Verfechter linker Reformpolitik. Ganz im Gegenteil, er ist der Auto-, der Medien- und der Freund-der-Bosse-Kanzler. Seine Herkunft aus den sprichwörtlichen Kleine-Leute-Verhältnissen greift als Erklärung für seinen Machtdrang zu kurz. Reinhard Urschel porträtiert einen demokratischen Pragmatiker, der wesentlich mehr Gemeinsamkeiten mit Helmut Schmidt aufweist als mit dem linken Parteiflügel. Und er beschreibt sowohl bislang unbekannte Details des Machtkampfes mit Oskar Lafontaine als auch das Verhältnis zu Johannes Rau und Rudolf Scharping.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2003

Ein Bundeskanzler, der als Medienmann über die "Imaginationswelt" herrscht: Nur wenige Politikern würden zu "Auserwählt-Rätselhaften", meint Thomas Schmid. Biograph Reinhard Urschel versuche in bescheidener Art als Erzähler dem rätselhaftem Kanzler Schröder auf die "Schliche zu kommen". Der Rezensent ist von dem Ergebnis jedoch enttäuscht. Zwar findet er die Biografie "solide", doch dem Geheimnis Schröders, als Rebell von "unten" kam und mit Hilfe kompetenter Berater und journalistischer Begleiter nach "oben" gelangte, komme Urschel nicht auf die Spur. Des weiteren bemängelt der Rezensent, dass auch Schröders Spontanität, seine "situative Schnelligkeit" in dieser Biografie zu kurz kommt. Denn gerade sie habe ihm zwar in den politischen Institutionen zu wirklicher Stärke verholfen, sei jedoch eine staatspolitische Schwäche. Eine komplizenhafte Befangenheit lähme den Biografen. So lese man, was man schon wisse. Da helfe auch nicht Urschels "Mitwisser- und Zeitzeugenschaft" und dramenhafte Überschriften wie "Von einem der auszog", "Lehrjahre in Bonn", Etappenziel Niedersachsen", "Niederlagen und Lähmungen" und letztendlich: "Kanzler- und wie weiter?". Je genauer man hinschaut, desto "fremder blickt es zurück", resümiert Schmid die Versuche, dem "umgänglichsten aller Kanzler" sein Geheimnis zu entlocken.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.07.2002

Markus Brauck bespricht zwei Biografien über den amtierenden Bundeskanzler, wobei er meint, dass es zu diesem Zeitpunkt sowieso "fast unmöglich" ist, etwas Neues über Schröder zu schreiben. Die Biografie von Urschel würdigt er zwar als "ordentliche Quelle", doch findet er die Ausführlichkeit der Darstellung "ermüdend und verwirrend". Mitunter wirken die Ausführungen wie ein "Zettelkasten" mit Überleitungen, so der Rezensent etwas genervt. Besonders tadelnswert findet Brauck, dass der Autor nicht zwischen Wichtigem und Nebensächlichem unterscheidet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.06.2002

"Ein halber Meter Schröderiana" existiere schon, schmunzelt die Rezensentin Evelyn Roll, und es kommt nun Neues dazu. Zwei Schröder-Biografien nämlich, eine von Jürgen Hogrefe, die andere von Reinhard Urschel. Nachdem die Rezensentin, um dem Leser einen Eindruck der zu erwartenden Wonnen zu vermitteln, amüsiert einige absurd-köstlichen Momente aus dem Kapitel "Geld" des Hogrefschen Buches vorgetragen hat, die die "deutsche Kanzlerherrlichkeit" darlegen, bespricht sie beide Bücher im einzelnen. Hogrefes Versuch findet sie "sehr lesenswert" - die zwölf thematischen Kapitel hätten stellenweise sogar essayistisches Format. Urschel hingegen habe den Stoff undifferenziert und faktenhuberisch bearbeitet. So unterschiedlich die Umsetzung auch sein mag, beide Autoren, so Roll, sind mit der "klassischen Biografen-Schwierigkeit" nicht fertig geworden, die darin besteht, in allzu große Sympathie zum beschriebenen Menschen zu verfallen. Hier sei Vorsicht geboten und eigene Interpretationskategorien unabdingbar. Diese Schwäche verleite auch beide Autoren dazu, sich nie mit grundsätzlichen politischen Fragen auseinander zu setzen, was die Rezensentin "Berliner Krankheit" nennt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.05.2002

Jens König bespricht zwei Biografien des Bundeskanzlers, die zweierlei Dinge gemeinsam haben: sie sind unkritisch und distanzlos, und ihre Verfasser zählen sich zum Freundeskreis des Politikers. (Neben Reinhard Urschels "Gerhard Schröder - Eine Biografie" muss auch Jürgen Hogrefes: "Gerhard Schröder. Ein Porträt" dran glauben.) Den Autor Reinhard Urschel, stellt König als Journalisten vor, der seit Jahrzehnten für die Hannoversche Allgemeine schreibt und Schröder noch als Landespolitiker kannte. Das Interessanteste an dem Buch seien auch einige unbekanntere Anekdoten aus Schröders Zeit in Niedersachsen, behauptet König. Ansonsten lese sich Urschels Biografie so wie man sich Schröders Heimatstadt Hannover vorstelle: solide, aber tödlich langweilig, ohne Höhen und Tiefen und viel zu ausführlich. Das Buch enthält so ziemlich alles, "was ohnehin jeder über Schröder weiß", schimpft der Rezensent. Wie andere Biografen erliege Urschel der Bewunderung für den sozialen Aufsteiger Schröder, der sich aus kleinen Verhältnissen nach oben gekämpft hat - und dort oben, einsam an der Spitze, immer weiter kämpft. Einen Unterstützer hat er ja, und mindestens einen Bewunderer weniger, den Rezensenten Jens König.